Jugendprojekt „Streusalz“ - Neue Wege der Jugendförderung

Donnerstag, 18.02.2010

Als Pilotmodell auf Initiative von Ressortchef Bürgermeister Heinz Schaden startete die Stadt Salzburg im Jänner 2009 ein innovatives Jugendförderprojekt: Sozialräumliche Jugendarbeit in (vorerst) sieben Stadtteilen, angedockt an dort bestehende Jugendzentren und eng vernetzt mit städtischen Einrichtungen, den Teams der Jugendpolizei und ansässigen Vereinen. Zentraler Ansatz des fachlich begründeten, neuen Modells ist der Blick auf Jugendliche und deren sozialräumlichen Zusammenhänge - der Sozialraum als jener Bereich, in dem sich das Leben der Jugendlichen abspielt. Im Jänner 2010 gaben Sozialausschuss und Senat der Stadt einstimmig grünes Licht zur Weiterführung.

Als „wesentlichen Schritt in eine konstruktiv gestaltete Zukunft für und mit der jungen Generation in Salzburg“ begrüßt Heinz Schaden die Fortsetzung des Projekts. „Es geht um die Verbesserung der gesellschaftlichen und kulturellen Teilhabe junger Menschen in ihrem Stadtteil, und um den respektvollen Umgang der verschiedenen Jugendgruppen untereinander und mit den Erwachsenengenerationen. Die jungen Leute müssen das Gefühl haben, von der Gesellschaft akzeptiert und auch gebraucht zu werden“, ist der Jugendressortchef überzeugt.


Nun geht das sozialräumliche Jugendprojekt unter dem Titel „Streusalz“ mit zusätzlichen Schwerpunkten und wissenschaftlicher Begleitung ins zweite Jahr. In Kooperation mit den Jugendzentren IGLU (Andrä-Viertel), Get2gether (Gnigl), Corner (Itzling), Verein Spektrum (JUZ Lehen und Taxham), KECK (Elisabeth-Vorstadt) und JUKI (Liefering) wurden dazu bereits im Vorjahr drei zusätzliche Dienstposten eingerichtet, deren Gesamtkontingent von 120 Stunden pro Woche bedarfsgerecht auf die sieben Streusalz-MitarbeiterInnen in den Stadtvierteln aufgeteilt wird.

Das Salzburger Projekt „Streusalz“ ist mobil, örtlich und zeitlich flexibel; Angebote und Aktivitäten entstehen auf Basis der konkreten Bedürfnisse und Gegebenheiten vor Ort.



Prinzipien der sozialräumlichen Jugendarbeit

Dr. Richard Krisch, Pädagogischer Grundlagenreferent des Vereins Wiener Jugendzentren und Lektor an der Fachhochschule Campus Wien, beschreibt als Autor von „Sozialräumliche Methodik der Jugendarbeit“ die Prinzipien der innovativen Methodik: „Während sich Erwachsene über ihre Arbeit, Familie, Freizeitaktivitäten etc. definieren, sind Kinder und Jugendliche wesentlich stärker auf Orte und Situationen angewiesen, in denen sie Identität entwickeln können. Für sie sind Sozialräume also nicht nur der Ort, wo sie in Gesellschaft anderer Menschen sind, sondern jener Bereich, in dem sich wesentliche Aspekte ihres Lebens abspielen. Entsprechend spielen soziale Räume für Jugendliche als Bildungs- und Erfahrungsraum eine zentrale Rolle: Hier setzen sie sich mit Werten und Normen der Gesellschaft auseinander, bilden Handlungskompetenzen und Orientierungswissen aus und machen prägende Erfahrungen der gesellschaftlichen Teilhabe.“

An diese Erkenntnisse knüpft das Konzept der sozialräumlichen Jugendarbeit an: Zum einen bietet sie differenzierte Angebote zur Förderung und gibt Anstöße für Lern-, Bildungs- und Sozialisationsprozesse, zum anderen unterstützt sie die Jugendlichen dabei, ihre Handlungs(spiel)räume in öffentlichen Räumen zu erweitern und sich an der Gestaltung ihrer Lebensumwelt zu beteiligen.



Praktische Umsetzung von sozialräumlicher Jugendarbeit

• Über systematische Sozialraumanalysen (Stadtteilbegehungen, Interviews, etc.) werden die Bedürfnisse, Interessen und Probleme der unterschiedlichen Jugendkulturen aufgenommen.
• Der konkreten Bedarfslage entsprechend werden Angebote für die Jugendlichen in der Einrichtung bzw. in ihren Sozialräumen entwickelt. Im Rahmen von „Streusalz“ wurden u.a. zwei mobile Streetsoccer-Courts zur Verfügung gestellt, die Öffnungszeiten in einzelnen Turnhallen ausgeweitet, Mutproben-Workshops im Klettergarten und eine Blockparty organisiert, sowie mehrere Filme und Videoclips gedreht.
• Über Kooperationen mit unterschiedlichen Einrichtungen – in Salzburg etwa mit den Jugendzentren, Bewohnerservicestellen und der Jugendberatungsstelle bivak.mobil, mit Schulen und Sportvereinen, dem Gartenamt und ausgebildeten Teams der Jugendpolizei – entstehen Netzwerke für die Jugendlichen, um damit ihre Handlungsräume zu erweitern. Die unterschiedlichen Beratungs- und Unterstützungsangebote sind aufeinander bezogen, spielen also „Hand in Hand“.
• Wenn sich Konflikte zwischen Gruppen von Jugendlichen oder zwischen Jugendlichen und anderen Bewohnergruppen im Stadtteil abzeichnen oder bereits bestehen, übernehmen die JugendarbeiterInnen die Moderation und unterstützen dabei, gemeinsam konstruktive Lösungen zu erreichen.
• Insgesamt werden die Jugendlichen dabei unterstützt, ihre „Räume“ im eigenen Stadtviertel zu erweitern und mitzugestalten, wobei auch jugendpolitische Anliegen thematisiert bzw. formuliert werden und damit nicht zuletzt politische Bildungsprozesse angestoßen werden.



