Das russische Salzburg in ausgewählten Porträts

14.05.2021

Neuerscheinung aus dem Stadtarchiv Salzburg:

Die Zuwanderung von Menschen aus Russland nach Salzburg und die Frage, welche Spuren sie hinterlassen haben, ist das Thema einer Ausstellung und begleitenden Broschüre, die in der Schriftenreihe des Stadtarchivs Salzburg neu erschienen ist.
Anhand von elf biografischen Porträts wird die Vielfalt des „russischen Salzburg“ vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart aufgezeigt. Die ausgewählten Lebensgeschichten beleuchten die Motive und Hintergründe der Emigration aus dem Zarenreich und der Sowjetunion.

„Es ist uns vor allem ein Anliegen, die russischen Spuren in Salzburg in ihrer Vielfältigkeit zu zeigen. Alle hier vorgestellten Personen stehen für „ihr“ Russland und sind Akteurinnen und Akteure einer ständigen Verflechtung zwischen den Kulturen“ sagt Mitherausgeberin Eva Hausbacher, Professorin für Literatur- und Kulturwissenschaft am Fachbereich Slawistik der Universität Salzburg, und eine der drei Projektleiterinnen.

Dazu zählen etwa die Bildungs- und Karrieremigrantin Rosa Kerschbaumer, die als erste Frau in Österreich als Augenärztin in Salzburg praktizierte, oder Wassili Paschkoff, der adelige Besitzer des Johannes-Schlössls. Der bekannten Bestsellerautorin Alja Rachmanowa und dem Literaturwissenschaftler und Familienchronist Georges Solovieff sind ebenso Porträts gewidmet wie der „russischen Frau Baronin“ Helene Meyendorff, die auch nach ihrem Tod 2014 noch im kollektiven Gedächtnis vieler Menschen präsent ist.

„Für unser Projekt haben wir unterschiedliche Quellen verwendet, die uns ganz unterschiedliche Einblicke ermöglichten. Von historischen Meldeunterlagen über autobiografische Quellen bis zu lebensgeschichtlichen Interviews “ erklärt Silvia Panzl-Schmoller, Archivarin im Stadtarchiv. So basieren auch die Porträts über den „Erfinder des Casatschok“, Boris Rubaschkin, über die Kulturvermittlerin Hedwig Salpius oder die feministische Dissidentin Natalja Malachowskaja auf Interviews, die im Migrationsarchiv Stadt Salzburg archiviert sind. Im ehemaligen „Russenlager“ in Parsch aufgewachsen, gibt Tamara Handlechner einen anschaulichen Zeitzeuginnenbericht über das Leben im damaligen Barackenlager

„Mit diesem gemeinsamen Projekt von Stadtarchiv Salzburg und dem Fachbereich Slawistik der Universität Salzburg können wir wieder einen weiteren Baustein zu einer Migrationsgeschichte der Stadt legen“, so Sabine Veits-Falk, Historikerin im Stadtarchiv Salzburg, zu dessen Themenschwerpunkten die Erforschung von Zu- und Abwanderung in Salzburg zählt.

Die geplante Ausstellung sollte am 17. Mai 2021 im Haus der Stadtgeschichte eröffnet werden. Aufgrund der Renovierungsarbeiten nach dem Felssturz in den Lesesaal des Hauses muss die Ausstellungseröffnung jedoch verschoben werden. Einige Ausstellungstafeln sind aber schon jetzt hinter der Glasfront des Hauses der Stadtgeschichte zu sehen, und geben einen ersten Eindruck von dem Projekt. Im Oktober 2021 wird die Ausstellung im Unipark Nonntal gezeigt. Einblicke geben auch Podcasts und Bilder auf der Homepage der Stadt Salzburg www.stadt-salzburg.at/stadtgeschichte.

Die mit vielen Abbildungen ansprechend gestaltete Broschüre ist ab sofort im Haus der Stadtgeschichte und im Buchhandel erhältlich.

Publikation

Eva Hausbacher, Sabine Veits-Falk (Hg.), Das russische Salzburg in ausgewählten Porträts (Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg, Beiheft 3), Salzburg 2021, 72 Seiten, 121 Farb- und SW-Abbildungen, 9,90 Euro.

Mit Beiträgen von Ursula Bieber, Eva Hausbacher, Silvia Panzl-Schmoller, Alla Tchourlina und Sabine Veits-Falk.

Rückfragen an:
Mag.a Dr.in Sabine Veits-Falk
Haus der Stadtgeschichte
sabine.veits-falk@stadt-salzburg.at
Tel. 0662 8072 4714

 

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Erzbischof Stefan Sewbo mit Auswander*innen des Lagers Parsch, 1945 (Stadtarchiv Salzburg, Migrationsarchiv)

Cay Bubendorfer