Helga Rabl-Stadler ist Ehrenbürgerin der Stadt Salzburg

30.07.2018

Bei einem Festakt im Karl-Böhm-Saal wurde heute, 30.7.2018, die Ehrenbürgerschaft der Landeshauptstadt Salzburg an Festspielpräsidentin Dr. Helga Rabl-Stadler verliehen. Der Gemeinderat hat den Ehrenbürgerbrief anlässlich des 70. Geburtstages von Frau Rabl-Stadler für ihre Verdienste um die Stadt Salzburg einstimmig beschlossen.

Dass diese Verdienste zahlreich und vielfältig sind, legte Bürgermeister Harry Preuner in seiner Festrede dar; nicht nur als Präsidentin und leidenschaftliche „Außenministerin“ der Salzburger Festspiele seit 1995 – von 2011 bis 2017 zusätzlich auch kaufmännische Direktorin - habe Helga Rabl-Stadler für Salzburg gewirkt, sondern bereits auch als kritische Journalistin, Abgeordnete zum Nationalrat, Präsidentin der Wirtschaftskammer Salzburg genauso wir als langjährige Leiterin des Familienunternehmens Modehaus Resmann.

Nach 23 Jahren als Festspielpräsidentin könne sie bereits jetzt „auf eine Ära bei dieser für die Stadt so wichtigen Institution zurückblicken, welche allein jede Ehrung für das Lebenswerk rechtfertigt“, so Bürgermeister Preuner, der dies auch in Zahlen anschaulich machte: 4.838 Vorstellungen mit sechs Intendanten und acht Schauspielchefs, 997 Vorstellungstage mit 356 Premieren und 5.306.275 Besuchern an insgesamt 45 Spielstätten fanden in dieser Zeit statt.
„Du bist die beste Botschafterin für unsere wunderschöne Kulturstadt Salzburg – auf allen Kontinenten dieser Erde.“, streute der Bürgermeister abschließend Rosen. Der Einsatz und das Engagement der Präsidentin für die Festspiele seien auch ein Einsatz für ihre geliebte Heimatstadt Salzburg.

Gewohnt pointiert und eloquent schilderte Helga Rabl-Stadler in der Dankesrede ihren Werdegang aus subjektiver Sicht – und wie Erkenntnisse, Erfahrungen und die Herausforderungen aus allen Phasen und Tätigkeiten ihres Lebens in ihr Amt als Festspielpräsidentin eingegangen seien. Das Wichtigste, was sie aus der Politik mitgebracht habe, sei das Gefühl für die gegenseitige Zumutbarkeit.
„Der wahre Kompromiss als Resultat des sich Zusammendenkens, des sich Zusammenredens, der gemeinsam erarbeitete Kompromiss als tragfähige Handlungsanleitung, der ist doch eine der großen Errungenschaften der Demokratie.“ betonte Rabl-Stadler. Und: „In diesem Sinne übe ich seit 23 Jahren das Amt der Präsidentin der herrlichsten Festspiele der Welt aus, um tagaus tagein ein Haus zusammenzuhalten, dessen künstlerisches Ziel selbstverständlich nie ein Kompromiss sein soll, sein darf.“

Auf die Bedeutung der Kunst für eine Gesellschaft verwies die Präsidentin mit Worten von Ingeborg Bachmann: „Wir, die Künstler (…) sind hier, um die Pragmatiker in die Schranken zu weisen und einige wenige würdige Dinge zu vertreten und zu verteidigen. Und die sind absolut, obwohl sie nur unseren Köpfen entsprungen sind, die Konzeptionen der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Freiheit.“ Diesem Appell an die Verantwortung der Künstler, für den Lauf der Welt, diesem Glauben an die Kraft der Kunst, verdankten die Salzburger Festspiele ihre Existenz, so Helga Rabl-Stadler.

