Neutor-Portale: Restaurierung Ende Juni abgeschlossen

07.06.2010

Im September 2009 bröckelt die Statue des Heiligen Sigismund auf der Riedenburger Seite des Neutors. Einzelne Gesteinsteile sind schon abgebrochen. Auch die meisten anderen Steinplatten und Ornamente sind locker. Die erstellte Schadenskarte zeigt fast ausschließlich rote und orange Stellen – also gefährdete Bereiche. Als Sofortmaßnahme werden an beiden Neutor-Portalen Gerüste und Netze angebracht und Gutachter beigezogen, die einen dringenden Handlungsbedarf feststellen.

Nun ist die Sanierung und Restaurierung fast abgeschlossen: „Ende Juni können sich die Salzburgerinnen und Salzburger und unsere Gäste selbst ein Bild von der kunsthistorischen Qualität der Portale machen“, freut sich Baustadträtin Claudia Schmidt schon auf das Ende der Arbeiten. „Dass wir das einmalige Kulturdenkmal unbedingt erhalten müssen, stand für mich von Anfang an außer Frage. Dank raschen Handelns und eines zur erwartenden Zuschusses über das Bundesdenkmalamt-Landeskonservatorat Salzburg konnten die nötige Sicherheit gewährleistet und die Schönheit wiedererweckt werden. Gemeinsam haben wir dafür 618.000 Euro investiert.“

Technisch-künstlerische Meisterleitung

Das nach seinem Bauherrn Erzbischof Sigmund III Graf von Schrattenbach – abgebildet auf dem Portal bei der Pferdeschwemme – auch „Sigmundstor“ genannte Tunnel-Bauwerk wurde 1764 bis 1766 erbaut. Eine für die damalige Zeit beachtliche technische Leistung unter Federführung des Ingenieur-Majors Elias von Geyer.

„Die künstlerische Gestaltung erfolgte durch die Brüder Wolfgang und Johann Baptist Hagenauer bis Ende 1768“, erklärt Landeskonservator Ronald Gobiet. Ersterer habe die Portalarchitektur entworfen. Die figuralen Reliefs und Skulpturen aus Untersberger Marmor stammten von Johann Baptist. „Ihr Werk ist eine Meisterleistung barocker Kunst. Weltweit gibt es nur wenige Kulturdenkmäler, die wie das Neutor direkt aus dem Felsen herausgearbeitet wurden. In Salzburg zählen auch die Felsenreitschule oder die Katakomben von St. Peter dazu – alles wichtige Teile des UNESCO-Weltkulturerbes.“

Gesäubert, gesichert, restauriert

Zu tun war viel: Bis zu 15 RestauratorInnen und MitarbeiterInnen der Stadt reinigten beide Portale, verankerten Schriftplatten und Skulpturen neu, restaurierten schadhafte Stellen. Dabei musste der Marmor konservatorisch behandelt, Inschriften überarbeitet und Bleche auf Gesimsen ersetzt werden. Im Bereich des Konglomeratfelsen waren Ergänzungen nötig.

„Eine besondere Herausforderung stellte, neben den denkmalpflegerischen Aufgaben, die unberechenbare Wasserführung des Mönchsbergs dar“, sagt Landeskonservator Gobiet. Erschwerend sei hinzu gekommen, dass die Arbeiten in kurzer Zeit (Fertigstellung: Festspielbeginn 2010) und bei laufendem Verkehr durchgeführt werden mussten.

Baustadträtin Claudia Schmidt: „Im Durchschnitt passieren 14.000 Fahrzeuge pro Tag den Tunnel, 10.000 davon in den stärksten zwölf Stunden. Deshalb bin ich froh, dass wir mit drei Sonntagssperren im April ausgekommen sind. Die waren einfach nötig, um Reinigungen und Restaurierungen im Innenbereich durchführen zu können.“

Verbesserungen für Fußgänger

Als nächsten Schritt will die Baustadträtin „zumindest Optik und Beleuchtung“ im Neutor- Fußgängertunnel verbessern. Auch hier sei ursprünglich ja eine Sanierung geplant gewesen. Wegen Gefahr in Verzug habe man das Geld dann aber für die Portal-Erneuerung umschichten müssen.

Schupfer, Karl, Mag. (12112)