Raum für kulturelle Auseinandersetzung - Der ARGE-Neubau geht in Betrieb

04.10.2005

Gemeinsames Kulturstättenkonzept von Stadt und Land Salzburg wird konsequent umgesetzt


„Freie Kultur auf 2.000 Quadratmetern“ lautet das Motto zum Tag der offenen Tür, mit dem die ARGEkultur am 8. Oktober sich und ihr neues Haus präsentiert. Die Salzburger Arbeitsgemeinschaft für gegenwarts- und gesellschaftsbezogene, spartenübergreifende Kultur ist – nun auch flächenmäßig - das größte autonome Kulturzentrum Österreichs außerhalb von Wien. Der Neubau an der Josef Preis Allee entstand innerhalb von knapp zwei Jahren, die Baukosten in Höhe von 3,9 Mio Euro tragen Land und Stadt Salzburg im Rahmen des gemeinsamen Kulturstättenkonzepts zu gleichen Teilen. "Die ARGE wird erwachsen, hoffentlich wird sie den Geist der Jugend erhalten und nicht ‚gewöhnlich’ werden", hofft Kulturreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Othmar Raus.



Kultur braucht nachhaltige Infrastruktur
Mit der neuen ARGE wurde nun ein weiteres wichtiges Projekt im Rahmen des „Kulturstättenkonzepts“, das Stadt und Land Salzburg zum gemeinsamen, konsequenten Ausbau der kulturellen Infrastruktur im Jahr 1999 vereinbart haben, umgesetzt. Am Programm des Grundsatzpapiers mit einer Zehn-Jahres-Perspektive stehen Sanierungen, Um- und Neubauten für den Kunst- und Kulturbetrieb mit einem Gesamtvolumen von fast 70 Millionen Euro.
Seit 1987, als die ARGE das Kulturgelände Nonntal im alten, behelfsmäßig renovierten HTL-Lehrbauhof eröffnete, hatte sich die Situation - gekennzeichnet durch mangelhafte Bausubstanz und begrenzte technische Möglichkeiten - zum unbefriedigenden Langzeitprovisorium entwickelt. Mit dem Neubau geht die ARGEkultur in eine neue Ära.

Nicht nur finanzierungstechnisch, sondern auch in Hinblick auf Aspekte der Stadtentwicklung ist die neue ARGEkultur in ein weit reichendes Konzept eingebunden:

* November 1998: Die Einreichung der Architekten DI Gerhard Kopeinig und DI Gerhard Kresitschnig wird von einer Jury zum Siegerprojekt des Ideenwettbewerbs für den ARGE-Neubau gekürt.
* 2001: Die neue ARGE wird Teil der Ausschreibung des städtebaulichen Wettbewerbs im Nonntal (mit ARGE, Universität, Sportzentrum Mitte und Hypobank)
* Juli 2002: Entscheidung des Städtebaulichen Wettbewerbs zugunsten des Planungsprojekts von Andreas Senn.
* 2003: Noch offene Grundstücksfragen werden geklärt (Flächentausch für Trainingsbereich des SAK).
* 10. Dezember 2003: Der Gemeinderat der Stadt Salzburg beschließt den ARGE-Neubau am neuen Standort Josef Preis Allee 16.


Kulturressortchef Bürgermeister Heinz Schaden resümiert:
„Dieses Haus wurde ausgiebig geplant - und dann schnell gebaut. Das Team der ARGE hat die Vorbereitungsphase umso intensiver dafür genutzt, das neue ’Format’ auch in der Kunst- und Kulturarbeit vorzubereiten, die sich nun ja auf doppelt so viel Fläche abspielen wird. Klar ist, dass dieser neue Kulturraum große Potentiale für unterschiedliche Kunstformen eröffnet und dabei Profil und Professionalität erfordert; der Blick ins Programm für den Eröffnungsmonat Oktober zeigt, dass hier ein experimentierfreudiger Weg eingeschlagen wird, der ein klares Ziel hat.“


