Uitz: „Gleichschaltung der Schulen erfolgte schneller als anderswo“

26.11.2010

Mehr als 200 Personen, darunter auch einige Schulklassen, kamen am Donnerstag, 25. November 2010, zum letzten Vortrag der zweiten NS-Vortragsreihe „ Inszenierung der Macht“, der sich mit dem heimischen Schulwesen auseinander setzte: „Salzburgs Schulen sollten nationalsozialistische Musterschulen werden“, brachte es der Historiker Helmut Uitz auf den Punkt.

Am 12. März 1938 marschierten deutsche Truppen in Salzburg ein. Noch am selben Tag wurden die Weichen für das Salzburger Schulwesen neu gestellt: „Die Gleichschaltung erfolgte rasch und kompromisslos. Schneller als anderswo“, sagte Uitz. Der harte Kern um Karl Springenschmid, seit 1934 aus dem Schuldienst entlassen, freier Schriftsteller und überzeugter Nationalsozialist, habe innerhalb weniger Tage für die nationalsozialistische Ausrichtung der Salzburger Schulen gesorgt. Der noch nicht angepasste Teil der Lehrerschaft wurde kurzer Hand in Lager gesteckt und „umerzogen“, die katholischen Schulen verstaatlicht, der Religionsunterricht bedeutungslos.

Der Nationalsozialismus hielt auch in den Klassenzimmern Einzug: wöchentliche Gemeinschaftsstunden (später als nationalpolitischer Unterricht bezeichnet), Gedenktage anlässlich großer Helden der „Bewegung“ und Rassenlehre im Unterricht. Auch in Volksschulen. Auch schon in der ersten Klasse. Und was die Schule nicht leisten konnte, habe außerschulisch die Deutsche Jugend, die Hitler Jugend oder der Bund Deutscher Mädchen erledigt, so der Historiker.

Die Ambitionen der Führungsspitzen des Schulwesens sprengten freilich die Grenzen des real Möglichen. Salzburgs Schulen sollten Musterschulen im ganzen Deutschen Reich werden, eine riesige Schulstadt in Nonntal entstehen. Aber nur wenig davon gelang. Die Schulen der Gauhauptstadt blieben Stiefkinder. Und was davon 1944 noch übrig war, fiel zum Teil den Bomben zum Opfer. Lehrer und Schüler hatten an der „Heimatfront“ ihre Leistung zu bringen. Zuletzt als Brandschutzwachen und Flak Helfer. Die Schulgebäude wurden umfunktioniert – zu Notquartieren, Lazaretten, Flüchtlings- und Militärunterkünften. Im April 1945 war der Unterrichtsbetrieb zu Ende – soweit es überhaupt noch einen gab.

Das Ende des Deutschen Reiches bedeutete einen neuen Anfang. Am 7. Januar 1946 öffnete die letzte der Stadtschulen wieder ihre Tore. Uitz: „Mit Schülern und Lehrern von ‚gestern’, aber Unterrichtszielen von heute. Die Verarbeitung was war, hat Auswirkung bis in unsere Tage. Das ‚tausendjährige Reich’ fand in Österreich nach sieben Jahren ein Ende. Aber es prägte dennoch Generationen.“

Was die Nazis mit den Schulen machten:
Was die Nazis mit den Schulen machten:
Historiker Helmut Uitz erläuterte in TriBühne kompromisslose "Gleichschaltung"

Schupfer, Karl, Mag. (12112)