100 Personen nutzten Angebot der Stadt bei Nachbarschaftskonflikten
Ferien und Entspannung - dafür und für viele andere Sehnsüchte steht der Sommer mit seinen vielen Tagesstunden. Nicht alle können verreisen, aber fast alle nutzen Balkon, Garten und Spielplatz intensiver als sonst. Ganz schnell hört es sich aber wieder auf mit der Entspannung – denn gerade diese Freiräume sind es, wo sich Konflikte mit Nachbarn gerne entzünden. Manchmal liegt es schon daran, dass weit geöffnete Fenster zur Unzeit die Nachbarn als Geräuschquelle wahrnehmen lassen.
Gegen Konflikte im "hoch eskalierten Zustand"
Die BewohnerService-Stellen der Stadt (BWS) waren und sind schon immer auch mit dieser Seite von Nachbarschaft konfrontiert. Da ihre Mitarbeiter*innen die Erfahrung gemacht haben, dass Konflikte oft erst spät und im "hoch eskalierten Zustand" an sie herangetragen wurden, hat sich das Sozialressort der Stadt in Zusammenarbeit mit dem BewohnerService Lehen und der Koordinationsstelle der BWS vor über zwei Jahren entschlossen, ein weiteres Angebot zu schaffen, das früh einsetzt. Unterstützung kam dabei von der „Arbeitsgemeinschaft Konfliktklärung“ - einer Gruppe von zwölf Mediator*innen – die in dieser Phase ehrenamtlich ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellten.
Knapp 100 Personen aus der gesamten Stadt nahmen das Angebot in der Testphase von Mai 2016 bis Mai 2018 an. Bei der kürzlich erfolgten Auswertung waren Lärm und unleidliches Verhalten von Nachbarn die Spitzenreiter. Weitere Aufreger waren die Nutzung von Gemeinschaftsflächen (Stiegenhäuser, Höfe und Gärten), die Haltung von Haustieren und Geruchsbelästigung vom Kochen bis zum Rauchen. Die Palette reicht bis zur vermeintlich oder tatsächlich falsch durchgeführten Mülltrennung.
„Das Um und Auf bei den meisten Streitigkeiten ist, dass die Leute rechtzeitig miteinander ins Gespräch kommen und sich nicht still in sich hineinärgern, bevor sie irgendwann explodieren und dann gar nichts mehr geht“, sagt die ressortzuständige Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer. „Wir wollen, dass miteinander geredet wird. Andererseits bin ich froh, dass es mittlerweile eine höhere Akzeptanz dafür gibt, dass Kinder auch in der Stadt Räume für Bewegung und zum Spielen brauchen.“
Das Angebot wird seit Juni weiter geführt. Und da Konflikte in der warmen Jahreszeit häufiger als sonst auftreten, gibt es auch keine Sommerpause. Betroffene können Unstimmigkeiten schildern und verschiedene Lösungsmöglichkeiten besprechen. Oft geht es dabei auch darum, den richtigen Ton zu treffen – sei es schriftlich oder mündlich – um mit den Nachbar*innen ein klärendes sachliches Gespräch anzubahnen. Die Mediator*innen unterliegen der Verschwiegenheitspflicht und dem Datenschutz und beraten auf Wunsch auch anonym - jeden zweiten Mittwoch von 16 bis 18 Uhr im Schloss Mirabell. Das Angebot gilt stadtweit und richtet sich an Bewohner*innen von Mehrparteienhäusern. Anmeldung im BeauftragtenCenter der Stadt unter 0662-8072-2046.
Das Angebot ist Teil eines Gesamtprojekts, das durch das städtische BewohnerService seit 2015 besonders vorangetrieben wird. Das sogenannte Netzwerk Nachbarn versucht auf vielen Ebenen Nachbarschaft im positiven Sinne zu stärken. So gibt es in der Stadt mittlerweile 37 Vertrauensnachbar*innen, die in verschiedenen städtischen Siedlungen aktiv sind und über diese Initiative zuvor eine fünfteilige Ausbildung erhielten.
Nähere Informationen:
Ursula Sargant-Riener
Koordinatorin Bewohnerservice-Stellen Stadt Salzburg
Schloss Mirabell
Tel. 0 662-8072-2936
ursula.sargant-riener@stadt-salzburg.at

Sabine Möseneder