FRAUEN HINTERLASSEN SPUREN
Frauentag im Schloß Mirabell:
Überreichung des Troll-Borostyani-Preises 1996 an die drei Preisträgerinnen
Die Verleihung des Troll-Borostyani-Preises ist einer der Höhepunkte des Internationalen Frauentages am Freitag, 8. März 1996, im Schloß Mirabell, den erstmals die Frauenbeauftragten von Stadt und Land, Dagmar Stranzinger und Romana Rotschopf, gemeinsam veranstalten. Eröffnet wird der Tag mit einem Runden Tisch zum Thema "Über die zunehmende Unmöglichkeit Kinder zu haben". Den Ausklang bildet eine Podiumsdiskussion mit Innenmi-nister Caspar Einem über "Gewalt gegen Frauen". (Das genaue Programm entnehmen Sie bitte der Beilage.)
Frauen hinterlassen wenig (sichtbare) Spuren in der Geschichte. Irma von Troll-Borostyani, Salzburgs erste Frauenrechtlerin, hinterläßt auch 1996 wieder sichtbare Zeichen: Drei bemerkens-werte Frauen wurden von der Jury (Elfi Geiblinger, Hertha Raphaelis, Romana Rotschopf, Eva Ruprechtsberger, Dagmar Stran-zinger, Veronika Verzetnitsch, Elisabeth Walcher) für ihre sichtbaren Spuren in Sachen Frauenpolitik ausgezeichnet.
Den Troll-Borostyani-Preis der Stadt Salzburg erhalten die Kri-minalbeamtin Helga Grabner und die Kindergärtnerin Christine
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Dorfer. Der Preis für das Land Salzburg ergeht an Annemarie In-dinger aus Tamsweg.
Christine Dorfer arbeitet als Kindergartenleiterin im Kindergarten Maxglan und bekommt somit die strukturellen Probleme der Kinderbetreuung hautnah zu spüren. Kinder, die bereits vor 7.00 Uhr morgens im Kindergarten "abgegeben" werden müssen, berufstätige Frauen, die während der langen Ferienzeiten nicht wissen, wohin sie ihre Kinder bringen sollen und Alleinerziehende, denen die alleinige Verantwortung für ihren Nachwuchs über den Kopf wächst. Christine Dorfer hat in ihrer Arbeit mit den Kindern die Stationen der Mütter vor Augen.
Die Jury hat sich für sie entschieden, weil sie im letzten Sommer entgegen der dienstrechtlichen Vorschriften, für verlängerte Öffnungszeiten im Kindergarten eingetreten ist und diese auch gegen den Widerstand vieler durchgesetzt hat. Damit hat sie vor allem berufstätigen Müttern aus einer prekären Situation geholfen und damit ihre eigene Position aufs Spiel gesetzt.
Helga Grabner ist in der Frauenszene vor allem den Mitarbeiterinnen des Frauenhauses und des Frauennotrufs ein Begriff. Sie ist Kriminalbeamtin in der Abteilung Jugend der Bundespolizeidirektion Salzburg. Helga Grabner führt seit vielen Jahren die polizeilichen Einvernahmen von Opfern von Seuxualdelikten (Frauen und Kinder) durch und zeichnet sich durch großes Ein-
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fühlungsvermögen und fachliche Kompetenz aus. Ohne "feministi-schen Überbau" verkörpert sie das "frauenfreundliche Bollwerk" in der Polizeidirektion Salzburg. Sie engagiert sich in ihrer Freizeit, besucht einschlägige Veranstaltungen, nimmt an Ar-beitskreisen teil und leistet Bewußtseinsbildung bei ihren männlichen Kollegen.
Annemarie Indinger ist 1930 geboren und hat ihren Lebensmittelpunkt seit jeher im Lungau. Sie arbeitete bis zu ihrer Pensionierung als Sonderschullehrerin an der Sonderschule in Tamsweg, wo sie die Schwerstbehinderten-Klassen betreute. Über ihre frauenpolitische Arbeit schreibt sie selber: "....ich begann auch mit Frauengruppen und Mütterrunden. Immer wieder stieß ich auf Unverständnis und Schwierigkeiten. Meine Vorstellungen von Jugend- und Frauenarbeit paßten nicht in die Normen." Annemarie Indinger ist in der Katholischen Frauenbewegung seit nunmehr 20 Jahren tätig und gilt als Pionierin der Frauenarbeit am Land. Als mutige Frau hat sie es geschafft, für den Lungau ein Forum zu bilden, wo Frauen sich austauschen, vernetzen und weiterbilden können. Ein besonderes Anliegen ist ihr - und darin liegt auch ihre besondere Fähigkeit - Frauen zu stärken, egal ob dies eine Bergbäuerin, eine Angestellte, eine Alleinerziehende, eine junge oder eine alte Frau ist. Sie fördert die politische Einmischung der Frauen in der Region, nimmt zu aktuellen politischen Themen Stellung und versucht eine Aufklärung unter den Frauen voranzutreiben.
