Fall Teichtmeister: (Online)-Kindesmissbrauch ist doppelter Missbrauch
Hagenauer: Stadt tut in ihrem Wirkungsbereich was sie kann, Strafmaß muss verfünffacht werdenDer jüngst bekannt gewordene Fall des Schauspielers Florian Teichtmeister wegen des Besitzes von Abbildungen sexuellen Kindesmissbrauchs rief zahlreiche entsetzte Reaktionen, nicht nur im Kulturbereich, hervor. Für Salzburgs Sozialstadträtin Anja Hagenauer ist die Anklage erneut Beweggrund um auf das Thema und die aktuelle Gesetzeslage hinzuweisen: „Digitaler Kindesmissbrauch nimmt zu. Der Schutz für Kinder reicht nicht aus. Die Strafen für Täter sind lächerlich. Die derzeit höchstmögliche Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren ist zu wenig – eine Verfünffachung wäre angemessen. Denn Kinderschutz muss in Österreich oberste Priorität bekommen. Wir sollten den Fall Teichtmeister zum Anlass nehmen, endlich die Gesetze zu verschärfen und mehr Maßnahmen einzuleiten um Kinder zu schützen“, so Hagenauer.
Und weiter: „Die Stadt Salzburg hat mit ihrem Gewaltschutzschirm bereits einen wichtigen Schritt getan. Unter anderem sensibilisieren wir Institutionen aus den Bereichen Soziales, Pädagogik, Sport und Kultur. Immer wieder darüber zu sprechen heißt, Tabus zu brechen. Nicht die Kinder müssen sich schämen, sondern die Täter müssen geächtet werden“.
Begleiteter Prozess für besseren Schutz der Kinder
Hagenauer verweist damit auf den kürzlich veröffentlichten Aufruf der Stadt an Jugendeinrichtungen sich für den Prozess von fünf Risikoanalysen zu bewerben. (Siehe Stadt Salzburg - Keine Chance für Gewalt in Jugendeinrichtungen - Link unten). Die Idee dazu entstand bei der Zukunftswerkstatt „Kinderschutzschirm“ im Vorjahr. Einrichtungen können sich noch bis 10. Februar für einen solchen begleiteten Workshop bewerben.
Enttabuisierung des Themas
„Wer sagt, das ist eh alles nicht so schlimm, weil das sind ja nur Bilder, die sich jemand ansieht, der irrt: Die Konsumation bzw. Besitz dieser Bilder ist eine kriminelle Handlung, so sieht das auch das geltende Recht“, so Hagenauer. Für Opfer von sexuellem Missbrauch ist die Verbreitung des Materials der Handlung doppelt schlimm, es ist zusätzlich traumatisierend, berichten Opferschutzeinrichtungen.
Hagenauer fordert neben der Verschärfung der Gesetze, einen viel breiteren gesellschaftlichen Diskurs. „Nur wenn wir uns eingestehen, dass diese abscheulichen Dinge passieren und offen darüber reden, wird sich hier etwas ändern.“, argumentiert die Stadträtin. Die Stadt tue in ihrem Wirkungsbereich bereits was sie kann, es brauche aber zusätzliche Ressourcen für die Sensibilisierung.
Siehe auch
Info-Z/Schrattenecker