Anna Berta Königsegg Schule: Top-Neubau für schwerstbehinderte Kinder
Mit dem Neu- und Umbau der Anna Berta Königsegg Schule, dem Sonderpädagogischen Zentrum für schwerstbehinderte Kinder in Salzburg, hat die Stadt Salzburg einen wesentlichen Schwerpunkt des derzeit laufenden Programms an Schulsanierungen realisiert. Das neue Gebäude bietet den optimalen räumlichen Rahmen für die Arbeit mit schwerstbehinderten Kindern und ist architektonisch und bautechnisch auf dem neuesten Stand. Die Stadt investiert über ihre Immobilien GmbH „SIG“ rund sechs Millionen Euro in die Erneuerung des Schulstandorts, die spezielle Einrichtung erforderte weitere 260.000 Euro. „Die neue Anna Berta Königsegg Schule ist nun für ihre Schülerinnen und Schüler ein attraktiver Lern- und Lebensort, für die LehrerInnnen und BetreuerInnen ein qualitätsvoller Arbeitsplatz und für die Stadt Salzburg ein Vorzeigeprojekt“, erklärt Bürgermeister und Schulressortchef Heinz Schaden anlässlich der Projekt-Präsentation. „Und auf den Bau sind wir auch in technischer Hinsicht stolz, der Neubau erfüllt Passivhaus-Standard, der Energieverbrauch konnte gegenüber dem Altbau um 80 Prozent gesenkt werden“, ergänzt Baustadträtin Claudia Schmidt.
Das Projekt
Die Gebäude der Sonderschule (ursprünglich ein Zweitstandort der VS Taxham) waren aus dem Jahre 1979 und wurden aus VOEST-Fertigteilbauten errichtet, eine Sanierung dieser Teile war aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll. Daher wurde der Gebäudekomplex zum Großteil abgebrochen. Ein weiterer Bauteil wurde im Jahr 1981 in Stahlbeton-Skelettbauweise errichtet, dieser Teil blieb bestehen und wurde in das Neubauprojekt integriert.
Großflächig zusammenhängende Erschließungs- und Pausenflächen kommen in dem Projekt des Salzburger Büros „Schwarzenbacher Architekten“ dem Bewegungsdrang der Kinder mit Beeinträchtigungen entgegen. Vom Haupteingang aus öffnen sich Durchblicke zum Garten, zur Turnhalle und nach oben. Dieser Haupteingang wurde nach Norden in die Dr.-Gmelin-Straße verlegt, hier wurde über die ganze Länge des Schulgrundstücks eine Vorfahrspur situiert.
Bei Um- und Neubau der Schule wurde insbesondere auf Energieeffizienz und Barrierefreiheit Wert gelegt. Das hocheffizient gedämmte und verglaste Gebäude ermöglicht eine wesentliche Vereinfachung der Heizungstechnik und verbessert durch die sorgfältige Konzeption auch den sommerlichen Wärmeschutz. Optimale Luftqualität wird durch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erreicht, neben der wesentlichen Energieeinsparung bedeutet eine Lüftungsanlage insbesondere für Menschen mit Beeinträchtigungen und Betreuer einen wesentlichen Komfortgewinn. Der Neubauteil der Schule entspricht einem Passivhaus-Standard, beim Altbau erfolgte eine Fassadendämmung, Fenstertausch und der Einbau einer kontrollierten Raumlüftung. Insgesamt wird der Heizwärmebedarf, der über einen Fernwärmeanschluss gedeckt wird, gegenüber dem früheren Zustand um 80 Prozent gesenkt. Der Heizungsaufwand für das Schwimmbad wird durch eine thermische Solaranlage sowie durch Wärmerückgewinnung reduziert, die Einsparung wird hier bei etwa 70 Prozent liegen.
Eine wesentliche Herausforderung für Planung und Ausführung stellte auch der Bauablauf dar. Der Neubau wurde im ehemaligen Schulgarten errichtet und der nunmehr südseitig orientierte Garten auf der Fläche der abgebrochenen Bestandsgebäude aus den 70er-Jahren in den Sommerferien neu gestaltet. Der Bauteil aus den 80er-Jahren mit dem Therapiebad wurde erhalten, in das räumliche Gesamtkonzept einbezogen und auf neuesten technischen Stand gebracht.
Die Schule
An der Anna Berta Königsegg Schule werden derzeit 11 Klassen mit insgesamt 65 schwerst- bzw. mehrfach behinderten Kindern im Alter von 6 – 18 Jahren (Stand Schuljahr 2011/12) geführt. Unterricht und Betreuung der Kinder und Jugendlichen brauchen einen hohen Personaleinsatz und differenzierte Raumstruktur für sinnvolle Förderarbeit(Verhaltensbehinderung und geistige Behinderung, autistisches Syndrom, ADHS, Impulsivität, selbst- und fremdverletzendes Verhalten, seltene Syndrome, Stoffwechselstörungen, Sinnes und Mehrfachbehinderung …). Bei der Erziehungs- und Unterrichtsarbeit wird von den vorhandenen Fähigkeiten der Kinder ausgegangen. Mit dem Projekt kann die Stadt Salzburg diese wichtige und herausfordernde Arbeit an der Schule erstmals auch "baulich" optimal unterstützen.
Aufgrund der besonderen Anforderung verfügt die Anna Berta Königsegg über eine Anzahl von „Sonderräumen“: Jede der 12 Klassen hat einen "Gruppen- oder Ausweichraum" mit Küchenzeile, ferner gibt es Therapiebecken, Räume für Physio-, Ergo-, Sprach- und Sehtherapie, einen Snoezelenraum, Malraum, Time-Out-Raum, "Schulküche" für lebenspraktisches Lernen, Rhythmikraum, Wickelräume, Freizeitinsel...
An der Anna Berta Königsegg Schule sind 32 LehrerInnen, ein Mobilitätstrainer für Blinde, vier FreizeitbetreuerInnen, 12 Behinderten-FachbetreuerInnen, zwei Physiotherapeutinnen und zwei Ergotherapeutinnen tätig. Die Schule wird als Ganztagsschule geführt.
Johannes Greifeneder