Landeskulturreferent Othmar Raus:
„Mit der ARGEkultur haben wir schon viel erlebt. Anfeindungen aus der Politik galt es abzuwehren, wirtschaftliche Probleme zu lösen und nun den Neubau zu gestalten. Heute steht die ARGE mit einer besseren Infrastruktur da denn je. Gleichzeitig ist sie gefordert auch qualitativ ihr Niveau zu halten und auch nicht ihren Charakter zu verlieren.
Salzburg braucht die ARGE als kreativen Stachel, der immer wieder Diskussionen auslöst und zeitgenössische Kultur und Kunst ermöglicht. Ich erinnere mich noch gut an die kämpferischen Zeiten, als man sich als Alternative zur Hochkultur verstand. Es ist wichtig, dass man nicht vergisst, woher man kommt.“


Die ARGEkultur wird von einem gemeinnützigen Verein mit rund 1.000 Mitgliedern getragen und von Stadt, Land und Bund gefördert. Der Bund leistet eine jährliche Subvention von 163.200 €, die Stadt erhöhte die Subvention von 249.300 € im Jahr 2004 auf 270.000 € (2005). Das Land fördert die ARGE im Jahr 2005 mit 190.000 € und 2006 mit 240.000 €; außerdem besteht eine Zielvereinbarung für 2005 und 2006, in der neben den Subventionen auch folgende Ziele gemeinsam festgehalten wurden: Entwicklung von Formaten und Foren für experimentelle, spartenübergreifende Veranstaltungen und Produktionen, Schaffung eines kreativen Umfeldes für die künstlerische Produktion in Salzburg, Veranstaltung weltoffener und lebendiger Kultur in Salzburg sowie Bereitstellung des neuen Hauses für Veranstalter und Mitbenützer.


Kultur braucht Raum zur aktuellen Auseinandersetzung
Der Verein ARGEkultur versteht sich als Plattform für Veranstaltungen, Produktion und Kulturvermittlung und bestreitet jährlich rund 160 Eigenveranstaltungen und Co-Produktionen. Zudem finden etwa gleich viele Gastveranstaltungen und rund 2500 Proben, Workshops und Kurse statt. 12 permanente NutzerInnengruppen sind eingemietet, mehr als 50 Gruppen, Vereine und Initiativen aller Altersgruppen und sozialer Schichten arbeiten in der ARGE unter ihrem Dach.

Der Neubau bedeutet sowohl für BenützerInnen als auch für die künstlerische Ausrichtung des Vereins ARGEkultur eine deutliche Verbesserung der Arbeitsqualität und damit eine entscheidende Weichenstellung für kontinuierliche, innovative Kulturarbeit in Salzburg. Schwerpunkte am Programm der ARGE werden nun, nachdem eine adäquate Infrastruktur zur Verfügung steht, neben dem Veranstaltungsangebot speziell in den Bereichen der Kulturvermittlung, der Kunstproduktion im eigenen Haus, der Medienkultur und der Vernetzung in Salzburg gesetzt. Dafür bieten fünf Musikprobenräume, zwei multifunktionale Probenräume für Theater, Workshops u.ä., zwei Produktionsräume und zwei Seminarräume die perfekte technische und räumliche Umgebung. Für Veranstaltungen stehen nun zwei Räume zur Verfügung: Der große Saal mit 220 Sitzplätzen bzw. 450 Stehplätzen und das Studio mit 99 Plätzen. Die gesamte Nutzfläche ist mit knapp 2.200 Quadratmetern doppelt so groß wie in der alten ARGE.

Von der flächenmäßigen Ausdehnung und der modernen Infrastruktur profitieren auch die Vereine, die als ständige NutzerInnen bei unverändertem Mietzins (6 €/m2) ins neue Haus gezogen sind. Amnesty International, ARGE Wehrdienstverweigerung und Zivildienstberatung, Krabbelstube (Verein zur Kinderbetreuung durch Eltern und BetreuerInnen), Kulturspur (Frauenkulturverein Salzburg), Radiofabrik (Freier Salzburger Rundfunk), Städtepartnerschaft Leon, Städtepartnerschaft Singida, Subnet (Plattform für Medienkultur und experimentelle Technologien), Südwind (Verein für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit) und tanz_house (Zentrum für freie ChoreographInnen Salzburg), haben nun die teilweise in Containern untergebrachten Quartiere in der alten ARGE gegen funktionale neue Räumlichkeiten vertauscht. Als neuer Nutzer ist das OENM (Österreichisches Ensemble für neue Musik) eingezogen und das ARGE Beisl sorgt im neuen Haus auf 220 m2 mit jeweils 100 Sitzplätzen im Innenraum bzw. Gastgarten in bewährter Weise für die gastronomische Versorgung.


