Umfrage zur Radmobilität zeigt: Das Fahrrad ist mehr als ein fahrbarer Untersatz

09.12.2021
Online-Umfrage zur Fahrradmobilität in Salzburg
Archivfoto Radkultur trifft Schranne Sommer 2021

Radfahrende schätzen Flexibilität und Zeitersparnis. Umweltfreundlich unterwegs zu sein, verstehen sie auch als Zeichen der Zeit. Eine bessere Infrastruktur ist und bleibt eine deutliche Notwendigkeit.

1.670 Menschen haben bei der Salzburger Mobilitätsumfrage mit Fokus Radverkehr im Herbst 2021 teilgenommen. Die Universität Salzburg (Mobilitätslabor am Fachbereich Geoinformatik, Z_GIS) und die Agentur HELIOS haben die Umfrage im Auftrag der Stadt Salzburg durchgeführt, die Teil eines kontinuierlichen Monitorings der Fahrradmobilität in Salzburg ist. 

Konkretes Anliegen dabei war herauszufinden wie zufrieden die radfahrenden Salzburger:innen mit der Radinfrastruktur sind und welche Anliegen und Bedürfnissen sie haben. 

„Wir wollen noch mehr Menschen für das Radfahren in Salzburg begeistern. Daher haben wir die Universität Salzburg beauftragt, Salzburger:innen zu den Stärken und Schwächen der Salzburger Radinfrastruktur zu befragen. Über unsere eigenen Erfahrungen hinaus zeigt uns die Umfrage die konkreten Bedarfe der Radfahrer:innen auf. Diese unabhängigen, evidenzbasierten Ergebnisse helfen uns dabei, die Salzburger Radinfrastruktur zielgerichteter weiterzuentwickeln. Gleichzeitig leistet die Stadt Salzburg damit einen wichtigen Beitrag für die Mobilitätswende und für die international definierten Klimaziele“, fasst die zuständige Stadträtin Martina Berthold zusammen. 

Datenlage vergleichbar machen

„Bei der Konzeption der Umfrage legten wir auf die Vergleichbarkeit mit anderen Städten großen Wert, auch auf internationalem Niveau. Erste zentrale Aussagen der Online-Umfrage geben jetzt schon Aufschluss über die Bedürfnisse und Wünsche der Radfahrenden in Salzburg“, so Bernhard Zagel vom Mobilitätslabor der Universität Salzburg.

Nutzung des Fahrrads in der Stadt Salzburg

Dass das Fahrrad bei vielen Menschen täglich im Einsatz ist, speziell am Weg zur oder von der Arbeit, zeigen die Ergebnisse: Knapp über 40% der Teilnehmenden gaben an, den Drahtesel täglich für ihren Weg in die Arbeit zu nutzen. Weitere 30% verwenden das Fahrrad zumindest mehrmals wöchentlich dafür. 

Auch für Dienstwege während der Arbeitszeit wird das Fahrrad gern benutzt. Knapp 9% gaben an, es täglich zu Arbeitszwecken zu verwenden, während knapp 20% dies öfters im Monat tun. 

Auch bei jüngeren Zielgruppen ergibt sich ein ähnliches Bild. Etwas mehr als 25% der Schüler:innen und Student:innen gaben, an das Fahrrad mehrmals in der Woche für ihren Weg zur Ausbildungsstätte (Schule, Universität, FH, etc…) zu verwenden. 

Fahrrad neben Fortbewegungs- auch Transportmittel 

Dass für viele Menschen das Fahrrad neben dem Absolvieren von Wegstrecken auch noch andere Funktionen vorweisen kann, zeigt die Frage nach den Wegen des täglichen Bedarfs. So gaben über 40% der Teilnehmer:innen an, das Fahrrad für Einkäufe, Arztbesuche, o.ä. zu verwenden. 25% tun dies öfters monatlich.

Viele gute Gründe sprechen für das Fahrrad
Die Kostenersparnis stellt für die Radfahrenden in Salzburg nicht den wesentlichen Grund zur Nutzung des Fahrrades dar. Im Vordergrund stehen vielmehr Flexibilität, Zeitersparnis und Umweltfreundlichkeit. Dazu kommen Gesundheitsförderung oder einfach nur Freude am Fahren. Die meisten Radfahrenden legen Strecken von 2 bis 10 Kilometern zur Arbeit oder Bildungsstätte in eine Richtung zurück - und das mehrmals in der Woche oder auch täglich. 

