Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Bürgermeister Heinz Schaden zeichnen engagierte Frauen aus
Am Dienstag, 8. März 2005, werden um 17 Uhr im Marmorsaal des Schlosses Mirabell von Bürgermeister Heinz Schaden und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller die Troll-Borostyáni-Preise 2005 verliehen. Der nach Salzburgs erster Frauenrechtlerin Irma von Troll-Borostyani benannte Preis geht dieses Jahr an Pionierinnen der Arbeitswelt.
Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen ist in der Arbeitswelt bei weitem noch nicht gegeben. „Frauen haben zwar seit den Zeiten der Namensgeberin des Preises Irma von Troll-Borostyáni (1847–1912), Salzburgs erster Frauenrechtlerin, in der Gesellschaft gegenüber den Männern aufgeholt - sowohl beim Bildungsniveau als auch bei der Erwerbsquote. Aber Frauen verdienen nach wie vor weniger als ihre männlichen Kollegen und sind noch immer viel zu selten in Führungspositionen vertreten. Daher geht es am Internationalen Frauentag, der in Stadt und Land Salzburg mit zahlreichen Veranstaltungen begangen wird, um die weitere Verbesserung der Chancen unserer Frauen“, sagt Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller.
Weil sich Mädchen noch immer auf Berufe konzentrieren, die in Niedriglohnbranchen angesiedelt sind, ist als Ursache für diese Einkommensschere an erster Stelle die Berufserstwahl zu sehen; neun von zehn Salzburgerinnen arbeiten im schlecht bezahlten Dienstleistungssektor.
Ein wesentlicher Punkt, der Frauenkarrieren prägt, ist der hohe Anteil an unbezahlter Arbeit, der von Frauen geleistet wird: Kinderbetreuung, Haushaltsführung, Pflege von Angehörigen usw. Damit zusammen hängt schließlich die Problematik „Frauenarmut“: hier sind seit Jahrzehnten ältere Frauen und Pensionistinnen sowie Alleinerzieherinnen (gemeinsam mit kinderreichen Familien) am meisten von Armut betroffen bzw. armutsgefährdet.
„Der Internationale Frauentag will diese frauenpolitischen Themen in den Mittelpunkt rücken und alle EntscheidungsträgerInnen aufrufen, die strukturellen Benachteiligungen von Frauen zu bekämpfen“, fassen Mag. Dagmar Stranzinger und Mag. Romana Rotschopf, die Frauenbeauftragten der Stadt und des Landes, die politische Bedeutung des Frauentags zusammen.
Engagierte Frauen, die neue berufliche Wege beschritten haben, stehen daher dieses Jahr im Mittelpunkt der Troll-Borostyáni-Preisverleihung. Denn es bedarf noch immer Pionierinnen, die mit herausragenden und mutigen Leistungen Vorurteile gegen Frauen im Berufsalltag entkräften und so als Wegbereiterinnen zur Herstellung gleicher Chancen fungieren.
„Frauen, die beruflich in bisherige Männerdomänen vordringen, bereiten das Feld für Nachfolgerinnen auf und haben eine wichtige Vorbildfunktion für andere. Daher ist es wichtig, positive Beispiele sichtbar zu machen und so auch andere zu motivieren, es den Pionierinnen gleichzutun und ihren Weg auch gegen Widerstände weiterzuverfolgen“, so Bürgermeister Dr. Heinz Schaden zum Thema Pionierinnen.
Die Preisträgerinnen im Jahr 2005 sind die Dirigentin Elisabeth Fuchs für die Stadt Salzburg und die ersten drei Bürgermeisterinnen des Landes Salzburg, Bettina Dürnberger, Helga Hammerschmied und Sonja Ottenbacher.
Preisträgerin der Stadt
Elisabeth Fuchs
Elisabeth Fuchs gilt als Frau der Tat. Deshalb hat die 1976 geborene Oberösterreicherin junge Leute um sich geschart und ein Orchester gegründet. Mit der „Jungen Philharmonie Salzburg“ verwirklichte sie in kurzer Zeit ehrgeizige Projekte: Aufführungen der Opern „Der Kaiser von Atlantis“ von Viktor Ullmann, der „Weißen Rose“ von Udo Zimmermann und des „Kleinen Prinzen“ von Nikolaus Schapfl sowie anspruchsvolle Chor- und Orchesterkonzertprogramme (etwa Beethovens Neunte Symphonie). Das alles meist ohne die Fangnetze von Konzertveranstaltern, sondern als freie Musik-Unternehmerin, die die Junge Philharmonie nicht nur künstlerisch leitet, sondern auch als Managerin und Geldbeschafferin fungiert.
