Weil Kinder Familie brauchen: Ein Jahr Besuchscafé Mitju

v.l.: Abteilungsvorstand Soziales, Patrick Pfeifenberger; Stadträtin Andrea Brandner; Nicole Stöllner, Kinder- und Jugendhilfe; Wolfram Günther, Kinder- und Jugendhilfe;
Nicht jede Trennung verläuft harmonisch und konfliktfrei. In manchen Fällen – besonders wenn Gewalt im Spiel ist – kann dies für Kinder sehr belastend sein. Dies kann so weit gehen, dass ein Treffen zwischen Elternteil und Kind nur unter Aufsicht möglich ist. Bei dieser sogenannten Besuchsbegleitung ist eine neutrale, geschulte Person anwesend, um das Wohl des Kindes zu schützen.
Im Bundesland Salzburg ist derzeit nur der Verein rainbows als Anbieter im Bereich der Besuchsbegleitung aktiv. Deswegen hat sich die Stadt Salzburg letztes Jahr dazu entschieden, hier ein zusätzliches Angebot zu schaffen. Das Besuchscafé „Mitju“ in den Räumlichkeiten der Elternberatung ging vergangenen Herbst in den Vollbetrieb. Jeden 2. Samstag können getrenntlebende Elternteile dort Besuche abhalten. Zwei Mitarbeiter:innen der Kinder- und Jugendhilfe sind dabei immer vor Ort.
Zahlen und Daten nach knapp einem Jahr Betrieb
Alleine seit dem Start in den Vollbetrieb im September 2024 bis Juni 2025 wurden 162 Besuchsbegleitungen und 31 Übergabe-Begleitungen vor Ort durchgeführt. Im Schnitt suchen sieben Elternteile pro Öffnungstag das Café auf. Insgesamt konnten so in dem Zeitraum 35 Kinder begleitet werden. 63 Prozent der Besuchs- und Übergabe-Begleitungen waren erfolgreich – das heißt, die Familien regeln ihre Besuchskontakte nun wieder selbstständig.
„Eine Trennung kann für Kinder sehr traumatisch sein. Noch dazu, wenn diese nicht geregelt abläuft. In dieser Phase Unterstützung und Begleitung zu bekommen, ist zudem nicht nur für die Kinder, sondern auch für viele Elternteile wichtig. Wir in der Stadt haben das erkannt – das Angebot gehört aber dringend ausgebaut“, so Stadträtin Andrea Brandner.
Abteilungsvorstand der Sozialabteilung, Patrick Pfeifenberger ergänzt: „Regelmäßige persönliche Kontakte jedes Kindes sowie jedes Elternteils sind ein gesetzlich verankertes Recht. Diese Treffen müssen aber immer so gestaltet werden, dass sie den Bedürfnissen der Kinder entsprechen. Für unsere Kinder- und Jugendhilfe steht das Kindeswohl immer an erster Stelle, deshalb haben wir uns auch dazu entschlossen hier selbst tätig zu werden.“
Nachfrage größer als Angebot
Das derzeitige Angebot der Besuchsbegleitung kann den Bedarf nicht annähernd abdecken. Die zur Sicherung des Kontaktrechtes notwendige und vom Gericht angeordnete Besuchsbegleitung kann so oft de facto nicht stattfinden. Abgesehen von der massiven Belastung der Eltern ist dies vor allem aus kinderrechtlicher Sicht höchst problematisch und es besteht dringender Handlungsbedarf.
Zuständig wäre hier eigentlich das Land Salzburg. Da rainbows als einziger Anbieter in dem Bereich schon stark gefordert ist, entschloss sich die Stadt über die Kinder- und Jugendhilfe eben dazu, mit „Mitju“ ein eigenes Angebot zu schaffen. Da die Nachfrage das Angebot bei Weitem übersteigt, ist geplant, von aktuell zwei Öffnungs-Samstagen auf drei auszuweiten. 12 Familien bzw. 16 Kinder stehen aktuell auf der Warteliste, was einer Wartezeit von im Schnitt 2 – 3 Monaten gleichkommt.
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