Rückblick und Bilanz „Streusalz“ 2009

Im Rahmen von Streusalz 2009 wurden insgesamt ca. 5.000 Arbeitsstunden geleistet, davon rund 2/3 als „Aktivzeit“ und 1/3 für Koordinierung, Vor- und Nachbereitung und Auswertung.
Insgesamt wurden etwa 2.500 Jugendliche betreut, davon ca. 75% männlich, ca. 25% weiblich. Rund 75% aller betreuten Jugendlichen haben Migrationshintergrund, rund die Hälfte der Jugendlichen waren (noch) SchülerInnen.

Zu den insgesamt ca. 160 Aktivitäten bzw. Projekte in den Stadtteilen zählten u.a. eine Blockparty in Maxglan, Mutproben-Workshops im Klettergarten, zwei neue mobile Streetsoccer- bzw. Streetball-Courts und die Ausweitung der Öffnungszeiten einzelner Turnhallen (Lehen, Itzling). Zur Dokumentation von Aktivitäten und Beschreibung der eigenen sozialräumlichen Umgebung sind mehrere Filme und Clips entstanden.
Aus den Stadtteilen gab es durchwegs positive Rückmeldungen, u.a. von Seiten des Forum1 und der Neuen Mittelschule Taxham sowie individuell von BewohnerInnen der Stadtviertel.



Jugendprojekt „Streusalz“ 2010:
Ausweitung, Schwerpunkt Zukunftsperspektiven und wissenschaftliche Begleitung

Während der Streusalz-Pilotphase 2009 wurden die Stadtvierteln und die sozialräumlichen Bedingungen erkundet; je nach Bedürfnissen sind Angebote entstanden, und die mobilen Streusalz-MitarbeiterInnen konnten sich als verbindliche und auch außerhalb von „Amtszeiten“ verfügbare Ansprechpersonen etablieren. Die Jugendzentren als Kooperationspartner in sieben beteiligten Stadtteilen dienten als Basisstationen für die aufsuchende Jugendarbeit. Als zentrales Thema für die Jugendlichen hat sich die Frage nach ihren Zukunftsperspektiven, verbunden mit den Aspekten Arbeit und Ausbildung herauskristallisiert.


In Reaktion auf die Erfahrungen und Erkenntnisse der Startphase geht „Streusalz“ 2010 einige Schritte weiter:

• Anlassbezogen wird der Aktionsradius des Projekts auf weitere Stadtviertel ausgedehnt.
• Kooperationen und die Vernetzung mit anderen Einrichtungen werden ausgebaut, speziell in den Bereichen Arbeit und (Aus-)Bildung. Als wichtiger neuer Partner wird u.a. das AMS ins Netzwerk einbezogen.
• Das Thema „Zukunftsperspektiven“ wird unter möglichst vielen Aspekten in die Aktivitäten von Streusalz eingebunden.
• Die FH Salzburg Forschungsgesellschaft – Zentrum für Zukunftsstudien begleitet Streusalz 2010 als wissenschaftlicher Partner und führt eine Projektevaluierung mit dem Ziel der weiteren Qualitätsstärkung durch.
• Wie im Vorjahr stellt die Stadt Salzburg für Personalkosten 120.000 Euro aus dem Budget der Jugendkoordination zur Verfügung, dazu kommen 5.000 Euro für als „Projekt-Topf“, aus dem Aktionen und Veranstaltungen sowie die wissenschaftliche Begleitung finanziert werden.
• Die Zusammenarbeit mit den Jugendzentren IGLU, Get2gether, Corner, Verein Spektrum, KECK und JUKI als Projektpartner wird fortgesetzt.
• Primäre Zielgruppe von „Streusalz“ ist der Gruppe der Jugendlichen von 13 bis 18 Jahren, weil in diesem Alter das Bedürfnis nach eigenmächtiger Gestaltung von unabhängigen sozialen Kontakten und Sozialräumen besonders ausgeprägt ist.


Projekte in Vorbereitung für 2010:

• Im Windschatten der Fußball-Weltmeisterschaft finden vermehrt Fußballaktivitäten statt, u.a. wird der „Streusalz-Cup“ als eigene Meisterschaft ausgetragen
• Weitere Schwerpunkte im Bereich „Ausbildung und Beschäftigung“, aufbauend auf des Vorbereitungsprojekt „Sozialräumliche Beschäftigung“ vom Herbst 2009.
• Cocktail-Bars mit Anti-Alk-Drinks zur Auseinandersetzung mit der Thematik Sucht/Suchtprävention.
• Auseinandersetzung mit dem Brennpunkt in und um die Bahnhofsgarage in Form des Filmprojekts „7 mal Salzburg“





Bubendorfer, Cay, Mag. (14283)