Hellbrunn: Betörend schön und ewige, hochinteressante Baustelle

17.03.2008


Preuner: Top-Destination und Kulturgut ersten Ranges bedarf intensiver Pflege

Heuer ist es schon am Gründonnerstag, dem 20. März 2008, soweit: Die Wasserspiele öffnen ihre Pforten. Sie laden ein zu einer Zeitreise ins 17. Jahrhundert. Von 1612 bis 1615 ließ Markus Sittikus von Hohenems, der geistliche und weltlicher Herrscher über das damalige Fürsterzbistum Salzburg, seine „villa suburbana“ samt ihren vielfältigen Lustbarkeiten erbauen. Den Auftrag dazu erteilte er Dombaumeister Santino Solari.

Heute ist die einzigartige Atmosphäre der prächtigen Anlage am Rande der Stadt Anziehungspunkt für rund 270.000 Gäste pro Jahr. „Hellbrunn ist eine internationale Top-Destination. Ein Kulturgut ersten Ranges, das den Salzburgern gehört und das einer intensiver Pflege bedarf“, betont der zuständige Ressortchef Bgm.-Stv. Harry Preuner bei einem Lokalaugenschein am Montag, 17. März.

Und Landeskonservator Ronald Gobiet ergänzt: „Hellbrunn ist die wichtigste Anlage des Manierismus nördlich der Alpen. Wie Natur hier inszeniert wird, ist in dieser Form einzigartig. Um den Gästen des Fürsterzbischofs zu imponieren, wurden alle Register gezogen. Die groteske Unterhaltungswelt ist kunsthistorisch sehr bedeutend und denkmalpflegerisch aufgrund ihrer Vielfältigkeit eine gewaltige Herausforderung.“

Wenn die ersten Besucher das Römische Theater und den Fürstentisch erobern, ist nichts mehr zu bemerken von den vielen Händen, die an diversen Ecken und Enden die Kostbarkeiten während der Winterpause aufwändig restaurierten. „In den letzten zehn Jahren wurden 1,3 Millionen Euro dafür aufgewendet“, so Preuner.

Ruinengrotte wieder zugänglich

Weil vor rund vier Jahren ein kopfgroßes Stück – ohne Schaden anzurichten - von der Decke der Ruinengrotte stürzte, musste sie für das Publikum aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Heuer ist sie, allerdings nur im Rahmen von angemeldeten Spezialführungen, erstmals wieder zugänglich. Gartenamtsleiter Wolfgang Saiko: „Die Grotte verfügt praktisch über eine doppelte Decke. Alle Teile sind auf einer speziellen, nicht sichtbaren Aufhängvorrichtung befestigt. An der nagte der Rost. Die Restauratoren mussten in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt mit teuren Spezialmaterialien arbeiten, um das wieder hinzukriegen.“ 203.000 Euro wurden seit 2004 in die Restaurierung investiert.

Anno 2007 schlug in Sachen Wasserspiele überdies die Restaurierung des Fürstentisches und des davor befindlichen Flussgottes mit 21.000 Euro zu Buche. Die gleiche Summe musste auch für die Hunde, Tritonen und die Flora-Statue beim Forellenteich ausgegeben werden. Größtes Sorgenkind ist jedoch das Mechanische Theater.

Mechanisches Theater schwer beschädigt

„Beim Hagelgewitter im August 2007 wurden Arme und Köpfe von kleinen, filigranen Figuren abgeschlagen. Und ein Teil der Mechanik schwer beschädigt“, erläutert Saiko. Zwar sei es gelungen, den Schaden hausintern notdürftig zu reparieren. Er sei jedoch Anlass geworden, eine umfangreiche, konservatorische Bestandsaufnahme des einzigartigen Werkes zu initiieren.

