GEDENKTAFELN ZUR BEFREIUNG DER STADT SALZBURG

04.05.2005

Bürgermeister Schaden: „Vor 60 Jahren wurde die Stadt befreit“

Anlässlich des Gedenkens „50 Jahre Staatsvertrag – 60 Jahre Zweite Republik“ enthüllte Bürgermeister Heinz Schaden heute Mittwoch, 4. Mai 2005, zwei Gedenktafeln im Herzen der Altstadt. „Heute genau vor 60 Jahren wurde die Stadt befreit. Die Amerikaner übernahmen kampflos die Stadt und verwalteten sie bis zum Abzug der Alliierten“, erklärte Bürgermeister Heinz Schaden in seiner Festrede, „daher stehen in den Salzburger Erinnerungen an diese Zeit die Amerikaner im Vordergrund“. Dies sei auch die Basis einer besonderen Verbundenheit Salzburgs mit Amerika. An den beiden Festakten nahmen auch US-Botschaftsrat William Wallung und Prior Pater Ildefons vom Spital der Barmherzigen Brüder teil.

An der Außenwand des Spitals der Barmherzigen Brüder am Rudolfskai weist die Tafel auf den noch existierenden aufgemalten Regenbogens hin, das Symbol der US „Rainbow-Division“ (42. Infanteriedivision), die zwei Jahre lang ab Juli 1945 unter dem Kommando von Generalmajor Harry J. Collins die Verwaltung der Stadt übernommen hat.

Die zweite Tafel im Foyer des Hotels Sacher in der Schwarzstraße erinnert an die kampflose Übergabe der Stadt Salzburg am 4.Mai 1945 durch Oberst Hans Lepperdinger, die offiziell in den Räumlichkeiten des damaligen Österreichischen Hof mit General Robert N. Young (3. Infanteriedivision und 106. Kavalleriegruppe der 7. US-Armee) besiegelt wurde. Um seine Verdienste um die Rettung der Stadt Salzburg wurde Hans Lepperdinger 1966 zum Ehrenbürger der Stadt Salzburg ernannt.

Die kampflose Übergabe der Stadt bedeutete für Lepperdinger, in den ersten Apriltagen 1945 zum „Kampfkommandant Salzburg“ ernannt, und seinen Stab ein lebensgefährliches Unternehmen, weil sie noch immer jederzeit damit rechnen mussten, verhaftet und erschossen zu werden. So hatte damals der in St. Gilgen befindliche Befehlshaber des Bereichs, General Bork, auf die Vorgangsweise von Oberst Lepperdinger mit einem Todesurteil reagiert, das den Kampfkommandanten allerdings nur noch telefonisch erreichte.

Am Morgen des 4. Mai 1945 wurde die Bevölkerung Salzburgs über den Rundfunk in einem historischen Aufruf Obersts Lepperdinger von der kampflosen Übergabe der Stadt unterrichtet. Mit dieser Entscheidung war Salzburg vor der unmittelbar bevorstehenden Zerstörung gerettet.

Zum Gedenken hat auch die Kulturverwaltung der Stadt Salzburg eine umfassende Broschüre zum antifaschistischen Mahnmal auf dem Südtiroler Platz (Redaktion Werner Riemer) aufgelegt, das am 26. Oktober 2002 unter der Bürgermeisterschaft von Heinz Schaden der Öffentlichkeit übergeben worden ist. Die 120 Seiten starke Broschüre beleuchtet „Widerstand und Verfolgung in der Stadt Salzburg zwiaschen 1934 und 1945“ (Gert Kerschbaumer) genauso wie Betrachtungen zu „Vergessenen Erinnerungen – Konjunktur und Logik von Denkmälern“ (Thomas Zaunschirm), den Widerstand von Frauen (Ingrid Bauer/Silvia Kronberger)  oder auch den Umstand, dass seit dem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss von 1946 zur Schaffung eines „Befreiungsplatzes mit einem würdigen Denkmal“ bis zu dessen Umsetzung 53 Jahre vergangen sind.

Zusätzlich enthält die Broschüre neben der Dokumentation über Wettbewerb und Mahnmal (mit den besten 88 Projekten) auch eine komplette Zusammenstellung aller antifaschistischen Gedenkzeichen und einschlägigen Straßenbenennungen in der Stadt Salzburg. Die Dokumentation, herausgegeben vom Stadtarchiv, ist im Buchhandel um 16,50 Euro erhältlich.

Das Salzburger Museum Carolino Augusteum zeigt von 14. Mai bis 25. September 2005 eine Ausstellung zum Thema „Als der Westen golden wurde - Salzburg 1945-1955 in US-amerikanischen Fotografien“, die am Samstag, 14. Mai, 11 Uhr, von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Bürgermeister Heinz Schaden im Republic, Anton-Neumayr-Platz, eröffnet wird.

„Im umfangreichen, bisher nicht veröffentlichten Bildmaterial dieser Präsentation wird die amerikanische Besatzungszeit im Land Salzburg aus dem Blickwinkel der US-Militärregierung eindrucksvoll vor Augen geführt“, berichtete Direktor Erich Marx.

Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile: Gezeigt werden Fotografien, die sich in den „National Archives“ in Washington befinden. Sie hat das Salzburger Landesarchiv im Frühjahr 2004 gesichtet und dupliziert. Diese werden privaten Fotografien des amerikanischen Besatzungssoldaten Dominick Del Giudice gegenübergestellt, die dem Salzburger Museum Carolino Augusteum im Jahr 2000 überlassen wurden.

Während die Bilder aus Washington das militärische Alltagsleben der Besatzer in Salzburg dokumentieren, spiegeln die Motive Del Giudices – Stadtansichten, Brauchtums- und Sportveranstaltungen, bäuerliches Leben etc. – das private Interesse eines Amerikaners an Salzburg wider. Del Giudices Fotografien sind nicht nur von dokumentarischem, sondern auch von künstlerischem Wert. Die Fotoausstellung wird durch Originalgegenstände aus der amerikanischen Besatzungszeit ergänzt.

Als Begleitband zur Ausstellung erscheint beim Böhlau Verlag Wien ein aufwändig gestalteter Bildband mit ca. 380 Aufnahmen aus der Zeit zwischen 1945 und 1955.



Gedenktafel enthüllt: Ildefonso, Schaden, Wanlund
Gedenktafel enthüllt: Ildefonso, Schaden, Wanlund
Gedenktafel an Rainbow-Division

Niedl, Stefanie (19365)