„Elisabeth Fuchs hat eine beeindruckende, geradezu kometenhafte Karriere gemacht. Ihr Talent, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihr Engagement hat die erst 1998 gegründete Junge Philharmonie bereits jetzt zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Salzburger Kulturlandschaft gemacht“, so Bürgermeister Dr. Schaden über die Preisträgerin.
Beruflicher Werdegang
1990–1995: Musikgymnasium Linz
Studium der Oboe am Linzer Brucknerkonservatorium, Engagement im Jeunesse Orchester und Mozartchor Linz
1995–2002: Studium der Musik und Mathematik für Lehramt in Salzburg
1995–1998: Dirigierunterricht bei Herbert Böck
1998: Gründung der Jungen Philharmonie Salzburg und des Orpheus Chor
1998–2003: Dirigierstudium am Mozarteum Salzburg bei Karl Kamper, Dannis Russel Davies und Jorge Rotter
2001–2002: Studium an der Musikhochschule Köln
Arbeit mit zahlreichen Orchestern in Österreich und Deutschland, musikalische Leiterin des Symphonieorchesters „TonArt“ in Heidelberg
Tourneen nach China und Istrien
2005: geplantes Debüt bei den Salzburger Festspielen
Preisträgerinnen des Landes
Bettina Dürnberger, Bürgermeisterin in Lofer
Beruflicher Werdegang
Abschluss Tourismusschule, Güterbeförderungs- und Gastgewerbekonzession, 1979-1986 Bankkauffrau, führt mit ihrem Mann ein Transportunternehmen
Politische Funktionen
Politische Quereinsteigerin; von Oktober 2003 bis März 2004 Obfrau der ÖVP-Fraktion Lofer; seit März 2004 Bürgermeisterin von Lofer
Politische Ziele
Konstruktive Zusammenarbeit in der Gemeinde, vor allem in den Bereichen Verkehr, SeniorInnen und geplante Thermenlandschaft; gemeinsame Arbeit zum Wohl der Gemeinde über parteipolitische Grenzen hinweg; Einbindung aller im politischen, sozialen und Vereinsleben Tätigen in die Gemeindearbeit.
Helga Hammerschmied, Bürgermeisterin in Leogang
Beruflicher Werdegang
Volks- und Hauptschule, B-Matura im Fernkurs; nach Hauptschule 3 Jahre als Vertragsbedienstete im Gemeindeamt Leogang (Kanzleiprüfung), anschließend 12 Jahre Volksbank Salzburg, Filiale Zell am See (Volksbankenakademie); von 1979 bis 2001 Halbtagsbeschäftigung bei Landmaschinen Otto Gruber in Saalfelden (Bereich Lohnverrechnung, Buchhaltung, Fakturierung)
Politische Karriere
Seit 1980 SPÖ-Mitglied, seit 1980 SPÖ-Ausschuss; 1981 Mitbegründerin der SPÖ-Ortszeitung, Gründung der SPÖ-Frauen in Leogang; seit 1984 Gemeindevertretung; seit 1994 Vizebürgermeisterin, seit 1994 Bezirksvorstand (mittlerweile auch stellvertretende Bezirksvorsitzende), seit 2003 Bezirksfrauenvorsitzende, Oktober 2001 bis April 2004 Landtagsabgeordnete; seit März 2004 Bürgermeisterin.
Inhaltliche Schwerpunkte
Die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe muss genauso unterstützt werden wie die Weiterentwicklung bestehender Unternehmen. Das dadurch entstehende Arbeitsplatzangebot sichert die Zukunft vieler Familien.
Politische Ziele
Lebensqualität im Ort bedeutet vor allem, dass Wertschätzung zwischen Jung und Alt gelebt wird. Das Angebot an flexiblen Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Bildungsvielfalt und die Möglichkeit zur Berufsausbildung und Freizeitgestaltung in Leogang muss erweitert bzw. unterstützt werden. Für die unmittelbare Gestaltung unseres Lebensraumes sollten wir alle gemeinsam mit voller Kraft an einem Strang ziehen, um für Leogang ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Sonja Ottenbacher, Bürgermeisterin in Stuhlfelden
Beruflicher Werdegang
Diplomierte psychiatrische Krankenschwester, Praxis für Psychotherapie in Mittersill, Supervisorin und Referentin in der Krankenhilfeausbildung
Politische Karriere
Von 1999 bis 2004 Vizebürgermeisterin von Stuhlfelden, Mitglied des Sozialausschusses, seit 1999 im Sozialhilfebeirate im Pinzgau und Vorstandsmitglied; Beiratsmitglied der Nationalparkzentrum-Errichtungs- und Verwaltungsges.mbH; seit März 2004 Bürgermeisterin von Stuhlfelden; seit Sept. 2004 ist Bgmin. Ottenbacher Bezirksleiterin der ÖVP-Frauen Pinzgau.
