Flughafen Salzburg: Fakten zur Lärmsituation

09.08.2013

Die Diskussion über die Belastung der FlughafenanrainerInnen auf bayerischer Seite in und um Freilassing ist derzeit – auch offenkundig wahlkampfbedingt – vor allem emotional getrieben. „Umso mehr ist es mir wichtig, einen Blick auf die Fakten zu werfen“, erklärt Salzburgs Verkehrsstadtrat Johann Padutsch. Dies ist auch deswegen gut möglich, weil wie kaum ein anderer Flughafen in Österreich der Salzburg-Airport seit vielen Jahren und maßgeblich auch auf Initiative der Stadt Salzburg lärmtechnisch bestens überwacht und dokumentiert ist.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen
Im deutschen Fluglärmgesetz sind rund um zivile Flugplätze Lärmschutzbereiche festgelegt. Unterschieden wird zwischen einer Tagschutzzone 1 (Schallpegel über 65 dB), einer Tagschutzzone 2 (über 60 dB) und der Nachtschutzzone (über 55 dB in Innenräumen, Messung bei gekippten Fenstern). In der Tagschutzzone 1 und der Nachtschutzzone ist der betroffene Flughafen zur Finanzierung von technischen Lärmschutzmaßnahmen an Wohnhäusern verpflichtet. In der Tagschutzzone 2 gelten Raumordnungs-Einschränkungen.

In Österreich erstellt das Verkehrsministerium Lärmkarten u.a. für Flughäfen. Die Berechnungen basieren auf EU-Normen und sind auf der homepage des Lebensministeriums www.laerminfo.at für jedermann frei verfügbar.

Die Lärmzonen
Diese „offiziellen“ Lärmkarten des Ministeriums belegen:
• Die Lärmzone des Bereichs 60 – 65 dB (entspricht Tagschutzzone2 – siehe oben) im 24-Stunden-Durchschnitt reicht nur etwa 150 Meter über die Saalach in bayerisches Gebiet. Die 65 dB-Schwelle liegt eindeutig auf österreichischem Gebiet.
• Die 55 dB-Schwelle für den Nachtbetrieb berührt bayerisches Territorium überhaupt nicht.
Diese berechneten Lärmzonen stimmen mit den Fluglärmmessungen durch den technischen Umweltschutz der Stadt Salzburg überein. Die Berechnungen basieren auf den Lärmbelastungen in den sechs verkehrsreichsten Monaten eines Jahres, die auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden.

Die Flugfrequenz in diesen sechs verkehrsreichsten Monaten weist in den letzten Jahren übrigens sinkende Tendenz auf – auch wenn dank höherer Auslastung der Flieger und größerer Flugzeuge die Passagierzahl steigt: 2012 wurden in den sechs „stärksten“ Monaten 9.849 Flugbewegungen gezählt, 2011 lag die Zahl bei über 11.000.

Diese Fakten sollten eigentlich auch den Entscheidungsträgern in Deutschland bekannt sein, wundert sich Verkehrsstadtrat Johann Padutsch über die Aktivitäten des deutschen Verkehrsministers für die ominöse „Durchführungsverordnung“ zum Flugverkehr über bayerischem Territorium. Denn diese Verordnung müsste in einem EU-Konsultationsmechanismus geprüft werden. „Und die EU kann sich dabei ja nur auch die offiziell erhobenen und berechneten Daten stützen, die eine derartige Neuregelung ja wohl kaum rechtfertigen werden“, ist Padutsch überzeugt. In diesem Sinn erwartet Padutsch auch eine eindeutige Position des österreichischen Verkehrsministeriums gegenüber den deutschen Plänen.

Dies vor allem auch im Lichte von aktuellen Wünschen des Münchner Airports, die Gerüchten zufolge gerade verhandelt werden. Demnach sollen zur besseren Abwicklung des Anflugverkehrs Richtung Flughafen München („Inbound München“) über dem nördlichen Flachgau und dem Innviertel besonders tiefe Flugrouten ausgewiesen werden. Dafür müsste der Staatsvertrag über die schon jetzt relativ tiefen Routen Richtung München nochmals adaptiert werden – „das werden wir in Salzburg genau beobachten“, meint Padutsch.

Johannes Greifeneder