NEPOMUK-KAPELLE: VERBORGENES KLEINOD IM SCHLOSS MIRABELL
NEPOMUK-KAPELLE:
VERBORGENES KLEINOD IM SCHLOSS MIRABELL
Altkatholische
Kirche präsentiert Schloss- und Kapellenführer
Kaum
jemand vermutet in dem an den Mirabellplatz angrenzenden Flügel des Schlosses
Mirabell eine Kirche. Eine Umfrage in der Schlosseinfahrt durch Mitglieder der
Altkatholischen Kirchengemeinde machte dies deutlich: von 100 Befragten nannten
97 als nächstgelegene Kirche die Andräkirche. Dabei standen die Leute
unmittelbar neben der wertvoll ausgestatteten und wunderschön restaurierten Johannes-von-Nepomuk-Kapelle,
deren Altarrückwand die Wand der Haupteinfahrt bildet. Jeweils ein Eingang vom
Schlosshof und von der Straßenseite führen in die Kirche.
Bürgermeister
Dr. Heinz Schaden, der auf Einladung von Pfarrer Martin Eisenbraun heute Dienstag,
30. Mai, die Altkatholische Kirche besuchte und dabei Interessantes zur
Geschichte der Kapelle und des Schlosses erfuhr, musste als Radfahrer und damit
offensichtlich Ortskundiger schon etliche Male ausländischen Gästen den Eingang
zur Kirche zeigen. Ein Umstand, der das Anliegen der Pfarrgemeinde nur
bestätigt, die nicht einmal in allen Heimatkundebüchern erwähnte Schlosskapelle
bekannter zu machen.
Auch
Orts- und Geschichtskundige finden im jüngst von Mag. Peter Tischler und Irma
Buchner in Zusammenarbeit mit Mag. Regina Kaltenbrunner von Barockmuseum
herausgegebenen Schloss- und Kapellenführers Überraschendes und viel
Wissenswertes über den Sitz der Stadtregierung, Mirabellgarten, Marmorsaal,
Nepomuk-Kapelle etc.etc.
Seit
dem Umbau des Schlosses durch Erzbischof Franz Anton Fürst Harrach (Baumeister
Johann Lukas von Hildebrandt) um 1720 befindet sich die über zwei Stockwerke
angelegte Kapelle links neben dem Schlosseingang (Weihe: 1726). Ihren Namen
verdankt sie dem damaligen "Modeheiligen" Johann Nepomuk, der 1729
heiliggesprochen wurde und auch heute noch als Schutzpatron auf Brücken
aufgestellt wird. Die heute sehr schlichte Innengestaltung ist auch Folge des
Stadtbrandes von 1818, bei dem - wie auch im Marmorsaal und im berühmten
Treppenhaus - Fresken zerstört worden sind.
Die
Entstehung der Altkatholischen Glaubensgemeinschaft geht zurück in das Jahr
1870, als beim I. Vatikanischen Konzil in Rom die Unfehlbarkeit und das
Jurisdiktionsprimat des Papstes beschlossen wurde. Jene gläubigen Menschen, die
diese Lehren ablehnten, wurden von der Römisch-Katholischen Kirche ausgeschlossen
und gründeten in der Folge eine eigene Kirche: die Altkatholische Kirchengemeinschaft.
Heute gibt es in Österreich rund 18.000 Altkatholiken, davon etwa 600 in
Salzburg. 1922 erfolgte die staatliche Anerkennung.
1924
wurde den Altkatholiken von der Stadtregierung der Marmorsaal für Gottesdienste
überlassen. Nach Einführung der Zivilehe im Jahre 1938 verwendete die Stadt den
Marmorsaal selbst für Trauungen und Namensgebungen und bot dafür den Altkatholiken
die Schlosskapelle als Gotteshaus an.
Das
Bild im barocken Hochaltar stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und zeigt
den Kirchenpatron. Bemerkenswert ist sicherlich auch, dass die beiden
Erzbischöfe Harrach und Liechtenstein ihre Herzen in dieser Kapelle vor dem
Hochaltar bestatten ließen.
Der
30seitige Schloss- und Kapellenführer mit 34 Abbildungen ist um 50 Schilling
beim Portier des Schlosses Mirabell sowie im Barockmuseum im Mirabellgarten
erhältlich.
MD01 - Service und Information