Stadt startet mit Diakonie Freiwilligen-Netzwerke gegen Vereinsamung

29.04.2010

Immer mehr SeniorInnen drohen im hohen Alter aufgrund fehlender sozialer Kontakte und abnehmender körperlicher Agilität in den eigenen vier Wänden zu vereinsamen. „Verlässliche Gemeinschaft (er)leben“ lautet das Motto des neuen Projekts „Freiwilligen-Netzwerke in der Stadt Salzburg“, das im Auftrag der Stadt Salzburg vom Diakonie-Zentrum Salzburg in Aigen, Parsch, Herrnau und Salzburg-Süd gestartet wird. Durch den Aufbau dieses Modellprojekts sollen gefährdete SeniorInnen vor Vereinsamung und Altersdiskriminierung bewahrt werden.
Das Projekt „Freiwilligen-Netzwerke“ versteht sich als überparteiliche, konfessions- und vereinsunabhängige sowie kostenlose Ergänzung zu bereits bestehenden (professionellen) Angeboten in der Seniorenbetreuung.

Menschen, die gerne eine ehrenamtliche Tätigkeit mit viel Selbstbestimmung ausüben möchten, sind in den „Freiwilligen-Netzwerken“ herzlich willkommen, die Koordinatorin freut sich auf zahlreiche Kontakte (persönliche Gespräche oder Anrufe unter Tel. 0 664 / 88 58 89 51). Das Diakonie-Zentrum Salzburg garantiert, auf die bestmögliche Begegnungsqualität zu achten.

Ein Blick in die Medien zeigt, dass das Problem der Vereinsamung immer größer wird. Vor allem im urbanen Bereich treten vermehrt Fälle auf, in denen ältere Menschen versterben, ohne dass die Nachbarschaft irgendetwas mitbekommt. „Auch in Salzburg sind derartige Fälle in der Vergangenheit vorgekommen. Hier müssen wir größtmögliche Hilfe anbieten. Deswegen hat sich die Stadt entschieden, ein Nachbarschaftshilfe-Projekt ins Leben zu rufen“, so der ressortzuständige Vizebürgermeister Dr. Martin Panosch.


Partnerschaftliche Umsetzung

Im Sommer 2009 wurden zwischen der Stadt Salzburg und dem Diakonie-Zentrum Salzburg erste Gespräche bezüglich Entwicklung von Freiwilligen-Netzwerken in der Stadt Salzburg geführt. Panosch: „Im November 2009 wurde der Auftrag an das Diakonie-Zentrum erteilt, in den Stadtteilen Salzburg-Süd, Herrnau, Parsch und Aigen Freiwilligen-Netzwerke zu entwickeln.“


Erfolgreiche Erfahrungen mit Freiwilligenarbeit

Das Diakonie-Zentrum Salzburg hat bereits reiche Erfahrung mit Freiwilligenarbeit. Seit 16 Jahren sind am Standort Salzburg-Aigen Ehrenamtliche tätig, seit dem Jahr 2000 wird an der strategischen Entwicklung der Freiwilligenarbeit gearbeitet: Entwicklung und Durchführung von Schulungen und Besuchsdienstlehrgängen, seit 2003 gemeinsam mit der Caritas Salzburg; 2005 Einrichtung einer Stabstelle Freiwilligenarbeit; seit 2007 Angebot von Lehrgängen für FreiwilligenkoordinatorInnen gemeinsam mit der Caritas.


Innovation für die südlichen Stadtteile Salzburgs

Die vier Stadtteile, die für die Entwicklung von Freiwilligen-Netzwerken ausgewählt wurden, sind geprägt von einer starken Überalterung in einigen Siedlungsgebieten. „Mit dem BewohnerService Aigen & Parsch und dem Gesundheits- und Sozialzentrum Süd besteht bereits eine jahrelange gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Salzburg und dem Diakonie-Zentrum. Dazu kommt, dass die BewohnerService-Stelle und das Gesundheits- und Sozialzentrum Süd bereits Erfahrung in der Freiwilligenarbeit mitbringen und somit an vorhandenen Vernetzungen optimal angeknüpft werden kann“, so Dr. Panosch.

MMag. Michael König, Geschäftsführer im Diakonie-Zentrum, unterstreicht die Bedeutung des neuen Modellprojekts: „Aus unseren Erfahrungen in der Senioren- und Stadtteilarbeit kennen wir viele Biografien von Menschen im Alter. Wir sind mit reichhaltigen und unterschiedlichen Bedürfnissen konfrontiert und dabei stets mit voller Kraft bemüht, die individuell besten Antworten zu finden und entsprechenden Hilfen anzubieten. Wir freuen uns sehr, mit diesem Modellprojekt einen weiteren Beitrag für ein soziales Miteinander leisten zu können. Unserem Partner, der Stadt Salzburg, möchten wir danken, dass sie uns beim Aufbau von Freiwilligen-Netzwerken ihr Vertrauen schenkt.“


Freiwilligenarbeit erhöht die soziale Wärme einer Gesellschaft

Die Seelsorgerin im Diakonie-Zentrum Salzburg, Dr. Michaela Koller, ist als Leiterin der Stabstelle Freiwilligenarbeit seit 2000 mit der Aufgabe betraut, Ehrenamtliche zu begleiten und Menschen zu ermutigen, sich für ihre Nächsten zu
engagieren. „Ich habe viele Frauen und Männer kennen gelernt, die Gutes tun, Mitmenschen Freude in ihr Leben bringen und dadurch selbst immer wieder Freude erfahren“, berichtet Michaela Koller aus ihrer sinnstiftenden Tätigkeit. „In Anbetracht der prognostizierten gesellschaftlichen Entwicklung bin ich der vollsten Überzeugung: Freiwilligen-Netzwerke haben Zukunft!“


