Gestaltungsvorschlag für mögliches Stützkraftwerk

15.02.2007


Planungsstadtrat Johann Padutsch und Salzburg AG-Vorstand Arno Gasteiger präsentierten Donnerstag, 15. Februar 2007, im Schloß Mirabell das Ergebnis des städtebaulichen und naturräumlichen Gestaltungswettbewerbes für ein mögliches Stützkraftwerk in der Stadt Salzburg. Die Errichtung des Kraftwerkes zirka 170 Meter unterhalb der bestehenden Sohlstufe Lehen könnte die bedrohliche Sohleeintiefung der Salzach im Stadtgebiet stoppen.

Die Salzach weist im Stadtgebiet von Salzburg ab der bestehenden Sohlstufe Lehen flussabwärts starke Sohleeintiefungen auf. Diese führen dazu, dass nach weiteren Hochwässern ein Einsturz der Böschungen befürchtet werden muss. Als Lösungsvorschlag wurde die Errichtung eines Stützkraftwerkes entwickelt, das als Vorteil neben der entsprechenden Sanierung dieses Salzachabschnittes auch die energiewirtschaftliche Nutzung der bestehenden Sohlstufe mit sich bringt. Die Bundeswasserbauverwaltung unterstützt diese Vorgangsweise. Um ein solches Kraftwerk in das Stadtbild zu integrieren, wurde von der Salzburg AG ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben.

Sechs Einreichungen
Vorgaben für die Gestaltung waren sowohl die städtebauliche Integration der Anlage, als auch die ökologische Begleitplanung des umliegenden Naherholungsgebietes Glanspitz. „Oberste Prämisse waren die minimale Inanspruchnahme des angrenzenden Naturraums sowie eine architektonisch hochstehende Lösung, die diesem besonders sensiblen und wichtigen Ort für die Stadt angepasst ist“, erläutert Planungsstadtrat Johann Padutsch. Unter den sechs Einreichungen empfahl eine hochkarätige Jury unter dem Vorsitz von Gestaltungsbeirat-Vorsitzenden Rüdiger Lainer (Stellvertreter Thomas Forsthuber) die Weiterbearbeitung der Projekte Wagner/Rieder/Freiland und Feichtinger (in Zusammenarbeit mit dem Planungsteam bauchplan-gewässerschnell).

„Mit diesem Entschluss der Jury halten wir den Prozess offen. Zur Auswahl stehen zwei Gegenpole: eine expressive, skulpturale Inszenierung und eine minimalistisch-elegante Lösung ohne Biederheit“, meint Padutsch. Beide Projekte werden nach den Empfehlungen der Jury (siehe Jury-Protokoll) weiterbearbeitet. „Im nächsten Schritt sollen insbesondere die ökologischen Aspekte noch stärker ausgearbeitet werden. Als Endergebnis soll ein Projekt existieren, das Architektur, Naturschutz und den Naherholungscharakter des Standortes optimal vereint,“ erklärt Arno Gasteiger, Sprecher des Vorstandes der Salzburg AG.

Sorgen der Anrainer werden ernst genommen
„Bei der Errichtung eines Kraftwerkes in einem dicht bewohnten Stadtgebiet gibt es natürlich zahlreiche Bedenken. Wir nehmen diese sehr ernst und führen einen offenen Dialog mit den Anrainern“, betont Gasteiger. „Insbesondere der Schutz vor Hochwasser und die Grundwassersituation sind zentrale Anliegen der Bürger. Wenn in diesen Bereichen Probleme entstehen, ziehen wir unseren Antrag zurück", so Gasteiger weiter, „erste Untersuchungsergebnisse weisen allerdings darauf hin, dass durch die Errichtung eines Stützkraftwerkes beides verbessert wird“. Der Vorstandsdirektor will außerdem die Bundeswasserbauverwaltung auffordern, ein konkretes flussbauwirtschaftliches Projekt als Alternative zum Kraftwerk auszuarbeiten, um tatsächlich die Belastungen der Anrainer durch Baulärm und Verkehr zu vergleichen. Tatsache sei, dass durch die jährliche Eintiefung der Flusssohle von rund vier Zentimetern auf jeden Fall umfangreiche Baumaßnahmen zur Stabilisierung der Böschungen notwendig seien.

Errichtung erst nach positiven Bescheiden
„Um bei einer Entscheidung für das Stützkraftwerk den Bau zügig zu realisieren, haben wir das Projekt bereits Mitte Dezember des letzten Jahres zur wasserrechtlichen Genehmigung eingereicht. Des Weiteren erfordert dieses Kraftwerksprojekt auch ein naturschutzrechtliches und ein elektrizitätsrechtliches Genehmigungsverfahren. Über die jeweiligen Parteistellungen entscheiden die Behörden. Eine Umweltverträglichkeits-prüfung ist auf Basis der gesetzlichen Vorgaben nicht möglich“, sagt Bernd Stögner, Bereichsleiter für Sonderprojekte bei der Salzburg AG.

