„15 JAHRE RADVERKEHRSKOORDINATOR“ IN DER STADT SALZBURG

23.05.2006

20 Mio Euro für Rad-Infrastruktur - Wegenetz auf 170 km verdoppelt

In keiner anderen Landeshauptstadt fahren so viele mit dem Rad wie in Salzburg: „Wir sind die Radler-Hauptstadt Österreichs und sehr stolz auf unseren 20-prozentigen Radfahreranteil am Gesamtverkehr“, sagten Bürgermeister Heinz Schaden und Baustadtrat Martin Panosch bei einem Mediengespräch am Dienstag, 23. Mai 2006.

Und Schaden weiter: „Dafür haben wir uns aber mächtig ins Zeug legen müssen. 20 Millionen Euro wurden in den letzten 15 Jahren für die Verbesserung der Rad-Infrastruktur aufgewendet. Der Radwegebau wurde systematisch vorangetrieben. Gefahrenstellen, wie etwa beim „Bazillus“, entschärft. Und das Radfahren gegen die Einbahn fast überall ermöglicht.“

Vorreiter in Westösterreich

Anno 1991 war Peter Weiss als erster hauptamtlicher „Radverkehrskoordinator“ im Magistrat installiert worden. Damals eine Novität in Westösterreich: „Nur Wien hatte bereits vor Salzburg einen ausschließlich mit dem Radverkehr beschäftigten Mitarbeiter“, so Baustadtrat Martin Panosch. „1996 haben dann die Linzer, 2002 auch die Grazer nachgezogen und ebenfalls einen Radfahrbeauftragten installiert. Sonst gibt es diese Institution in keiner anderen Landeshauptstadt.“

Mit Weiss gelang es, das innerstädtische Radwegenetz nahezu zu verdoppeln. Mit knapp 170 km ist es mittlerweile länger als die Strecke Salzburg – München. Zum Vergleich: Graz hat 106 km Radwege bei einem Radfahreranteil am Gesamtverkehr von 14,1 Prozent; Linz 130 km (6 %) und Wien 1.000 km (6 %).

Auch Dank des Ausbaus der Radwege entlang der „Hauptschlagader“ Salzach konnte der Anteil der RadlerInnen am Verkehr (1991 nur 11 Prozent) massiv gesteigert werden. Die wichtigen Salzachbrücken verfügen mittlerweile alle über Radunterführungen. Bis auf den Mozartsteg, wo der Platz dafür fehlt, können alle Salzachübergänge mit dem Rad befahren werden.

Dazu noch eine Vergleichszahl: Bei der automatischen Zählstelle an der rechten Staatsbrückenunterführung wurden 1992 insgesamt 1.045.000 RadfahrerInnen gezählt. 2002 waren es bereits 1.635.000. Heuer dürften die Zahl auf 1.776.000 RadfahrerInnen gesteigert werden können.

Mehr Komfort für Radler

Radverkehrskoordinator Peter Weiss: „Die Leute schätzen auch beim Radfahren immer mehr den Komfort. Deshalb bieten wir neben dem weitläufigen Radwegenetz aktuell 182 versperrbare Radboxen an Verkehrsknotenpunkten, 120 davon in der Radgarage am Bahnhof, und 5.500 Radabstellplätze, 336 davon überdacht, an. Auf viel Zustimmung stoßen die Rad-Codierung (Diebstahlschutz) und unsere Rad-Selfservice-Stationen, wo gratis Druckluft und Werkzeug für kleinere Reparaturen zur Verfügung stehen.“

Stolz ist Weiss auch auf den Prototyp eines selbst entwickelten, überdachten und altstadttauglichen Radständers, der demnächst im Schlosshof Mirabell zu begutachten ist. Nächste „Meilensteine“ sind für ihn der Rad-Terminal am Hanuschplatz, der Radweg-Lückenschluss Gaisbergstraße und die Radwegverlängerung in der Moosstraße.

