Was ist Gewalt? Das Programm der Stadt Salzburg gibt Antworten

v.l.:Isabel Bojanovsky, Gewaltschutzschirm; Bürgermeister Bernhard Auinger; Stadträtin Andrea Brandner; Doris Wlczek-Spanring, StoP; Alexandra Schmidt, Frauen- und Gleichbehandlungsbeauftragte
16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen mit gratis Kino, Theater, Symposium
Gewalt hat viele Formen – sichtbar und unsichtbar, laut und leise. Mit den „16 Tagen gegen Gewalt“ setzt die Stadt Salzburg auch heuer klare Schwerpunkte für Aufklärung, Sensibilisierung und konkrete Unterstützung. Im Arbeitsprogramm der Stadtregierung der Stadt Salzburg ist der Ausbau der „gewaltfreien Stadt“ als klare parteiübergreifende Zielvorgabe verankert – die 16 Tage sind ein wichtiger Baustein, um dieses Ziel in die Praxis umzusetzen. Das vielfältige Programm macht sichtbar, was Betroffene erleben, und zeigt Wege aus der Gewalt.
„In der Stadt Salzburg können wir die Subventionen für den Gewaltschutz 2026 in vollem Umfang ohne Kürzungen beibehalten. Denn wir wollen, dass die professionelle Arbeit weitergeführt wird und alle Betroffenen Hilfe und neue Perspektiven für ihre Situation finden“, sagt Bürgermeister Bernhard Auinger.
„Unser Programm wendet sich direkt an Betroffene. Wir wollen, dass Gewalt nicht verharmlost wird, sondern erkannt, benannt und bekämpft. Frauen und Mädchen sollen wissen: was dir passiert, ist nicht ok. Und es gibt Hilfe und Unterstützung“, sagt Stadträtin Andrea Brandner, Ressortleiterin Soziales und Vielfalt.
Gewalt erkennen und handeln
In der Stadt Salzburg stehen zahlreiche spezialisierte Beratungsstellen bereit, um Betroffene zu unterstützen. Trotzdem holen sich viele Menschen keine Hilfe – oft, weil sie ihre Situation nicht als Gewalt einordnen können oder sich schämen, darüber zu sprechen.
Hier setzt die 16-Tage-Kampagne an: Sie zeigt, wie vielfältig Gewalt sein kann, und stellt Werkzeuge zur Verfügung, die Betroffenen Orientierung geben.
Das Gewaltbarometer: Gewalt sichtbar machen
Ein Schwerpunkt ist das neue Gewaltbarometer der Stadt Salzburg. Es zeigt von „grün bis rot“, ob eine Beziehung respektvoll oder gefährdend ist – und wann Hilfe nötig wird.
Litfaß-Säulen mit dem Gewaltbarometer stehen in den nächsten Wochen an markanten Orten in der Stadt. Die progress-Werbung unterstützt diese Umsetzung.
Das Barometer ist in sieben Sprachen verfügbar – zusätzlich in eigenen Versionen für Kinder, Jugendliche sowie für Menschen in häuslicher Pflege. Es beantwortet Fragen wie:
- Werden Hobbys, Freund:innen oder Familie akzeptiert?
- Werden Meinungen klein gemacht?
- Gibt es Kontrolle, Einschüchterung oder Drohungen?
- Kommt es zu körperlicher Gewalt?
Isa Bojanovsky vom Gewaltschutzschirm erklärt: „Das Gewaltbarometer macht im Vorbeigehen sichtbar, was Gewalt ist. Der Film ‚Gefangen im Netz‘ zeigt eindrucksvoll, wie schnell junge Menschen durch Cybergrooming in gefährliche Situationen geraten können. Hier laden wir auch direkt Eltern ein, sich den Film anzusehen. Die Jugendlichen unterstützen wir konkret mit Workshops von Safer Internet.“
Was Beratung leistet und was alle tun können
Viele Betroffene sagen: „Ich bin kein typisches Gewaltopfer“, „Wir sind gerade in einer Ausnahmesituation“ oder „Er meint es nicht so“.