Gedanken zu Frauen in der Politik
Die Emotionalität und das breite soziale Empfinden sind gerade die Stärken der Frauen (welche öfters als Schwächen für Führungspositionen "abgewertet" werden?); das beinhaltet eben das spezielle Eingehen auf die Anliegen der Menschen. Das soll aber in keiner Weise heißen, dass deshalb organisatorische, finanzielle und/oder technische Belange nicht genügend Platz hätten. Denn gerade diese Bereiche sind erlernbar und es stehen auch Fachkräfte zur Verfügung, welche kompetent beraten.
Jury
Aus den Nominierungen zum Troll-Borostyani-Preis 2005 hat folgende Jury die Preisträgerinnen ausgewählt:
Barbara Herbst, ORF Landessstudio Salzburg
Liane Pluntz, Frauenreferentin der AK Salzburg
Romana Rotschopf, Büro für Frauenfragen und Chancengleichheit des Landes Salzburg
Alexandra Schmidt, Frauenbüro der Stadt Salzburg
Gundi Willert, Verein Einstieg, Projekt MeET
Verleihung der Troll-Borostyani-Preise 2005
Dienstag, 8. März 2005, 17 Uhr
Schloss Mirabell, Marmorsaal
Programm
Begrüßung durch
Mag. Dagmar Stranzinger und Mag. Romana Rotschopf
Frauenbüros von Stadt und Land Salzburg
Festrede: Pionierinnen der Arbeitswelt
Dr. Sabine Veits-Falk, Historikerin und Archivarin am Haus der Stadtgeschichte, Salzburg
Preisverleihung
Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller
Bürgermeister Dr. Heinz Schaden
Gesprächsrunde mit den Preisträgerinnen und Bundesministerin a.D. Elfriede Karl
Musik
Sophisticated Ladies, Musikalisch-szenische Revue aus den Werken von Duke Ellington und Fats Waller
anschließend Sektempfang
Der Irma von Troll-Borostyani-Preis
Die Frauenbüros von Stadt und Land Salzburg verleihen im Zuge der Feierlichkeiten zum "Internationalen Frauentag" jedes Jahr die nach der ersten Salzburger Feministin Irma-Troll-Borostyani benannte Auszeichnung. Den Preis erhalten Frauen, Frauenprojekte oder Einrichtungen, die sich für eine emanzipatorische Frauenpolitik einsetzen, Zivilcourage zeigen und damit beitragen, Barrieren zu überwinden.
Irma von Troll-Borostyani wurde 1847 in Salzburg geboren und gilt bis heute als die erste Salzburger Frauenrechtlerin. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Irma Troll in Salzburg, wo sie geprägt durch die liberale und auf Selbständigkeit abzielende Erziehung ihrer Mutter aufwuchs. Mit 23 Jahren ging sie nach Wien, wo sie 1879 durch ihr erstes Buch „Die Mission unseres Jahrhunderts. Eine Studie über Frauenfragen" Protest, Aufsehen, aber auch Beifall erntete. 1882 kehrte die Feministin nach Salzburg zurück, heiratsbedingt lautete ihr Name nun Irma von Troll-Borostyani.
In der Kleinstadtidylle Salzburgs wurde Troll-Borostyani als Provokation empfunden. Einerseits sorgte ihre feministische Einstellung und ihr Engagement im "Salzburger Freidenkerverein" für Widerstand, anderseits stieß man sich an Troll-Borostyanis äußerer Erscheinung. Schon als junges Mädchen war sie als der "erste Bubikopf" in Salzburg bekannt und auch nach ihrer Rückkehr aus Wien trug sie ihr Haar betont kurz. Am 10. Februar 1912 verstarb die 65-jährige Irma-Troll-Borostyani an einem Gehirnschlag.
Stockklauser, Doris (11451)