Offenes Kreativzentrum Rauchmühle
Offenes Proben – offenes Arbeiten – offenes Experimentieren:
Das sind die Leitlinien für die zukünftig geplante Nutzung im „alten Mühlenhaus“ und im „alten Silo“ der ehemaligen Rauchmühle. Die Stadt Salzburg plant den Ankauf und Umbau der beiden historischen Gebäude auf dem Areal des neu entstehenden Quartiers Rauchmühle. Im Auftrag des Gemeinderates hat die Abteilung 2 – Kultur, Bildung & Wissen gemeinsam mit internen und externen Institutionen ein Nutzungskonzept für ein „Offenes Kreativzentrum Rauchmühle“ entwickelt. Kulturressortchef Vizebürgermeister Bernhard Auinger und Kulturabteilungschefin Ingrid Tröger-Gordon stellten das geplante Nutzungskonzept bei einem Pressegespräch in der "Alten Mühle" vor.
Die inhaltliche und strukturelle Basis für das künftige Kreativ- und Wissenszentrum wurde aus dem Prozess Wissensstadt Salzburg und den Empfehlungen des Kulturleitbildes (2014) abgleitet. Das Nutzungskonzept trägt beiden Aspekten Rechnung, durch Schaffung von Proben- und Arbeitsräumen, durch inhaltliche Verschränkung, Vernetzung und Synergieentwicklung von bzw. zwischen Kultur, Wissen und Kreativwirtschaft sowie Schaffung von Räumen für Innovation und Entwicklung. Darüber hinaus wird das Profil Salzburgs als Standort für Kreativwirtschaft und Unternehmensgründungen durch entsprechende Raum- und Serviceangebote geschärft.
Ressortchef Vizebürgermeister Bernhard Auinger: „Wir haben jetzt die Chance, in dieser für Salzburg einmaligen historischen Industriearchitektur einen innovativen Entwicklungsstandort zu schaffen. Die synergetische Verbindung von Probenräumen für die Kultur, offenen Werkstätten und Labors für Kunst und Technik sowie Arbeitsraum für die Kreativwirtschaft steht im Zeichen unseres Selbstverständnisses als Kulturstadt und Wissensstadt.“
Eine Sozialraumanalyse, die im Auftrag von PRISMA und Stadtplanung vom Büro raumsinn/Sarah Untner durchgeführt wurde, bestätigt für den Standort Rauchmühle verschiedenste Potentiale, die im Nutzungskonzept für das Offene Kreativzentrum aufgegriffen werden. „Auf einer Achse mit den jungen und etablierten Bildungs- und Kultureinrichtungen im wachsenden Stadtteil Lehen – von der Stadtbibliothek über Literaturhaus, PMU, Stadtgalerie, Fotohof, VHS und Haus der Bildung im Stadtwerk – kann die Rauchmühle eine starke, zukunftsweisende Komponente zur Entwicklung des Stadtteilzentrums werden.“, betont Bernhard Auinger.
**Konzept zur offenen und synergetischen Nutzung
Insgesamt sollen in der Alten Mühle und im Alten Silo Funktionsflächen im Ausmaß von knapp 2.700 Quadratmetern für gemischte Nutzungen entstehen. Über den Großteil der vorgesehenen Flächennutzungen herrscht Konsens, über die inhaltliche Schwerpunktsetzung für einen Teilbereich finden aktuell Gespräche statt.
• Probenräume für Tanz und Theater auf 700 m2
sowie Chöre – insbesondere Bachchor - auf 270 m2
• Offene Werkstätten als Raum für Experimente und Angebote der FH Salzburg auf 884 m2
• Kreativwirtschaft – Startups und Jungunternehmen auf rund 600 m2
• ergänzt durch einen Workshop-Raum, Aufenthaltsbereich sowie Büro- und Lagerfläche
• Gastronomie zur Verpachtung an einen externen Anbieter
Das Raumkonzept ist offen und dynamisch; mit wenigen Ausnahmen werden die Räume ausschließlich zeitlich befristet vergeben. Denn: „Unser oberstes Gebot heißt Flexibilität“, sagt die Chefin der Kulturabteilung, Ingrid Tröger-Gordon. „Die Mühle soll offen stehen für Kulturschaffende und Kreative, die für begrenzte Zeiträume einen Platz zum Proben oder Entwickeln brauchen.“ Durch stetige Veränderungen und neue Konstellationen von Benutzer*innen im Haus erwarte man eine lebendige, immer wieder mit neuen Impulsen bereicherte Entwicklung.
„Unter dieser Perspektive ist auch die Einrichtung eines Objektmanagements durch die Stadt Salzburg zur Vergabe der Räumlichkeiten sowie für die inhaltliche Profilbildung, Weiterentwicklung des Angebots und die Organisation eines Vernetzungsprogramms wesentlich“, so Ingrid Tröger-Gordon.
