Die Bilder laufen wieder: Präsentation der 5. salzburg:film:edition
Orange ist sie diesmal, und sie beeindruckt mit insgesamt 200 Filmminuten auf einer Doppel-DVD: Die fünfte Ausgabe der salzburg:film:edition präsentiert 23 neue Filme aus heimischer Produktion. Gemeinsames Merkmal der Dokumentar-, Experimental- und Kurzfilme sowie Spielfilme und Trailer: Sie wurden mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt und/oder das Land Salzburg in den Jahren 2013 und 2014 fertiggestellt.
„Ich bin jedes Jahr wieder verblüfft, wie unglaublich produktiv und vielfältig die Salzburger Filmszene ist.“, sagt Kulturressortchef Bürgermeister Heinz Schaden und betont: „Uns ist klar, dass Förderungen für diese kostenintensive Kunstsparte dort ansetzen müssen, wo sie auch etwas bewirken. Die Stadt Salzburg unterstützt deshalb insbesondere junge Filmemacherinnen und Filmemacher in der Projektentwicklung und beim Schritt in die Verwertung. Die 23 Produktionen der fünften Editionsausgabe können sich sehen lassen. Ich wünsche gute Unterhaltung!“
„Salzburger FilmemacherInnen gehen unbeirrt ihren kreativen Weg – und finden Beachtung über die Grenzen Österreichs hinaus. So waren beispielsweise die Beiträge von Florian Kindlinger und Wolfgang Muhr auf der Diagonale 2015 zu sehen. Rupert Höller und Bernhard Wenger waren mit ihrem Film „Perlmutter“ für den Max-Ophüls-Preis 2015 nominiert. „Ausstieg Rechts“, ebenfalls ein Film von Bernhard Wenger und Rupert Höller, wurde beim 14. Reggio Film Festival mit dem Publikumspreis ausgezeichnet und erhielt den 1. Preis beim Youfilmaker Festival in Neapel“, freut sich Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn. „Der Querschnitt der dokumentierten Filme auf der salzburg:film:edition ist facettenreich. Sie sprühen vor Ideenreichtum, Phantasie, Witz und virtuoser Erzählkunst.“
Die salzburg:film:edition wird seit 2011 als jährliche Werkschau zum aktuellen Filmschaffen in Salzburg von den Filmreferaten von Stadt und Land produziert; seit 2014 ist der Community TV-Sender FS1 als Kooperationspartner mit an Bord.
Die Doppel-DVD geht an alle Kultureinrichtungen in Stadt und Land Salzburg, außerdem an die Filmreferate der Bundesländer und an die maßgeblichen Förderstellen des Bundes sowie an die österreichischen Kulturforen des Außenministeriums in 27 Ländern. Interessierte erhalten die Kompilation kostenlos in den Kulturabteilungen von Stadt und Land Salzburg.
Starke Stücke aus Salzburg: Dokumentarfilm
Wie schon in den vergangenen Jahren (und überhaupt in Österreich) ist die Dokumentarfilmschiene mit neun Beiträgen wieder stark vertreten:
Lorena Colasberna, Eva Rothenwänder und Sabine Bruckbauer erzählen in ihrer dokumentarischen Miniatur „Aus“ (2014 mit dem Simon S. Filmnachwuchspreis der Stadt Salzburg ausgezeichnet) vom Wirtshaussterben auf dem Land.
Ursula Gruber zeichnet in „Die Grenzen der Kunst“ das Leben des Tänzers und Marionettenspielers Leonard Salaz nach. Wie das Gefühl von „zu Hause“ ist, bringt Maria Weber in ihrer Stop-Motion-Doku „HomeStatements“ ans Licht.
Die grausamen Geschehnisse einer SS-Razzia auf einem Pongauer Bauernhof im Sommer 1944 beleuchtet Gabriele M. Hochleitner anhand der Erinnerungen der Familienmitglieder neu in ihrer Doku „In der Kurve“. Wie eine (zunächst anonyme) Patenschaft über tausende Kilometer hinweg funktionieren kann, zeigt Sina Moser in berührender Weise in „Meeting Phuntsok Lhamo“. Zwei grundverschiedene Welten kennzeichnen auch Edith Zehentmayers Dokumentarfilm über „Mingma Nuru“ - einen Sherpa aus Nepal, der seit einigen Jahren jeden Sommer auf einer Alm in Werfen arbeitet.
Helmi Vent dokumentiert in „Nebenan – Zwischen Lebenskunst und Leberkäs“ Begegnungen zwischen Menschen aus verschiedenen Lebenswelten in Salzburg. Joana Scrinzi erzählt mit „Was wir nicht sehen“ von Menschen, für die es in pulsierenden, modernen Metropolen bald keinen Platz mehr gibt. Und Ivette Löcker berichtet in der Doku „Wenn es blendet, öffne die Augen“ von zwei jungen Russen, denen nach dem Trubel der Umbruchsjahre nur ihre Heroinsucht, wenig Lebenszeit und dennoch Galgenhumor geblieben ist.
Dichte Geschichten: Kurzfilm kommt an
Mit raffiniert konzentrierten Erzählungen präsentiert sich wieder das Kurzfilmgenre.
„Ausstieg rechts“ von Rupert Höller und Bernhard Wenger stellt die Frage „Wegsehen oder eingreifen?“ und handelt in sechseinhalb Minuten das Thema Fremdenfeindlichkeit ebenso eindringlich wie gewitzt ab. Mehrfache Auszeichnungen und rund 50 Festivalteilnahmen bestätigen die hohe Qualität dieses Kurzfilms.
