Equal Pay Day - 'Gratisarbeit' von Frauen ab Oktober

12.10.2016

Ab dem 11. Oktober arbeiten Frauen statistisch gesehen in Österreich bis Jahresende gratis. In der Stadt Salzburg ist die Lage deutlich besser: Hier läuft die Bezahlung noch bis zum 17. Oktober. Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen in der Stadt Salzburg um 20,7 Prozent weniger als Männer.

Für Österreich beträgt die „Lücke“ - der „Gap“ - bei Vollzeitbeschäftigten in Tagen gemessen 82 Tage, für die Stadt Salzburg sind es 76 Tage.

Angenommen, der Einkommensunterschied schließt sich so langsam wie im Schnitt der letzten fünf Jahre, würde es österreichweit noch 59 Jahre dauern, bis die Einkommen ausgeglichen sind.

Aktion 2016: Wie wickeln wirkt

Die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit ist ein wesentlicher Grund für die Unterschiede. Frauen leisten noch immer 75 Prozent der unbezahlten Arbeit, Männer nur 25 Prozent. Die Aktion des österreichischen Städtebundes legt das Augenmerk heuer auf das Beispiel wickeln: Wenn Frauen neun Windeln für Kinder oder ältere Menschen verbrauchen, sind es bei Männern nur drei. „Während Frauen mit Wickeln von Kindern oder Älteren beschäftigt sind, können Männer arbeiten, sich vernetzen, Sport betreiben oder sich erholen. Zum Equal Pay Day 2016 zeigen wir: Wickelnde Männer erhöhen nicht nur deren Kompetenz, sondern auch das Einkommen und die Lebensqualität von Frauen“, sagt Anja Hagenauer, Bürgermeister-Stellvertreterin und ressortzuständig für Frauen. „Es geht dabei auch um die Pflege Älterer, die Frauen weitaus überwiegend leisten“, so Hagenauer weiter. „Gesellschaft und Wirtschaft müssen auch flexibler und familienfreundlicher werden. Immer wieder berichten mir werdende Eltern, wie schwierig es für Väter ist, Karenzzeit zu nehmen und wie schwierig für Mütter der Wiedereinstieg ist, oder der Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit“, so Anja Hagenauer.

Aufteilung von Familienarbeit

Ein Beispiel für gelungene Aufteilung ist Corina Decker. Sie und ihr Mann teilen sich die Familienarbeit gleichberechtigt auf. Beide haben studiert, während die Kinder klein waren. „Wir leben bewusst ein partnerschaftliches Familienmodell. Wir teilen uns nicht nur die Erwerbstätigkeit auf, mein Partner – der heute daheim bei den Kindern ist – wollte auch immer ein aktiver Vater sein und mit seinen Kindern von klein auf viel Zeit verbringen“, sagt Corina Decker.

„Väter, die sich gleichermaßen an Kinderbetreuung und Hausarbeit beteiligen, sind nach wie vor viel zu selten. Bei Männern hat die Elternschaft sogar den gegenteiligen Einfluss auf die Erwerbstätigkeit wie bei den Frauen: Sie sind häufig mehr Stunden beschäftigt als Männer ohne Kinder“, sagt Frauenbeauftragte Alexandra Schmidt. Das führt dazu, dass zwischen Männern und Frauen mit Kindern unter 15 Jahren die Erwerbsmuster deutlich auseinanderklaffen. Bei Vätern ist Vollzeitbeschäftigung die Norm, Teilzeit wird wenig in Anspruch genommen und Elternkarenz kommt so selten vor, dass es statistisch irrelevant ist.

Stoffwindeln und Info-Karten in Still- und Kleinkinder-Gruppen

„Zum Equal Pay Day verteilen wir daher Stoffwindeln und Info-Karten an Eltern in Still- und Kleinkinder-Gruppen. Damit wollen wir darauf aufmerksam machen, dass Frauen und Männer sich gleichberechtigt um Erwerbseinkommen, Kinderbetreuung und Pflege Älterer bemühen sollten. Väter müssen dabei oft beruflich über ihren Schatten springen und ihr Recht auf Karenz aktiver einfordern, Frauen sollten selbstbewusster werden und die Beteiligung von ihren Partnern stärker einfordern“, so Schmidt weiter.

Der Equal Pay Day (EPD) wurde in den 60-er Jahren in den USA ins Leben gerufen und macht auf die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Dabei wurde der Gender Pay Gap umgerechnet auf Tage im Jahr. Am EPD erreichen die Männer die Durchschnittsverdienste der Frauen, Frauen arbeiten ab diesem Tag statistisch gesehen gratis, während die Männereinkommen bis Jahresende weiterlaufen.


Rückfragen:
Anja Hagenauer, Bürgermeister-Stellvertreterin, 0 662/8072-2942
bgmstv.Hagenauer@stadt-salzburg.at

Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg, 0662/8072-2044
alexandra.schmidt@stadt-salzburg.at





Wickelnde Männer geben Frauen Freiräume!
Wickelnde Männer geben Frauen Freiräume!

Sabine Möseneder