**Offenes Proben – Tanz und Theater, Bachchor und Chöre
Dass der Bedarf an Probenräumen für Initiativen der freien Szene, speziell für Tanz, Theater und Chöre hoch und in der Stadt nicht gedeckt ist, bestätigten bereits die Erhebungen im Rahmen des Kulturleitbildes II (2014). Rund 20 Formationen bzw. Personen aus der Tanzszene sind immer wieder auf der Suche nach Räumlichkeiten für Proben, im Theaterbereich sind es rund 24 Gruppen, die eigene Produktionen entwickeln und dafür Probenräume benötigen.
Im Kreativzentrum sind insgesamt sieben Probenräume für Tanz und Theater in unterschiedlicher Größe geplant, sowie ein akustisch spezifisch ausgestatteter Chorprobenraum (225 m2), plus einem angeschlossenen Zimmer für Stimmbildung.
Hintergrund für die Einrichtung des Chorprobenraumes: Der Salzburger Bachchor ist seit Jahren intensiv auf der Suche nach adäquaten, möglichst eigenen Proberäumlichkeiten, um die Situation einerseits für rund 150 Probentermine jährlich, als auch für die Nachwuchsarbeit in Form eines Chorcampus zu verbessern. Bereits in einer frühen Phase hat der Bachchor Verhandlungen mit der „An der Glan Investment GmbH“ als Eigentümerin des Rauchmühlenareals über die Anmietung oder den Kauf von Räumlichkeiten im Altbestand aufgenommen. Als sich das Vorhaben der Stadt Salzburg zur Einrichtung eines Kreativzentrums konkretisierte, wurde der Bedarf des Bachchors in dieses Raumkonzept integriert.
Chorprobenraum und Stimmbildungszimmer stehen auch anderen Chören zur Verfügung – insgesamt 88 Chöre sind Mitglied im Chorverband Salzburg Stadt -, wobei der Bachchor ein Vorrecht hinsichtlich der Nutzungszeiten eingeräumt bekommt. Zur exklusiven und dauerhaften Nutzung auf Mietbasis sind ein Büro, eine Garderobe, ein Lagerraum und eine Teeküche für den Bachchor geplant.
**Offenes Experimentieren – Offene Werkstätten, Experimentierlabor, Roboter-Showroom
Die Einrichtung von frei zugänglichen Werkstätten und Experimentierlabors gehört zu den Zielsetzungen der Wissensstadt Salzburg. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, (angehende) Profis und Interessierte sollen in den offenen Werkstätten die Möglichkeit haben, auf traditioneller wie auch auf technisch moderner Ebene tätig zu werden. Die inhaltliche Ausrichtung wird aktuell diskutiert, zuletzt wurde verstärkt ein Schwerpunkt für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) ins Auge gefasst. Auch ein offenes Experimentierlabor soll in diesem Sinne eingerichtet werden.
Der Ausbau von Angeboten im Bereich Naturwissenschaften und Technik gehört zu den Anliegen der Wissensstadt; eine weitere Kernaktivität ist die Kooperation mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen. In Gesprächen mit der FH Salzburg werden derzeit die Möglichkeiten für einen Roboter-Showroom im Kreativzentrum Rauchmühle ausgelotet. Angedacht ist eine Kooperation mit dem Fachbereich Mechatronik & Robotik; in diesem Rahmen könnten einerseits die aktuellen Forschungsaktivitäten der FH in einem aktiven Versuchslabor öffentlich sichtbar gemacht werden, andererseits würden Besucher*innen einen niederschwelligen Zugang und Wissen im Umgang mit autonomen (z.B. Service- und Haushaltsroboter) und kollaborativen Maschinen (Mensch und Maschine arbeiten gemeinsam an einem Werkstück) erhalten.
**Offenes Arbeiten – Büroflächen für Kreativwirtschaft, Startups, Jungunternehmen
Rund acht Prozent der Salzburger Unternehmen und ca. drei Prozent aller Beschäftigten sind derzeit in der Kreativwirtschaft angesiedelt, Tendenz überdurchschnittlich wachsend. Der Großteil, nämlich 60 Prozent der Personen in diesem Sektor sind als EPUs tätig, der Arbeitsplatz dabei häufig im privaten Wohnbereich angesiedelt.
Eine Integration dieser EPUs im Coworking-Space der Rauchmühle würde Synergien, Erfahrungsaustausch und neue Impulse bewirken. Die Büroflächen (knapp 600 m2) sollen unter dieser Perspektive nicht nur reiner Nutzungsort sein, sondern auch ein anregendes Umfeld für kreative Begegnung und Austausch bieten. Um den Aufbau von Netzwerken und den Austausch zu unterstützen, sind spezifische Service- und Info-Angebote, z.B. Workshops, Camps, Symposien etc., geplant.
Grundsätzlich richtet sich das Angebot an Personen, die sich im Prototyping bzw. in der vorwettbewerblichen Phase befinden und noch vor der Gründung stehen, sowie an Startups. Kostengünstige, flexibel buchbare Arbeitsbereiche, gemeinsam nutzbare Infrastruktur und die Möglichkeit zur Nutzung der offenen Werkstätten und des Experimentierlabors bieten insgesamt ausgezeichnete Rahmenbedingungen.
