Lepperdinger 1945 nicht alleiniger „Retter Salzburgs“

28.11.2014

Am 4. Mai 1945 wurde die Stadt Salzburg den US-Amerikanern kampflos übergeben. In der Öffentlichkeit herrschte lange Zeit die Auffassung vor, dass dies mit der „Rettung Salzburgs“ vor der Zerstörung gleichzusetzen sei. Der „Retter Salzburgs“ sei demnach Oberst Hans Lepperdinger gewesen, der im April 1945 als Kampfkommandant von Salzburg eingesetzt worden war.

Alexander Pinwinkler zeigte Donnerstagabend, 27. November 2014, in seinem Vortrag in der TriBühne Lehen auf, dass Lepperdinger eigentlich die Aufgabe zugedacht war, die Gauhauptstadt Salzburg gegen die vordringenden alliierten Armeen zu verteidigen. Wie der Historiker verdeutlichte, wäre ein solches Vorhaben angesichts der erdrückenden militärischen Übermacht der Gegner jedoch ein sinnloses Unterfangen gewesen.

Pinwinkler: „Von einer ‚Rettung Salzburgs‘ allein durch Lepperdinger kann auch deshalb nicht gesprochen werden, weil sich innerhalb der politischen und militärischen Führung des Reichsgaus in den letzten Kriegstagen jene Kräfte durchsetzten, die sich für die Fortsetzung des Kampfes gegen die Amerikaner südlich des Pass Luegs aussprachen.“ Es habe auch von dieser Seite also nicht die Absicht bestanden, die Stadt Salzburg in die Endphase des Krieges mit einzubeziehen.

Abgesehen von den Umständen der kampflosen Übergabe Salzburgs an die US-Armee untersuchte Pinwinkler auch gesellschafts- und alltagsgeschichtliche Dimensionen des Kriegsendes 1945. Anhand einer Vielzahl lebensgeschichtlicher Quellen und anderer zeitgenössischer Dokumente machte der Referent deutlich, dass die meisten Bewohner der Stadt Salzburg ein Ende des Krieges herbeisehnten. Mit dem erwarteten Kriegsende verbanden sich für die Salzburger aber durchaus ambivalente Erwartungen, Hoffnungen und Ängste. Dabei machte sich nicht zuletzt die Beeinflussung breiter Schichten der Bevölkerung durch die NS-Propaganda bemerkbar.

Sprach in der TriBühne zum Kriegsende:
Sprach in der TriBühne zum Kriegsende:

Karl Schupfer