Caring Men – eine Aktion der Zivilgesellschaft

03.06.2025
Die besondere Vatertags-Aktion findet im Mirabellgarten Salzburg statt
Aufholbedarf!
Lediglich 16 % der Väter nehmen Elternkarenz in Anspruch.

Eine Woche vor dem Vatertag ziehen die Borghesischen Fechter am Eingang zum Mirabellgarten alle Blicke auf sich – sie haben Babys (Puppen) auf dem Arm. Die Kunstaktion CARING MEN bringt antike Männerfiguren mit Symbolen der Fürsorge zusammen und zeigt im öffentlichen Raum, wie ein alternatives Bild von Männlichkeit aussehen kann: sorgend, beziehungsorientiert, gewaltfrei. Die Stadt Salzburg unterstützt die Aktion bei den stadteigenen Statuen. „Eine gerechte Aufteilung der Kindererziehung und Pflegearbeit nützt allen. Sie ist anstrengend, aber auch für Männer eine Bereicherung im Leben. Viele Väter würden gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, aber es braucht die richtigen Rahmenbedingungen dafür. Das sollten Politiker ermöglichen und selbst vorleben“, sagt der für die Statuen ressortzuständige Bürgermeister-Stellvertreter Kay-Michael Dankl, der die Aktion unterstützt. 

Männer wollen Sorgearbeiten leisten, tun es aber nicht
Denkmäler prägen unser Geschichtsbild, spiegeln gesellschaftliche Werte – und zeigen fast immer ein überholtes Bild von Männlichkeit: dominant, emotional unnahbar, heroisch. Zunehmend gerät dieses aber ins Wanken. Heute wissen wir: Viele Männer wollen aktiv Sorgearbeit leisten und mehr für ihre Kinder da sein. So zeigt etwa die repräsentative österreichische Studie „Elternorientierte Personalpolitik mit Fokus auf Väter“, dass sechs von zehn Männern bereit wären, in Karenz zu gehen. Drei Viertel könnten sich vorstellen, ihre Arbeitszeit zugunsten von Kinderbetreuung zu reduzieren. In der Realität sieht es aber anders aus: Österreich ist EU-Schlusslicht bei der Väterkarenzbeteiligung. Lediglich 16 % der Väter nehmen überhaupt Elternkarenz in Anspruch, nur 1 % geht länger als sechs Monate.

Damit sich das ändert, braucht es einen strukturellen Wandel: unterstützende Rahmenbedingungen, politische Maßnahmen und öffentliche Sichtbarkeit. Noch immer gilt Fürsorge oft als weiblich, dabei ist sie zutiefst menschlich – und somit auch männlich. „Wir brauchen ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, das die überlebenswichtige Care-Arbeit ins Zentrum stellt“, sagt Monika Thuswald, Aktivistin bei „fair sorgen“, einem Verein, der sich für eine geschlechtergerechte Budget- und Finanzpolitik einsetzt: „Menschen jeglichen Geschlechts können fürsorglich sein. Daher muss die – bezahlte und unbezahlte – Sorgearbeit gerecht verteilt werden. Wir brauchen mehr Vorbilder und mehr Unterstützung für fürsorgliche Männlichkeiten.“

Caring Masculinities – fürsorgliche Männlichkeiten – fördern Gleichstellung
Auch die Wissenschaft bestätigt, was die Aktion sichtbar macht: Fürsorgliche Männlichkeiten fördern Gleichstellung, beugen Gewalt vor und stärken das gesellschaftliche Miteinander. Die renommierte Grazer Soziologin Elli Scambor, die seit Jahren zu Männlichkeit und Gleichstellung forscht, betont: „Fürsorglich orientierte Männlichkeit wirkt präventiv gegen Gewalt und stärkt soziale Resilienz.“ 

Die aktuelle Studie „Gender Equality and Quality of Life Austria“ zeigt: Paare, die sich Erwerbs- und Sorgearbeit partnerschaftlich teilen, sind glücklicher – und ihre Kinder wachsen gesünder und stabiler auf. In Familien mit fair verteilter Verantwortung kommt es nachweislich auch zu weniger Gewalt.

CARING MEN - Eine Aktion der Zivilgesellschaft
WO: in fast allen Bundesländern in Österreich
Unterstützt von: CaringEconomy.Jetzt, fair sorgen!, ÖBV – Vía Campesina Austria, StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt vom Verein AÖF u.a.

Tobias Neugebauer