Padutsch: „Wir wissen, ohne Freiräume klemmt das Leben“
Freiraumplanung schon im Entwurf berücksichtigen – Verstärkt Expertisen dazu im Gestaltungsbeirat – Vorbildwirkung der Stadt – bessere gesetzliche Verankerung nötig
Im Vorfeld des diesjährigen öffentlichen Symposiums der Stadtplanung zum Thema „FreiRaumSzene Salzburg“ lud Planungsstadtrat Johann Padutsch die Medien am Dienstag, 6. Oktober 2009, zu einem Pressegespräch. Er zitierte eingangs den Schweizer Planer und ‚Spieleträumer’ Toni Anderfuhren, der beim Symposium am Donnerstag, 8. Oktober, in der TriBühne Lehen dabei sein wird. Padutsch: „Anderfuhren wird in seinem Statement bildhaft betonen, dass ohne Zwischenräume jede Schublade klemmt. Und er wird fragen, wo denn dieser ‚Spielraum’ in der Stadtgestaltung von heute liegt...“
Freiraumplanung von Anfang an
„Wir wissen, ohne Freiräume klemmt gleichsam das Leben“, so Padutsch weiter. Deshalb sei es immens wichtig, schon am Beginn des Planungsprozesses die Freiraumplanung bzw. Landschaftsarchitektur als gleichwertigen Partner im interdisziplinären Planungsteam zu berücksichtigen. „Der Freiraum-Gestaltungsplan muss ähnlich wie in Deutschland oder in der Schweiz ein selbstverständlicher Teil des Konzepts werden.“
Die Freiraumplanung beschäftigt sich aktuell als eigenständige Planungsdisziplin mit der Gestaltung und Nutzung städtischer Räume. Sie bezieht sich dabei nicht nur auf die Grünräume, sondern insbesondere auf das Wechselspiel zwischen bebauten und unbebauten Flächen.
Als Wohlfühlfaktor unterschätzt
„Wir haben mit dem Räumlichen Entwicklungskonzept (REK 2007) gesamtstädtische Freiräume definiert und damit zukunftsweisende Landschaftscharaktere ausgewiesen. 200.000 Euro sollten hier im Grünland-Fonds für weitere Maßnahmen zur Verfügung stehen. Der Gestaltungsbeirat achtet bereits seit Jahren darauf, dass die freiraumplanerische Expertise berücksichtigt wird. Diese ist aber im Bewusstsein der Bauträger und Architekten noch nicht wirklich angekommen“, so Padutsch.
Es gehe dabei jedoch um nicht mehr und nicht weniger als Lebensqualität: „Der Wohlfühlfaktor Freiraum wird nicht nur bei Wohnbauten, sondern auch bei Betrieben leider sehr häufig noch völlig unterschätzt.“ So sei beispielsweise die Neue Mitte Lehen, was den Freiraum betrifft, nicht fertig gestellt worden. „Die leere Wiese ist ja ganz ok. Doch der ursprünglich geplante ‚Steg’ hätte ein Vielfaches an Aufenthaltsqualität geboten“, sagt Padutsch.
Temporäre Aneignung
Nicht immer gehe es darum, fixfertig gestaltete Freiräume anzubieten: „Nehmen wir die Jugend her, die will lieber selber was gestalten. Ich könnte mir da durchaus vorstellen, dass die Stadt eine Vermittlerrolle übernimmt. Man muss sich eine Strategie, ein System überlegen, wie man temporär auf Privatflächen zur Verfügung stehenden ‚Freiraum’ verfügbar machen kann. Denken Sie beispielsweise an das jahrelang leer gestandene Stadtwerke-Areal.“
Die Stadt müsse aber auch in ihrem eigenen Bereich mehr tun, um Vorbildwirkung zu erzielen. Ein gutes Beispiel dafür: das Projekt „Die Stadt und ihr Fluss“. Die Vorplanung dazu ist weitestgehend abgeschlossen. Nun müssten die finanziellen Mittel dafür zur Verfügung gestellt werden, so der Planungsstadtrat. Dabei seien jedenfalls Synergien zu nutzen. Etwa beim kommenden Kraftwerksbau in Lehen, wo die nötigen Böschungsinterventionen der Salzburg AG für Plattformen, Sitze, Aufenthaltsmöglichkeiten genützt werden sollen. Hier müsse die Stadt als Kooperationspartner eventuell für Aufbesserungen sorgen.
„Wir sollten uns unserer Vorbildwirkung bewusst werden. Wenn die Stadt aktiv den öffentlichen Freiraum für ihre Bevölkerung gestaltet, und das gut ankommt, dann erkennen auch private Bauherrn den Wert des qualitativen Umfelds ihres Projektes leichter an“, so Padutsch.
Viel Gestaltungspotential ortet der Planungsstadtrat noch in der Umfeldgestaltung von Gewerbeflächen, im öffentlichen Verkehrsraum und bei der Zielgruppe der Kinder- und Jugendlichen. „Aber auch solche Initiativen wie jene zur verstärkten Nutzung von Grünflächen als Stadtgärten bzw. das Anbieten von Flächen zum Gemüse- und Kräuteranbau haben neben der stadtplanerischen eine Wohlfühl- und Integrations-Komponente“, betont Padutsch.
Bessere Regelungen
Für nötig erachtet Padutsch eine verstärkte Einbindung der Freiraumplanung durch die Stadt bei Instrumenten des Raumordnungsgesetzes, wie beispielsweise Flächenwidmungsplanung oder Bebauungsplanung. Mit Blick auf den Gesetzgeber Land fordert er eine umfassende Regelung zur Gestaltung von Spiel- und Freiräumen im Bautechnikgesetz. Außerdem müssten freiraumplanerische Aspekte bei der Wohnbauförderung berücksichtigt werden.
„Als erster Schritt zur Standardisierung der Planungsqualität wird von der Stadt (MA 5/03 und MA 7/04) in Zusammenarbeit mit den Landschaftsarchitekten (ÖGLA), der Initiative Architektur und dem Büro K2 nun ein Leitfaden erstellt, der die wesentlichen Planungsaspekte der Freiraumplanung darstellt und als Grundlage für die genannten rechtlichen Änderungen dienen kann“, so Padutsch abschließend.

Planungsstadtrat Johann Padutsch und Stadtplanerin Sabine Pinterits "erobern" die Intervention "Kunstwirtschaft" von Wolfgang Richter zum Symposium "FreiRaumSzene".
Schupfer, Karl, Mag. (12112)