Kultur braucht offene Strukturen zur Entwicklung
Ein schmales, trapezförmiges Grundstück bildet die Ausgangsposition und zugleich Herausforderung für die Architektur der neuen ARGE. Das Architektenteam DI Gerhard Kopeinig und DI Gerhard Kresitschnig hat auf dieser Basis den Anspruch einer kommunikativen, nach allen Richtungen offenen Plattform für die Arbeitsgemeinschaft von Kunst- und Kulturschaffenden transparent gelöst: Das Kulturgelände wurde zu einem „Bügel“ in die Höhe aufgefaltet. Dieser Bügel ist gestalterisches Hauptthema des Gebäudes, verbindet die Teile und Inhalte und stellt die Kommunikation zwischen den einzelnen Ebenen der ARGEkultur her.

Die urbane Eingangszone mit der Piazza und dem transluzenten Foyer stellt die Verbindung zwischen öffentlichem Raum (Straße) und dem Großen Saal als Herzstück des Kulturgeländes her. Als „Boxen“ - die eigenwillig, verschiedenfärbig, großzügig geöffnet oder eher geschlossen gestaltet sind – zeichnen sich die Räume der Nutzergruppen in den beiden oberen Geschossen ab. Der zentrale Lichthof fungiert als transparente Verbindung zwischen allen Ebenen und Gebäudeteilen von den Produktions- und Proberäumen im Untergeschoss bis unter den freien Himmel.

Im Rahmen des städtebaulichen Zieles, einen durchgehenden „Grünkeil“, ausgehend vom zukünftigen Unipark Nonntal und dem Sportzentrum Mitte bis in den Stadtteil Nonntal zu schaffen, wird die ARGE einen markanten Punkt im Ensemble darstellen.



Kulturstättenkonzept: Die Zwischenbilanz
Bereits abgeschlossen sind die Projekte Umbau Szene/Republic
(1,816 Mio €), Renovierung Berchtoldvilla (436.000 €), erster Abschnitt Sanierung Künstlerhaus (654.000 €), technische und Innenraumsanierung Landestheater (4,36 Mio €) und Umbau der Neuen Residenz zum SalzburgMuseum (21,8 Mio €). Zudem investierten Stadt und Land rund 12 Mio Euro in Renovierung bzw. Umbau von Großem und Kleinen Festspielhaus. Für die nächste Zukunft ist der Umbau bzw. die Erweiterung Haus der Natur (rund 6 Mio €) geplant.
Gemeinsam finanziert wird auch das neue Musikum (Gesamtkosten
5,2 Mio €), das derzeit an der Schwarzstraße entsteht.


ARGE neu: Daten & Fakten

Baubeginn 12. 12. 2003
Firstfeier 3. 12. 2004
Fertigstellung Juli 2005
Eröffnung 6. 10. 2005

Bausumme 3.998.460 Euro
Finanzierung Stadt und Land Salzburg jeweils 50%

Grundstücksfläche 3.162 m2
Bebaute Fläche 1.113 m2
Nettonutzfläche 2.187 m2
Großer Saal 22,5 x 12 x 7,5 m - 220 Sitzplätze, 450 Stehplätze
Studio 10 x 10 x 4 m - 99 Personen


Service-Info

ARGEkultur Gelände Salzburg
Josef Preis Allee 16, Tel. 848 784, www.argekultur.at

Geschäftsführung: Daniela Gmachl
Künstlerische Leitung: Markus Grüner (Konzerte, Club-Veranstaltungen, Kabarett & Kleinkunst), Marcus Hank (Tanz & Theater, Medienkultur, diskursive Veranstaltungen)
Presse: Mag. Patricia Deiser, Tel. 848 784-33
Öffentlichkeitsarbeit: Mag. Elfi Eberhard, 848 784-11

Bubendorfer, Cay, Mag. (14283)