Sonja will ihrer dementen Mutter den großen Wunsch einer letzten Paris-Reise erfüllen. Ein berufliches Hindernis in letzter Minute wird zum Dilemma – und führt in „Perlmutter“ von Rupert Höller zu einer ungewöhnlichen Einlösung des Versprechens.
Benjamin P. Blaikners erzählt in „Bicycle Tour“ von Gefühlen und Missverständnissen; und in „Reason“ von einem jungen Wissenschaftler, der sich in selbst gewählter Einsamkeit im Problem der Unendlichkeit verliert. Zwei rechtsradikale Brüder stehen im Mittelpunkt von „Schatten der Vergangenheit“ von Saskia Kreutzer und Matthias Kloth; der ungewöhnliche Protagonist in Reinhold Bidners Musik-Kurzfilm „Soon“ ist hingegen das legendäre Gitarrenkästchen BI6. Michelle Klösch hat ihren „Moloch“ als surrealistische Erzählung angelegt. Und Johannes Likar nimmt uns in „Winter“ mit auf die Reise in eine vergangene Freundschaft.
Animierende Experimente, dramatische Erzählungen
Experimentellen Spielwitz beweist Rafael Mayrhofer mit seinem Stop-Motion-Film „Bathroom Stories“. Die Raumakustik einer Gletscherspalte gibt den Grundton an für den Experimentalfilm „E#“ von Florian Kindlinger und Peter Kutin, während Vor- und Nachspänne von Kinofilmen als Ausgangsmaterial für das Spiel mit Licht und Ton in „Optical Sound“ von Christian Neubacher und Elke Groen ist. Der Rhythmus von Musik ist auch die treibende Kraft für die Figuren in Theresa Adamskis Animationsfilm „Sniper.“
Last but not least sind das Spielfilmdrama „Centaurus“ von Wolfgang R. Muhr und der Essayfilm „The fortune you seek is in another cookie“ von Johannes Gierlinger in Trailer-Form auf der salzburg:film:edition vertreten.
Filmförderung Stadt Salzburg: Schwerpunkt Nachwuchs und Entwicklung
Die Stadt Salzburg hilft durch ihre Subventionen bei der Verwirklichung zahlreicher filmischer Projekte. Sie leistet Startförderungen für Filmprojekte, Zuschüsse zu Drehbuch- und Projektentwicklungen, Postproduktionen und Verwertungen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Nachwuchsförderung. Die Herstellung von Filmen wird von der Stadt seit 2011 vor dem Hintergrund zahlreicher Projekt- und Drehbuchentwicklungen mit einer Sonderdotierung gefördert. Ziel ist die Unterstützung jener von der Stadt geförderten Projektentwicklungen, deren Herstellung noch nicht ausfinanziert ist. Für 2015 betrug diese Sonderdotierung 25.000 Euro,--. Damit konnten drei Filmprojekte in der Herstellung unterstützt werden.
Darüber hinaus bietet die Stadt als Vermittlerin eine Plattform zur Vernetzung der lokalen Filmschaffenden. Ein regelmäßiger elektronischer Newsletter des Fachbereichs Film informiert über aktuelle Aktivitäten, Festivaltermine, Veranstaltungshinweise, Ausschreibungen, Preise u.a.
Filmförderung Land Salzburg:
Die Filmkunstförderung des Landes Salzburg soll einerseits Starthilfe für junge Filmschaffende sein und beim Einstieg in das professionelle Filmschaffen unterstützen. Andererseits sollen arriviertere Filmschaffende mit Hilfe der Filmkunstförderung in ihrer künstlerischen Weiterentwicklung gefördert werden.
Pro Filmprojekt werden maximal € 20.000,-- an Förderung gewährt. Der Schwerpunkt der Förderung liegt auf der Herstellung. Aufgrund einer Anpassung der Richtlinien der Filmkunstförderung wurde mit Beginn 2015 jedoch auch die Möglichkeit geschaffen, einzelne Projektphasen zu fördern.
Filme drehen, Filme sehen: Kooperation mit FS1
"Es gehört zu den Kernaufgaben des Community TVs FS1, regionales Kulturschaffen zu stützen und zu fördern.“, sagt Markus Weisheitinger-Herrmann, Geschäftsführer des ersten freien Fernsehsenders in Salzburg.
FS1 bietet eine breite Distributions- bzw. Präsentationsplattform für das künstlerische Schaffen in der Region. Freie AV-Medienkunst im Allgemeinen bzw. der künstlerische Film im Rahmen der freien Filmförderung des Landes und der Stadt Salzburg im Speziellen stehen dabei im Fokus des freien TV-Projekts FS1. „Umso mehr freut es uns, dass die Kulturabteilungen von Stadt und Land Salzburg uns hier als Kooperationspartner verstehen und mit der Filmedition 2015 das zweite Produkt der Kooperation von FS1 mit den Filmförderstellen von Stadt und Land vorliegt, das die hohe künstlerische Qualität des freien Salzburger Filmschaffens zeigt.
In den kommenden Wochen setzt FS1 einen Programmschwerpunkt mit Produktionen aus der Edition. Parallel wird im Kulturmagazin "Kult" und anderen Sondersendungen eine Reihe von Portraits über die Filmemacherinnen und Filmemacher präsentiert.
Jochen Höfferer