„Das Fahrrad auf kurzen Strecken die Nummer 1 der Mobilität. Das zeigen unsere Ergebnisse deutlich“, erklärt Stadträtin Martina Berthold.

„Interessant sind auch die Ergebnisse aus der Umfrage zu den Abstellanlagen“, so Peter Weiss, Radverkehrskoordinator der Stadt Salzburg. „Während Radboxen und Radservicestationen bereits gut bekannt sind, nehmen die Teilnehmenden der Umfrage digitale Angebote und Förderungen bisher weniger wahr. Diese für die Bevölkerung bekannter und publiker zu machen ist ein klarer Auftrag, den wir mitnehmen.“

Gründe für eine geringe Fahrradnutzung

Zu den Gründen, warum das Fahrrad wenig oder gar nicht genutzt wird, gehören hauptsächlich folgende: Lückenhafte Radinfrastruktur und damit einhergehend die bedingte Verkehrssicherheit, unbeständiges Wetter, die Winterzeit, kein Abstellplatz am Zielort aber auch schlechte Beleuchtung (nachts/abends). „Das soll nicht heißen, dass alles schlecht ist“, so Peter Weiss, „aber es gibt noch viel zu verbessern.“ Das bestätigen auch die freien Antworten der Umfrage.

„Helfen sie uns dabei besser zu werden. Am einfachsten über unsere Service-App „salzburg direkt“, mit der sie von unterwegs aus ihre Hinweise auf Gefahrenstellen direkt an die Stadtverwaltung melden können“, ruft der Radverkehrskoordinator die Salzburger:innen zum Mitmachen auf.

Ein weiteres saisonbedingtes Angebot der Stadtgemeinde ist das Schneetelefon:  Unter 0662/8072-4616 bzw. unter winterdienst@stadt-salzburg.at können  Hinweise betreffend der Schneeräumung, anderen (witterungsbedingten) Problemen oder Gefahrenstellen gemeldet werden. 

Konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation 

Mehr Grünflächen und Bäume in den Straßenzügen sowie mehr Radwegverbindungen auf den Hauptachsen und speziell im Innenstadtbereich wünschen sich die Teilnehmenden. Der Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs ist ein weiterer konkreter Punkt, der als besonders wünschenswert erachtet wird.

Radfahren in Salzburg – gefährlich? 

Nicht alle Radfahrende empfinden ihre Fahrten mit dem Rad als besonders gefährlich. Es sind eher diejenigen, die sich selten auf den Sattel schwingen. 

Über 15% der Teilnehmenden finden, dass die Radwege nicht genügend von der Fahrbahn der Autos getrennt sind. Weitere 14% nennen zu viel Autoverkehr als Grund, der sie an einem sicheren Vorankommen hindert. 

Fazit

„Die Bedürfnisse im Straßenverkehr sind sehr unterschiedlich. Dies ist auch bei den Radfahrenden nicht anders. Wir kennen nun die aktuellen Anliegen der Salzburger:innen und werden diese in unser Radbauprogramm aufnehmen. Es sollen alle, junge wie ältere, Alltags- und Freizeitradler:innen sowie auch Menschen mit Behinderten- oder Lastenrädern sicher und gut durch die Stadt fahren können. Gleichzeitig braucht es auch eine begleitende Information zu allen Radangeboten und zusätzlich noch mehr Bewusstsein, dass dem Radfahren mehr Priorität eingeräumt werden muss. Dazu muss der Straßenraum gerechter verteilt und auch mehr Geld in die Hand genommen werden“, so Stadträtin Berthold und Radverkehrskoordinator Peter Weiss unisono. 

Ausblick

Die Stadt wird im kommenden Frühjahr alle Details in einem Radreport veröffentlichen. Der Report wird zusätzlich weitere Informationen, aktuelle Projekte und Ausblicke zum Thema Radmobilität enthalten.

Klemens Kronsteiner