Historischer Hintergrund: Das Mechanische Theater hat Erzbischof Andreas Jakob Graf von Dietrichstein 1748 bis 1752 errichten lassen. In einer Inschrift ist es mit 1750 datiert. Rund 200 Figuren bewegen sich in einem Stadtprospekt. Eine Orgel spielt das Handwerkerlied aus der Oper „Maurer und Schlosser“ von anno 1825. Sowohl die komplizierte Mechanik als auch die Orgel werden ausschließlich mit Wasserkraft betrieben. Detail am Rande: Wegen organisatorischer und finanzieller Probleme war der Erbauer, der Dürrnberger Bergarbeiter Lorenz Rosenegger, unter militärische Aufsicht gestellt worden, damit er die Arbeit 1752 endlich zum Abschluss bringen konnte.

„Wir erwarten die Ergebnisse einer Expertise vom Bundesdenkmalamt in den nächsten Monaten. Dann werden wir wissen, wie hoch die Aufwendungen anzusetzen sind. Unser Ziel ist es, noch im Sommer eine komplette Restaurierung des Mechanischen Theaters samt Gebäude, Figuren und Wasserorgel zu beginnen“, sagt Saiko. Für die Erstrestauration von 13 Figuren wurden bereits 22.000 Euro investiert.

Erfolgreiche Restaurierungen im Schloss

Mächtig stolz sind Ressortchef Preuner und Saiko auf die gelungenen Restaurierungen, die im Schloss zu bewundern sind. So erstrahlen etwa die Tapeten im chinesischen Zimmer in ihrer ursprünglichen Schönheit. Und sie können ab heuer gut beleuchtet von einer Sitzgruppe aus eingehend betrachtet werden.

Um 1670 in Südchina gefertigt, wurden solche Tapeten aus dünnem, handgeschöpften Papier sündteuer an europäische Adelshäuser verkauft. Bei jenen in Hellbrunn handelt sich um sehr kunstvoll handbemalte Papierbahnen mit Darstellungen von Vögeln, Schmetterlingen, Blumen und Bäumen. Wie sie nach Salzburg kamen ist unklar. In den 1950-er Jahren waren jedoch bei nicht sachgerechten Restaurierungsarbeiten Zeitungen zur Verstärkung hinten aufgeklebt worden. Die Tapeten verfärbten sich dadurch braun. Im Zuge des EU-Projektes „Historic Wallpapers“ wurden diese fachgerecht in mühevoller Kleinarbeit wieder entfernt. 55.000 Euro setzte Hellbrunn dafür ein, 35.000 Euro kamen als Zuschuss von der Europäischen Union.

Im Carabinierisaal zu bewundern sind überdies drei großformatige, friesartige Ölbilder, die Kämpfe mythischer Kentauren und Tierkämpfe darstellen. Sie gehen auf ein Hauptwerk des Manierismus im von Giulio Romano für die Gonzaga geschaffenen Palazzo del Te in Mantua zurück. „Es handelt sich um eine qualitätvolle Nachschöpfung der kleineren Wandfriese in der Camera delle Aquile des Palazzo“, so der Salzburger Landeskonservator Ronald Gobiet. Das Bundesdenkmalamt steuerte hier die Hälfte der Restaurierungskosten von rund 66.000 Euro bei.

Günstiges Kombi-Ticket, tolle Feiern

„Für die Besucher von Wasserspielen, Schloss Hellbrunn und Zoo wird auch heuer wieder ein günstiges Kombi-Ticket angeboten“, betont Bgm.-Stv. Harry Preuner. Die Preise sind familienfreundlich gestaffelt: Erwachsener € 16, Kind € 7,20 (4 bis 14 Jahre), Familienkarte (2 Erwachsene und 2 Kinder) € 42,50.

Außerdem sei Hellbrunn ja nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel sondern auch ein hervorragender Ort zum Feiern. Preuner: „Von der Heirat in der Kapelle über Firmenpräsentationen, Geburtstagsfeste oder Seminare in der Orangerie, im Schlosshof oder im Gasthaus – Hellbrunn bietet Spielraum für tolle Ereignisse.“

Kontakt und Detailinfos

Die Wasserspiele sind ab 20. März von 9.00 bis 16.30 Uhr (letzte Führung) geöffnet. Kontakt: Tel. 820 372-0; info@hellbrunn.at; www.hellbrunn.at; www.zoo-salzburg.at

Schupfer, Karl, Mag. (12112)