Die Frauenbeauftragte Alexandra Schmidt schildert aus der Praxis: „Wichtig ist die Frage: Werden Grenzen verletzt? Wird ein Übergriff erlebt oder vermutet? Beratung gibt es anonym und nur, wenn Betroffene das möchten.“
Gewalt passiert oft im direkten Umfeld. Zivilcourage und Aufmerksamkeit helfen Betroffenen unmittelbar.
Doris Wlczek-Spanring vom Projekt StoP (Stadtteile ohne Partnergewalt) betont: „Schauen Sie nicht weg, wenn Sie Gewalt vermuten. Bieten Sie Unterstützung an, verteilen Sie Informationsmaterial im Haus oder rufen Sie im Zweifel die Polizei. Jede Handlung kann entscheidend sein.“
Keynote beim Symposium: Ninia LaGrande
Die Autorin und Aktivistin Ninia LaGrande spricht beim Symposium über Strukturen, Machtverhältnisse und gesellschaftliche Verantwortung. Ihr Zitat fasst den Kern der 16 Tage eindrucksvoll zusammen:
"Gewalt ist keine Privatsache. Sie ist alltäglich, strukturell und politisch. Und wir können ihr nur begegnen, indem wir darüber sprechen. Indem wir Akte der Gewalt und diejenigen, die sie erfahren, sichtbar machen. Veränderung beginnt dort, wo wir nicht länger schweigen."
Aushänge in städtischen Toiletten
In Damen- und Herrentoiletten werden künftig Informationen zu Grenzverletzungen, Gewaltformen und Anlaufstellen angebracht – sicher, anonym und diskret. QR-Codes führen direkt zu allen Angeboten.
Das Programm 2025
- Symposium „Gewalt im Alltag“
Vier Perspektiven, die oft unsichtbar bleiben:
- Gewalt im Alter
- Gewalt gegen queere Menschen
- Gewalt gegen Menschen mit Behinderung
- Sicherheit im öffentlichen Raum
Am 19. November, 15–18 Uhr, Tribühne Lehen
- Film „Gefangen im Netz“ – mit Workshops
Cybergrooming und Kindesmissbrauch im Netz – begleitet von Workshops „Gemeinsam gegen Cybergrooming“.
20. November (Schulvorstellung) Mozartkino
9. Dezember (Abendvorstellung mit Gespräch) Mozartkino
- „(K)einen Ton sagen“ – Film und Expert:innengespräch
Betroffene aus Nord- und Südtirol berichten über sexualisierte Gewalt.
24. November, Cineplexx Airport
- „Die Zelle“ – Theater in Wohnungen
Gewalt in den eigenen vier Wänden – erzählt in leerstehenden Wohnungen in mehreren Stadtteilen.
11.–13. Dezember, unterschiedliche Standorte.
- Fotowettbewerb „Licht und Schatten“
Gemeinsam mit LANA – Connecting Women from all Backgrounds.
Preisverleihung im Schloss Mirabell.
27. November, Marmorsaal
- Cyberkonferenz für Schulen
Austausch zu digitaler Sicherheit und Prävention.
27. November, Tribühne Lehen
Warum die 16 Tage wichtig sind
Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen sind weltweit zwischen 25. November – dem internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden – und 10. Dezember – dem internationalen Tag der Menschenrechte. Während des Aktionszeitraums thematisieren Organisationen das Ausmaß und die verschiedenen Ausprägungen von Gewalt gegen Frauen. Denn Gewalt gegen Frauen und Mädchen hat als fundamentale Menschenrechtsverletzung nachhaltige Folgen für die Betroffenen selbst, aber auch für die gesamte Gesellschaft.
Der Gedenktag geht auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal zurück, die am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet wurden. Sie waren im Untergrund tätig und hatten sich gegen die Diktatur aufgelehnt.
Seit 1999 ist der 25. November auch von den Vereinten Nationen als offizieller internationaler Gedenktag anerkannt.
Die UN Frauenorganisation hat mit dem Titel „Orange The World“ dazu eine Kampagne gestartet: Weltweit erstrahlen in diesen 16 Tagen gegen Gewalt Gebäude in oranger Farbe, um ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.
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Hendrik Stoltenberg