Im Sinne des offenen und dynamischen Konzepts des Kreativzentrums Rauchmühle sollen die Büro- und Arbeitsplätze nicht dauerhaft, sondern zeitlich begrenzt vergeben werden. Die Vergabe soll über das „Kreativwirtschaftsprogramm“ erfolgen, das derzeit von der Kulturabteilung in Zusammenarbeit mit der MD/04 - Wirtschaftsservice, der Wirtschaftskammer Salzburg, Startup-Salzburg, FH Salzburg und ITG ausgearbeitet wird.
**Organisation – Vergabe, Tarife, Service & Information
Der Betrieb des Offenen Kreativzentrums Rauchmühle soll über einen Betrieb gewerblicher Art der Stadt Salzburg erfolgen. Die Verwaltung, Vergabe und Betreuung der Räumlichkeiten übernimmt eine Objektmanagerin/ein Objektmanager. Zu deren/dessen Aufgaben gehört außerdem die inhaltliche Profilbildung und Weiterentwicklung des Angebotes, die Organisation eines Vernetzungsprogrammes, Organisation von zielgruppenspezifischen Schwerpunktveranstaltungen und laufende Kommunikationsarbeit. Hausmeister und Werkstättenbetreuer ergänzen das Team.
Grundsätzlich stehen sämtliche Räumlichkeiten täglich von 8 bis 22 Uhr zur Verfügung. Im Sinne der Wohnumgebung wird auf die vorgeschriebenen Ruhezeiten und auf einen wohnsiedlungsadäquaten Betrieb geachtet.
Die Buchung der Probenräume erfolgt individuell über eine Online-Buchungsplattform, bei der sich alle Interessierten registrieren lassen können. Die Freigabe erfolgt durch das Objektmanagement.
Für die offenen Werkstätten und das Experimentierlabor soll ebenfalls ein „intelligentes“ Zutrittssystem installiert werden, das den personenbezogenen Zugang zu gebuchten Räumen bzw. Maschinen ermöglicht.
Die Tarife für Proberäume und Werkstätten sollen einheitlich gestaltet werden; Buchungen sind stundenweise (netto 8 Euro), halbtageweise (netto 35 Euro) oder ganztägig (netto 70 Euro) möglich.
**Quartier Rauchmühle – Struktur, Eigentümer, Finanzierung Kreativzentrum
Eigentümerin des Quartiers Rauchmühle ist die „An der Glan Investment GmbH“, die am Standort rund 220 Wohnungen realisieren wird, 143 davon als geförderte Mietwohnungen. Als Bauträger der Wohnbauten treten die Unternehmen „Salzburg Wohnbau“ und „PRISMA - Zentrum für Standort- und Regionalentwicklung GmbH“ auf. Im Raumordnungsvertrag zwischen der „An der Glan Investment GmbH“, dem gemeinnützigen Wohnbauträger Salzburg Wohnbau und der Stadtgemeinde ist festgelegt, am Areal mindestens 1.000m² Bruttogeschoßfläche für tertiäre Nutzungen vorzusehen (beispielsweise Anlagen für Erziehungs-, Bildungs- und sonstige kulturelle und soziale Aufgaben).
Die „An der Glan Investment GmbH“ hat der Stadt Salzburg ein Verkaufsangebot für einen Teil der Liegenschaft mit den Bestandsobjekten „Alte Mühle“ und „Alter Silo“ plus 30 Abstellplätze zum Preis von knapp 3,7 Mio Euro (netto) vorgelegt. Die Kosten für Ausbau und Adaptierung der Gebäude werden nach aktuellem Stand mit knapp 10 Mio Euro angenommen.
**Nächste Schritte
In einer Besprechung mit Bürgermeister Harry Preuner, Bgm.-Stellvertreter Bernhard Auinger, Bgm.-Stellvertreterin Anja Hagenauer und leitenden Vertreter*innen der involvierten Abteilungen am 22.3.2018 wurde folgender Terminlauf festgelegt:
• Amtsbericht zum Ankauf des Grundstücks durch die MD/04 - Wirtschaftsservice, ergänzt durch einen aktuellen Zwischenbericht zur Nutzung der Kulturabteilung und Beschlussvorschlag über Bauwerks- und Planungskosten an den Gemeinderat (Sitzung am 11.4.2018)
• Klärung und politische Abstimmung der Nutzung noch offener Flächen
• Umsetzungsamtsbericht mit vollständigem Nutzungskonzept sowie darauf aufbauenden Errichtungs- und Ausstattungskosten an den Gemeinderat (Sitzung am 4.7.2018)
Eine Verzögerung des vereinbarten Beschlussablaufes würde zu problematischen Folgeeffekten führen, weil ohne Beschluss keine Ausschreibungen erfolgen können und damit die Abstimmung der Bauzeitenpläne zwischen der Stadt und den anderen Bauherren auf dem Areal kaum mehr möglich wäre, was wiederum zu Mehrkosten von bis zu 2 Mio Euro führen kann.
Cay Bubendorfer