Konflikte frühzeitig erkannt

Als Erfolg verbucht Weiss, dass trotz annähernder Verdopplung des Radverkehrs die Unfälle mit Radfahrerbeteiligung kaum gestiegen sind (1991: 232; 2005: 259). „Dank der frühzeitig von uns durchgeführten Konfliktbeobachtungen und Unfallanalysen ist es gelungen, 25 potentielle Gefahrenstellen sicher zu machen.“

Kooperation mit Wirtschaft

Längst hat auch die Wirtschaft das Potential entdeckt, das im Radverkehr der Stadt Salzburg steckt. Nicht weniger als elf Firmen, und Verbände - darunter Stiegl, Augustiner Bräu, Vita Club, Bikepalast, RKS und die Salzburger Bäcker – kooperieren mit der Stadt. Als „Radwege-Partner“, mit nach ihnen benannten Radrouten, haben sie die Herausgabe eines brandneuen Radwegeplanes ermöglicht. Er ist um eine Schutzgebühr von zwei Euro ab sofort in den Trafiken erhältlich und enthält alle Radwege und – routen der Stadt sowie die schönsten Touren im angrenzenden Seengebiet

1. Salzburger Bike Brunch

Als besonderer Event noch vor der Rad-WM im Herbst laden die „Radwege-Partner“ Ende Juni zum „1. Salzburger Bike-Brunch“, wo sich alle individuell präsentieren und mit diversen Aktivitäten rund ums Rad locken werden. Weiteres Highlight dabei ist die Eröffnung des „Gaisberg-Racetracks“.

Die Homepage für Radler

Alle Infos zu den Radwege-Partner sowie generell alles Wissenswerte zum Radverkehr in der Stadt Salzburg gibt’s natürlich auch im Internet auf www.radinfo.at


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MARKANTE EREIGNISSE ZUM RADVERKEHR IM ÜBERBLICK

1979 und 1985 große Fahrraddemonstrationen
1985 Bau der rechten Staatsbrückenunterführung (2,2 Mio €)
1986 „Verkehrspolitisches Ziel- und Maßnahmenkonzept“ (Radförderung festgeschrieben)
1989 erstes „Radforum“ (Gremium aus Politik, Fachleuten und Interessierten; legt bis heute Arbeitsschwerpunkte fest)
1991 Peter Weiß wird erster hauptamtlicher Radverkehrskoordinator; Radwegenetz rund 95 km lang
1992 Heinz Schaden erster radelnder Bürgermeister der Stadt
1993 „JAhr zum RAD!“ unterstützt mit vielen Aktivitäten Steigerung des Radfahreranteils
1994 Konfliktbeobachtung als Basis zur Sanierung von Gefahrenstellen
1996 erste Fahrradlichtaktionen im Frühjahr und im Herbst;
erste Radboxen an Lokalbahnstationen
1997 Start der Beschilderung von insgesamt 13 Radrouten die von der Peripherie ins Stadtzentrum führen
1998 erste Rad-Codierung (Stand 2006: rund 3.000 Räder codiert)
1999 Radgarage am Bahnhof fertig
2000 drei kostenlose Rad-Selfservice-Stationen eingerichtet (Schloss Mirabell, Radgarage, Innenhof Faberhäuser)
2003 linke Staatsbrückenunterführung fertig (3,6 Mio €)
2004 Beginn der Erneuerung der Radweg-Beschilderung – Start der Kooperation mit Sponsoren aus Wirtschaft als Namensgeber
2006 Radwegenetz auf rund 170 km angewachsen; wichtige Lückenschlüsse in Vorbereitung

Stolz auf neuen Radplan.
Stolz auf neuen Radplan.
Radverkehrskoordinator Peter Weiss, Baustadtrat Martin Panosch und der selbst viel radelnde Bürgermeister Heinz Schaden.

Schupfer, Karl, Mag. (12112)