Projektdetails: Kraftwerk Sohlstufe Lehen
Gesamtinvestitionskosten: ca. € 65 Mio. (ohne Ökostromförderung)
Leistung: 14,20 MW
Erzeugung: 81 Mio. kWh (entspricht dem Bedarf von rd. 23.000 Haushalten)
Ort: ca. 170 m unterhalb der bestehenden Sohlstufe Lehen
Turbinen: 2 Schachtturbinen
Wehranlage: Wehranlage mit 4 Feldern; Breite je 16 m; Fallhöhe rd. 6,50 m

Jury-Protokoll „Wettbewerb Kraftwerk Sohlstufe Lehen“ - Empfehlungen zur Weiterbearbeitung:

Projekt Feichtinger/HYL
Das Projekt verzahnt mit minimalistischen Interventionen die Vorgaben des technischen Projektes mit dem Kontext. Die elegant geschnittenen Pfeiler der Wehranlage werden von einer leichten Brückenkonstruktion überspannt, die sich an der Itzlinger Seite auf einem massiven Brückenkopf abstützt. Auseitig ist der Plattform des Kraftwerkdaches ein flaches Wasserbecken aufgelagert, über das der Steg ans Gelände anbindet. Das Gelände wird zum Kraftwerksgebäude hin angeböscht, um das Gebäude in die Topographie einzubinden, wobei der entstehende Wall, diesen Übergang eher verunklärt. Die landschaftsplanerische Bearbeitung des Bereichs zur Glan mit den Terrassen entlang der Glan und den weiteren vorgesehenen Maßnahmen ist nicht überzeugend und wird nicht als weiterführender Ansatz beurteilt. Das Architekturprojekt basiert auf einer klaren Lösung, die jedoch durch eine Überarbeitung geschärft werden muss.

Es sollte überprüft werden, den Steg als Brücke befahrbar zu machen, damit der Portalkran mit seinen notwendig massiven Schienenkonstruktionen entfallen kann. Diese Brücke sollte auch leicht von den Pfeilern getrennt, leicht über diesen schwebend erscheinen, um die Querwirkung der Wehrmauern und die Längswirkung der Brücke klar zu artikulieren. Im Bereich des Kraftwerkhauses sollte die Anböschung entfallen und die, eventuell weitergeführte Plattform des Daches den Übergang zum Gelände bewältigen. An der Itzlinger Seite sollte die Massivität des Brückenkopfes überprüft werden, wie auch die Ausformung dieses Elements im Bereich der Wehrverschlüsse und deren Mechanik. Der Übergang zum Straßenniveau ist ebenfalls weiterzuentwickeln.

Für die Weiterentwicklung der Landschaftsplanung wird vorgeschlagen, dass Projekt des Kraftwerks mit dem ebenfalls zu überarbeitenden Konzept von bauchplan-gewässerschnell zu kombinieren.

Projekt Wagner/Rieder/Freiland
Die Jury anerkennt das Konzept eines zeichenhaften, skulpturalen Entwurfes des Kraftwerkprojektes. Die Ausformulierung des Kraftwerkes in Fließrichtung und Strömung des Flusses (als Kraftrichtung) ist nachvollziehbar. Die unterschiedliche Vernetzung des Kraftwerksteges mit der Stadtkante bzw. mit dem Aukörper ist gut gelöst. Die soziale Nutzung der Stegflächen und Sitzstufen sind ein Mehrwert, doch erscheint die Wiederholung überzogen und zu gleichwertig.

Kritisch betrachtet die Jury die überzogene expressive Ausformulierung der Wehrpfeiler und der geschleppten Dachkörper einerseits hinsichtlich des Konzeptes des Kraftlinienverlaufes, andererseits hinsichtlich der Akzeptanz der Bevölkerung. Eine Straffung und Klarstellung des Projekts (eine Zähmung) erscheint unbedingt notwendig.

Das Freilandkonzept des Glanspitzes ermöglicht unterschiedliche Milieus und ein gutes Durchwegungssystem. Kritisch wird die zu straffe Gewässerführung im Bereich des Auwaldes und die zu geringe Dotation des Gewässers beurteilt.

Weitere Informationen:
Christian Rothe, Info-Z, Stadt Salzburg, Tel. 0662/8072-2376, christian.rothe@stadt-salzburg.at,
www.stadt-salzburg.at
Martin Jager, Kommunikations-Management, Salzburg AG, Tel. 0662/8884-2802, pr@salzburg-ag.at; www.salzburg-ag.at

Niedl, Stefanie (19365)