Koordinatorin ist für die neue Aufgabe bestens qualifiziert

Mag.(FH) Sylvia Neureiter wurde mit dem Aufbau und der Koordination von Freiwilligen-Netzwerken beauftragt. Sie ist seit 1994 Mitarbeiterin im Diakonie-Zentrum Salzburg. Nach 12-jähriger Tätigkeit als Fachkraft in der stationären Seniorenarbeit wechselte die Sozialarbeiterin 2005 in das Bewohnerservice Aigen & Parsch.

Intergenerative Arbeit und Vernetzung waren und sind wichtige Inhalte ihrer Tätigkeit, ihre Erfahrungen bilden eine optimale Grundlage für eine erfolgreiche Entwicklung des Modellprojekts.Zu ihren neuen Aufgaben meint Sylvia Neureiter: „Mein Ziel ist es, maßgeblich bei der Entstehung eines vertrauensvollen Netzwerkes mitzuwirken. Ich verbinde SeniorInnen und Freiwillige und begleite diese neuen Hilfesysteme.“

Im Rahmen ihrer Teilzeitbeschäftigung (10 Wochenstunden) ist Mag. Neureiter darüber hinaus Ansprechperson für alle am Projekt beteiligten Personen und Organisationen bzw. Kooperationspartner. Wichtig ist dabei auch die aktive
Zusammenarbeit. Bereits in den Stadtteilen verankerte soziale Hilfesysteme sollen das neue Projekt als Ergänzung sehen und den gegenseitigen Nutzen schätzen. Durch ein frühes Einbeziehen der Kooperationspartner können eventuelle Vorbehalte und eine befürchtete Konkurrenzsituation vermieden werden.


Freiwilligen-Netzwerke als ein Instrument der Nachbarschaftshilfe

Durch die Freiwilligen-Netzwerke erhalten interessierte SeniorInnen der Altersgruppe „75plus“ die Möglichkeit, zuverlässige und vertrauensvolle Menschen kennenzulernen und neue Bekanntschaften einzugehen: Regelmäßige, verlässliche Besuchskontakte; Begegnung mit Menschen, die zuhören und verstehen; Möglichkeit zu vertrauensvollen aber auch heiteren Gesprächen; Hilfe, aktiv zu bleiben oder zu werden (z.B. Spaziergänge, Spiele, Gartenarbeit, Basteln); Rücksichtnahme auf persönliche Interessen (z.B. Vorlesen, Besorgungen erledigen); Hilfestellung bei alltäglichen Dingen (z.B. Telefonate, Postwege)


Erste erfolgversprechende Erfahrungen machen Mut

Nach ersten Treffen mit Kooperationspartnern wie beispielsweise dem Stadtteilverein Parsch, Sozialkreisen und Diakonie.mobil sowie durch die Zusammenarbeit mit dem Gesundheits- und Sozialzentrum Süd und dem BewohnerService Aigen & Parsch konnten bereits fünf Freiwillige und drei SeniorInnen auf das Projekt aufmerksam gemacht werden.

Aktuell kam es beispielsweise zu einem ersten Treffen einer Freiwilligen mit einer Seniorin. Frau H. benötigt Hilfe bei Behördengängen und Arztbesuchen, eine erfolgreiche Vermittlung zeichnet sich bereits ab. Sylvia Neureiter ist auf Anhieb beeindruckt: „Beim ersten Kennen lernen stellte sich heraus, dass beide Frauen Wurzeln in Ungarn haben und Hundeliebhaberinnen sind. Frau H. konnte allerdings aufgrund ihrer Wohnverhältnisse nie einen eigenen Hund haben, die Besuchende selbst ist Hundebesitzerin. Für den nächsten Besuch wurden bereits einige Pläne geschmiedet!“

Aufruf zur Freiwilligenarbeit

Durch die Arbeit von Freiwilligen können ältere Menschen zu Hause in ihren vier Wänden erreicht und auf das neue Angebot aufmerksam gemacht werden. Neureiter: „Ich freue mich, wenn sich SeniorInnen aus den vier Stadtteilen, die die Dienste des neuen Modellprojekts in Anspruch nehmen möchten, bei mir melden. Freiwillige sind selbstverständlich aus dem ganzen Stadtgebiet und dem Umland herzlich willkommen.“ Sie erfahren Wertschätzung und eine entsprechende Befähigung zu ihrer sinnstiftenden Aufgabe.

Weitere Informationen:

Stadt Salzburg
Dr. Jürgen Wulff-Gegenbaur, Pressesprecher Vizebürgermeister Dr. Martin Panosch Tel. 0662/8072-2941, juergen.wulff-gegenbaur@stadt-salzburg.at

Diakonie-Zentrum Salzburg

Erwin Oberbramberger, Leitung Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0662/6385-400, e.oberbramberger@diakoniewerk.at

Mag. (FH) Sylvia Neureiter, Koordinatorin Freiwilligen-Netzwerke,
Tel. 0664/88588951, s.neureiter@diakoniewerk.at
www.diakonie-zentrum.at

Strobl-Schilcher, Gabriele, Dr. (11399)