80 Bäume in Salzburg mit gefährlichem BRandkrustenpilz infiziert

19.11.2013

Unterlagen zum Pressegespräch am 19. November 2013 mit Bürgermeister-Stellvertreter DI Harry Preuner und Stadtrat Johann Padutsch im Schloss Frohnburg in Salzburg.
Thema: „Wenn der Pilz stärker ist als der Baum. Baumpflege – was kann sie und wo sind ihre Grenzen?“

Das Bild der Stadt Salzburg ist geprägt von üppigen, grünen Riesen. Doch speziell entlang von Straßen setzen Abgase, Streusalz, Asphalt, parkende Fahrzeuge oder auch diverse Tiefbau-Maßnahmen Bäume nicht selten unter massiven Stress. Ist ein Baum erst einmal geschwächt, haben Krankheiten ein leichtes Spiel. So etwa der gefürchtete Brandkrustenpilz (Kretzschmaria deusta), der im geschädigten Wurzelbereich eine intensive Weißfäule entwickelt, die auch bis in den unteren Stammbereich aufsteigen kann. Das besonders Heimtückische daran: Während die Krone noch üppig grün und der Baum gesund erscheint, kann der befallene Wurzelstock den tatsächlich schwer kranken Baum kaum noch halten.

Die Reaktion eines befallenen Baumes ist von Baumart zu Baumart unterschiedlich. Vor allem „schlecht abschottende“ Baumarten wie Ahorn, Kastanie und Linde haben einem Brandkrustenpilzbefall nur wenig entgegenzusetzen und versagen unkontrolliert und kaum vorhersehbar. Kommt dann z.B. kräftiger Wind oder Regen ins Spiel, kann dieser Baum kippen.

Insgesamt 80 über das gesamte Stadtgebiet verteilte Bäume im öffentlichen Bereich sind derzeit vom Brandkrustenpilz befallen. Für rund 50 der befallenen Exemplare gibt es absolut keine Rettung mehr. Diese Diagnose stellten erfahrene Spezialisten der Firma Brudi & Partner TreeConsult aus München fest, die im Auftrag des Stadtgartenamtes sämtliche 21.000 Bäume auf öffentlichem Grund auf Herz und Nieren untersuchen. Noch dieses Jahr sollen demnach diese 50 betroffenen Bäume gefällt werden, da hier der Befall bereits seit einigen Jahren besteht und das Risiko zu hoch ist. Die Fachleute des städtischen Baumpflegetrupps müssen nun mit der Motorsäge ausrücken, um die Verkehrssicherheit aufrecht zu halten. Die erforderlichen Genehmigungen der Naturschutz-Behörde liegen bereits vor.

Die „gut abschottenden“ Gattungen wie Esche, Eiche und Buche können nach Auskunft der Experten noch etwas länger erhalten werden. Auch gibt es noch Hoffnung für den einen oder anderen Ahorn- oder Lindenbaum. All diese Bäume müssen jedoch während ihrer Reststandzeit zusätzlich – neben den regelmäßigen Baumkontrollen – vom Sachverständigen Albrecht Thausing (Firma Albrecht und Rolf Thausing) intensiv untersucht werden.

„Kein Baum auf Stadtgrund wird leichtfertig geopfert. Die Menschen in Salzburg wissen das und akzeptieren deshalb auch in den allermeisten Fällen die fachlich fundierten Entscheidungen der Baumexperten. Wir haben hier eine riesige Verantwortung, müssen Gefahr und Risiko abschätzen und die Sicherheit gewährleisten!“, stellt der für den Umweltschutz ressortzuständige Stadtrat Johann Padutsch fest. „Rund 50 Bäume müssen deshalb umgehend gefällt werden. Noch eine Weile stehen bleiben können vielleicht 30 weitere Riesen. Da sich diese in besonders exponierten Bereichen befinden, investieren wir nun 20.000 Euro in die weiteren Untersuchungen. Sollte dabei jedoch herauskommen, dass auch hier die Zeit abgelaufen ist, werden diese Stämme massiv zurückgeschnitten, sodass sie keine Gefahr mehr darstellen. Die übrigbleibenden Baumrümpfe werden als Totholz zu „Insektenhotels“: Hier finden auch besonders seltene und gefährdete Käfer- und Insekten einen artgerechten Lebensraum mitten in der Stadt. So hat der alte Baum einen neuen Nutzen und bleibt wertvoll.“ Auf vom Salzburger Karikaturisten Thomas Wizany gestalteten Tafeln wird auf sehr liebenswürdige Art auf diese "Insektenhotels" und deren Bedeutung hingewiesen.


