Gedenken 2025: Neues Infopult am Salzburger Kommunalfriedhof erklärt Geschichte des Kriegerdenkmals

22.10.2025
Es ist mittlerweile das zehnte Infopult in der Stadt Salzburg, das heute bei einem Festakt eingeweiht wurde.
v.l.n.r.: Kay-Michael Dankl (Vizebürgermeister), Markus Grüner-Musil (Bürgerliste), Dagmar Aigner (Kulturabteilungsvorständin), Vincent Pultar (Vertretung d. Bürgermeisters), Ludwig Laher (Redner), Sabine Veits-Falk (Leiterin Haus der Stadtgeschichte), Florian Kreibich (Vizebürgermeister), Christine Kuchar (Friedhofsverwaltung)

Im Gedenkjahr 2025 – 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – setzt die Stadt Salzburg vielfältige Zeichen für eine aktive Erinnerungskultur, wozu insbesondere die Umbenennung der ersten Straße nach einer NS-belasteten Person und die Benennung der Stiege auf den Mönchsberg nach der im KZ Auschwitz umgekommenen jüdischen Geigerin Alma Rosé gehören. In zeitlicher Nähe zum Nationalfeiertag wurde nun mit der Aufstellung eines Infopults beim Kriegerdenkmal am Kommunalfriedhof ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt. Das Denkmal wurde 1929 zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs errichtet und nach 1945 um jene des Zweiten Weltkriegs erweitert. Dass damit auch unkommentiert Soldaten miteingeschlossen wurden, die als Wehrmachtsangehörige oder Mitglieder der Waffen-SS an Kriegsverbrechen beteiligt waren, und somit auch diese gemäß dem Text des auf Bronzetafeln eingearbeiteten Gedichts von Anton Pichler als Helden und Vorbilder geehrt werden, sorgte seit den 1980er-Jahren für anhaltende Kritik. 

Über diese Zusammenhänge informiert nun ein ausführlicher Text auf Deutsch und Englisch auf einem neuen Infopult. Es wurde von der Friedhofsverwaltung in unmittelbarer Nähe zum Denkmal auf einem Sockel aus Granit montiert, auf dem ein eingraviertes Zitat der österreichischen Pazifistin Bertha von Suttner (1834–1914) zu lesen ist: „Frieden, Frieden! Die Waffen nieder!“

Aus Anlass der Aufstellung des Infopults hat die Stadt Salzburg am 22. Oktober 2025 eine Gedenkstunde begangen, moderiert von Sabine Veits-Falk, der Leiterin des Stadtarchivs Salzburg, das für die Textierung der Infopulte verantwortlich ist. Sie sprach über die Aktivitäten und Initiativen im heurigen Gedenkjahr und generell die Erinnerungskultur in der Stadt Salzburg. „Das Infopult am Kommunalfriedhof bietet kompakte, niederschwellige Informationen über die Hintergründe und die problematischen Aussagen des Kriegerdenkmals. Es ist mittlerweile das zehnte Infopult, das auf Deutsch und Englisch über NS-Kunstwerke oder Mahnmäler in der Stadt Salzburg informiert“, hielt sie fest.

Klubvorsitzender Vincent Pultar dankte allen Beteiligten für ihr erinnerungskulturelles Engagement und sagte: „Als Stadt Salzburg beschäftigen wir uns bereits seit vielen Jahren 
intensiv und wissenschaftlich fundiert mit unserer NS-Vergangenheit. Unsere Verantwortung reicht aber weiter, wie wir auch im Arbeitsübereinkommen der Stadtregierung festgeschrieben haben. Unser Ziel ist es, die Erinnerungskultur aktiv zu stärken, was uns in vielfältiger Weise im heurigen Gedenkjahr ,80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs´ gelungen ist. Dazu gehört, Objekte wie das Kriegerdenkmal am Kommunalfriedhof historisch zu kontextualisieren und so interessierte Besucher:innen niederschwellig zu informieren.“

In seiner anschließenden Rede betonte der Schriftsteller Ludwig Laher: „Ich wünsche mir, dieses Kriegerdenkmal samt seiner kleinen ‚Korrekturanlage´ möge in Hinkunft als Ort der Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden, mit veralteten, den Schrecknissen des Krieges Hohn sprechenden Heldenkonzepten und einem modernen, demokratischen Soldatenbild als ultima ratio für den Bedrohungsfall, aber auch als Ort der Auseinandersetzung mit der gefährlichen Sorglosigkeit, die die Genese dieses nicht nur geologischen Konglomerats kennzeichnet, vielfältig genutzt werden, etwa durch Exkursionen im Geschichtsunterricht oder Lehrmaterialien im Internet, die das Textangebot von Ehrenmal und Infopult aufbereiten.
Künstlerisch gestaltet wurde die Gedenkstunde vom Demokratischen Chor Braunau, der Teile der „Mauthausen-Kantate“ von Mikis Theodorakis aufführte. Der griechische Komponist war selbst im Widerstand gegen die nationalsozialistischen Besatzer in Griechenland aktiv gewesen.

Aktuell finden sich zehn zweisprachige Infopulte mit Informationen zu den Hintergründen der jeweiligen Mahnmale bzw. Kunstwerke in der Stadt Salzburg.

Die Texte der Infopulte und Fotos können über die NS-Website des Stadtarchivs abgerufen werden:

Sabine Möseneder