Über Helga Rabl-Stadler könne er nur leidenschaftlich reden, bekannte Tobias Moretti gleich zu Beginn seiner Laudatio. Als Mittlerin zwischen Künstlern und Publikum und trage sie erheblich zur Relevanz von Kunst bei; mit ihrer Lust, sich durch Kunst provozieren zu lassen, ziehe die Präsidentin das Publikum, die Künstler und die Sponsoren mit. "Damit hast Du dieses Amt neu definiert", erklärte der Schauspieler.

Zum Festakt waren Familie, Freunde und viele Wegbegleiter der Festspielpräsidentin gekommen, darunter der frühere Bundespräsident Heinz Fischer, der ehemalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der ehemalige Vizekanzler Erhard Busek, der Pianist Alfred Brendel, Erzbischof Franz Lackner und Landeshauptmann Wilfried Haslauer


***Biographie

Helga Rabl-Stadler wurde am 2. Juni 1948 in Salzburg geboren, maturierte 1966 mit Auszeichnung am Wirtschaftskundlichen Realgymnasium Salzburg, studierte anschließend in Salzburg Rechts-, Publizistik- und Politikwissenschaften und wurde 1970 zum Dr. iur. promoviert. Bis 1974 arbeitete sie als Journalistin bei der Presse und der Wochenpresse. Zwischen 1974 und 1978 schrieb sie für den Kurier als erste Journalistin eine Innenpolitik-Kolumne.

Von 1983 bis 2008 war sie Miteigentümerin und Gesellschafterin des Modehauses Resmann in Salzburg und Linz. Von 1983 bis 1990 und nochmals kurz im November 1994 war sie für die Österreichische Volkspartei Abgeordnete zum Nationalrat. Hier setzte sie sich für flexible Arbeitszeiten, eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten und bessere steuerrechtliche Bedingungen für Sponsoren ein.

Ab 1985 war sie Vizepräsidentin der Kammer der gewerblichen Wirtschaft für Salzburg, ab 1988 deren Präsidentin und Finanzreferentin. Von 1991 bis 1995 war sie Bundesobmann-Stellvertreterin der ÖVP.

Am 26. Jänner 1995 wurde Helga Rabl-Stadler zur Präsidentin der Salzburger Festspiele ernannt und legte alle politischen und standespolitischen Funktionen zurück. Zuletzt wurde ihr Vertrag bis zum Jahr 2020 verlängert, in dem die Salzburger Festspiele ihr hundertjähriges Jubiläum feiern werden. Von 2011 bis 2017 war sie zusätzlich für die kaufmännischen Agenden der Festspiele zuständig. Unter ihrer Präsidentschaft wurden 2001 Peter Ruzicka, 2006 Jürgen Flimm, 2011 Markus Hinterhäuser, 2012 Alexander Pereira und nach dessen vorzeitigem Abgang ab 2017 wieder Markus Hinterhäuser zu Intendanten der Salzburger Festspiele bestellt.

Als Präsidentin vertritt sie die Salzburger Festspiele nach außen, ist quasi deren „Außenministerin“.
Zu ihren Verdiensten zählt der erfolgreiche Aufbau eines Sponsoring Netzwerkes mit aktuell vier Hauptsponsoren Nestlé, Audi, Siemens und Rolex sowie zahlreichen Projektsponsoren Zusätzlich konnte sie namhafte Sponsoren wie u.a. Donald Kahn oder Herbert Batliner für die Salzburger Festspiele gewinnen.
Der Höhepunkt ihrer Sponsoringerfolge war die Finanzierung des Hauses für Mozart. Von den Gesamtkosten von über 36 Millionen Euro haben die Festspiele 40 Prozent selbst aufgebracht.

Nach Lilli Lehmann (1920) und Hertha Firnberg (1986) ist Helga Rabl-Stadler die dritte Frau, der die Ehrenbürgerrechte der Stadt Salzburg verliehen wurden.

Cay Bubendorfer