21.000 faches Risiko braucht Kontrolle durch Experten

Den dazu nötigen lückenlosen Überblick verschaffte sich die Stadt erstmals 1983 mit dem ersten digitalen Baumkataster. Seitdem werden von Spezialisten sämtliche Bäume auf Stadtgrund jährlich auf Sicherheit und Gesundheitszustand kontrolliert, Daten und erforderliche Maßnahmen im Kataster in fünf Dringlichkeitsstufen unterteilt.

Jeder Baum auf Stadtgrund ist damit „amtsbekannt“, hat eine eigene Nummer und ein Datenblatt, das den städtischen Baumpflegern im Detail Auskunft gibt, welche Maßnahmen dieser „Schützling“ braucht. Seit 2004 werden die Daten dazu zeitgemäß in einem digitalen, GIS-gestützten Baumkataster erfasst und den MitarbeiterInnen der Fachabteilungen zur Verfügung gestellt.

Martin Lienbacher und sein sechs Mann starker Baumpflegetrupp gehören zum Gartenamt der Stadt im Ressort von Bürgermeister-Stellvertreter Harry Preuner, der seiner Truppe Rosen streut: „Diese ambitionierten Männer lieben ihren Allwetter-Job, sind bei brütender Hitze wie Eiseskälte im Einsatz. Vor allem sorgen sie dabei mit viel Aufwand und Fachkunde für die Verkehrssicherheit der 21.000 städtischen Bäume. Denn wie jeder Eigentümer hat auch die Stadt Salzburg dafür zu sorgen, dass von ihren Bäumen keine Gefahr für Dritte ausgeht. Wenn die Baumpfleger einmal fällen müssen, setzen sie auch junge Bäume nach. In den vergangenen 14 Jahren wurden um 7,6 % (1954 Stück) mehr Bäume gepflanzt als gefällt (1815 Stück). Hier geht es immer auch um die beste Wahl unter den rund 200 Arten im Salzburger Stadtgebiet. So tragen sie aktiv, mit großem Fachwissen und Herzblut dazu bei, dass die gesunde Vielfalt auch den nachkommenden Generationen erhalten bleibt. Die Bilanz ist damit durchwegs positiv“, so Bürgermeister-Stellvertreter Harry Preuner.

Der weitaus größere Teil ihrer Arbeit sind vorsorgende Maßnahmen, um die Bäume gesund und kräftig zu erhalten. Kronenpflege, Einbau von Kronensicherungen, Kronenrückschnitte, Jungbaumpflege, all das und noch etliches mehr gehört zum Alltag der Baumpfleger, die allein im Vorjahr 3083 Einzelpflegemaßnahmen setzten. Ihre jahrelange Erfahrung und ständige Weiterbildung machten die Salzburger zu anerkannten Experten der zeitgemäßen Baumpflege.


Stadt Salzburg ist Partnergemeinde im Netzwerk vielfaltleben

Insgesamt 106 österreichische Gemeinden sind dem Netzwerk vielfaltleben bisher beigetreten. Im Frühling dieses Jahres haben Naturschutzbund und Lebensministerium mit der Stadt Salzburg einen weiteren starken Partner für den Erhalt und die Förderung der biologischen Vielfalt bekommen. Nach einem einstimmigen Beschluss des Stadtsenats am 4. Februar 2013 ist die Stadt der bislang jüngste und einwohnerstärkste Partner im Bündnis vielfaltleben und verpflichtete sich damit, auf ihren Flächen wichtige Maßnahmen für den Schutz der biologischen Vielfalt zu setzen, Artenschutz zu fördern und Natur und Umwelt zu schützen.

„Städte und Gemeinden haben dazu enorm viele Möglichkeiten. Wir entscheiden über Flächenwidmung, über den Erhaltung von Grünflächen oder aber, wie im konkreten Fall, über den Erhalt von Totholz als überlebenswichtiger Lebensraum für bedrohte Käfer- und Insektenarten in der Stadt“, so Umweltstadtrat Johann Padutsch. „Das mag ein kleiner Schritt für die Stadt sein, aber tatsächlich geht es um die Gestaltung unserer Zukunft,“ so Padutsch.

Gabriele Strobl-Schilcher