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Landeshauptmann-Stellvertreter Gerhard Buchleitner, der anläß-lich des Frauentages im Schloß Mirabell den Preis des Landes überreichen wird, freut sich besonders über die Wahl der Jury: "Annemarie Indinger, die als Frau der Kriegsgeneration noch eine andere frauenpolitische Prägung erfahren hat, steht für jene Frauen, die sich mit großem Engagement und ehrenamtlich für Frauen stark machen. Sie hat sich allen Widerständen zum Trotz nie von ihren Grundsätzen abbringen lassen und der Frauenpolitik im Lungau ihren Stempel aufgedrückt."
Die Preise der Stadt Salzburg überreicht Bürgermeister-Stell-vertreter Heinz Schaden. Als Personalchef der Stadt Salzburg weiß er, "daß es Frauen in männerdominierten Einrichtungen nicht leicht haben." Die Wahl von Helga Grabner ist für ihn "ein Zeichen dafür, daß Frauen durch ihr Wirken auch imstande sind, große Organisationen (mit)zu verändern. Das Einfühlungsvermögen von Helga Grabner in dem heiklen Bereich der Gewalt gegen Frauen ist über die Grenzen der Polizeidirektion hinaus beispielgebend."
Die Jury hat es sich bei der Wahl Christine Dorfers nicht leicht gemacht. Doch gerade das engagierte Auftreten im Sinne der Frauen ist preiswürdig. "Mit der Wahl Christine Dorfers wird erneut ein Licht auf die Verbesserungsmöglichkeiten der Kinderbetreuungssituation der Stadt Salzburg gerichtet, die für viele Frauen nach wie vor unzureichend ist, besonders für Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren", meint Schaden.
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Detaillierte Informationen zu den Preisträgerinnen und zum gemeinsamen Programm des Frauentages im Schloß Mirabell sind im Büro für Frauenfragen des Landes (8042-3400) und im Frauenbüro der Stadt Salzburg (8072-2043) zu erhalten.
Das Programm des Frauentages liegt bei!
ACHTUNG PRESSETERMIN
EINLADUNG ZU EINEM RUNDEN TISCH DES FRAUENBÜROS
"SPART DIE KLEINEN WEG!
ÜBER DIE ZUNEHMENDE UNMÖGLICHKEIT KINDER ZU HABEN"
Die vorgeschlagenen Sparmaßnahmen der Bundesregierung treffen Frauen in einem ungleich höherem Ausmaß als Männer. Vor allem Alleinerzieherinnen werden durch die Vielzahl widersprechender Vorhaben in ihrer Existenz bedroht.
Die Kürzung des Karenzurlaubes, die Streichung der Geburten-beihilfe, die verschärften Regelungen des Sondernotstandes, die Anhebung der Pensionsanwartszeiten und vor allem die Streichung der Kinderbetreuungsmilliarde, bringen viele Frauen in eine ausweglose Situation. Die sinkenden Chancen am Arbeitsmarkt und die Probleme beim Wiedereinstieg machen die Situation zu-sätzlich prekär.
Die Entscheidung für ein Kind wird zunehmend schwerer, für viele schier unmöglich.
Was die künftigen Einsparungen für Frauen bedeuten, wie sich die Situation gestaltet und was getan werden muß, wollen wir in einer ExpertInnenrunde erörtern.
Bürgermeister-Stellvertreter und Frauenressortchef Heinz Schaden und das Frauenbüro der Stadt Salzburg laden Sie dazu ein.
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TeilnehmerInnen
·Erika Dirnberger, Obfrau des Vereins "Alleinerziehender Mütter und Väter", Frauenreferentin der Katholischen Frauen-bewegung
·Uwe Höfferer, Angestellter, Vater
·Kurt Liedl, Personalchef der SPAR Österreich
·Gabriele Rechberger, Angestellte, derzeit in Karenz
·Heinz Schaden, Bürgermeister-Stellvertreter und Frauenres-sortchef
·Hemma Schöffmann, "Aktion Leben", Alleinerzieherin
Moderation
Dagmar Stranzinger, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg
Termin:Freitag, 8. März 1996, 10.00 Uhr
Ort:Büro Bürgermeister-Stellvertereter Heinz Schaden
Thema:"Spart die Kleinen weg!
Über die zunehmende Unmöglichkeit Kinder zu ha-
ben"
Presseinformation vom 01.01.1996
MD01 - Service und Information