80. Jahrestag des ersten Bombenabwurfs auf Salzburg: 16. Oktober 1944, später Vormittag

Gedenken an den ersten Bombenangriff auf Salzburg vor 80 Jahren
15.10.2024
Fakten sammeln und Erinnerungen weitergeben: das Haus der Stadtgeschichte widmet sich seit vielen Jahren der Salzburger NS-Geschichte.
(v.l.n.r.: Peter Branner (Zeitzeuge), Sabine Veits-Falk (Amtsleiterin Haus der Stadtgeschichte), Bernhard Auinger (Bürgermeister), Dagmar Aigner (Kulturabteilungsvorständin), Johannes Hofinger (Historiker))

Am 16. Oktober 2024 jährt sich zum 80. Mal der erste Bombenangriff der Alliierten auf die Stadt Salzburg. Dieser erste Angriff, der am späten Vormittag des 16. Oktober 1944 stattfand, brachte Tod und Zerstörung in die Mozartstadt und markierte einen Wendepunkt in den Erfahrungen der Salzburger Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs. Der Jahrestag bietet die Gelegenheit, an die Opfer des Krieges zu erinnern und die historische Bedeutung dieses Ereignisses zu reflektieren. 

Hintergrund und Ereignisse des 16. Oktober 1944
Salzburg wurde am 16. Oktober 1944 zum Ziel eines alliierten Bombenangriffs, als 50 US-amerikanische Bomber über 500 Bomben auf die Stadt abwarfen. Der Angriff, der vor allem das Nonntal, das Kaiviertel und den Stadtteil Itzling traf, forderte das Leben von etwa 250 Menschen. Zahlreiche Wohnhäuser und Fabriken wurden zerstört, und die historische Altstadt blieb von den Zerstörungen nicht verschont. Besonders symbolträchtig war der Einsturz der Kuppel des Salzburger Doms, der zum weithin sichtbaren Zeichen der Verwüstung wurde.

Eine weitere massive Zerstörung betraf das Salzburger Museum Carolino Augusteum, heute bekannt als Salzburg Museum. Unzählige Kulturgüter gingen unwiederbringlich verloren. Bis zum Kriegsende im Mai 1945 war die Stadt Salzburg insgesamt 15 Luftangriffen ausgesetzt, bei denen mehr als 9.000 Bomben abgeworfen wurden und etwa 550 Menschen ums Leben kamen.

Erinnerungskultur und die Rolle des Stadtarchivs Salzburg
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Stadtarchiv Salzburg intensiv mit den Ereignissen des Bombenkriegs und den Auswirkungen auf die Stadt auseinandergesetzt. Bereits zum 50. Jahrestag 1994 war das Buch Bomben auf Salzburg, herausgegeben vom damaligen Archivleiter Erich Marx, erschienen. Diese Publikation wurde schnell zum Standardwerk der städtischen Geschichtsschreibung über den Luftkrieg. In den Bänden der Stadtarchiv-Forschungsreihe Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus waren die Luftangriffe und die Auswirkungen auf die Menschen wiederkehrendes Thema.

„Vor wenigen Monaten haben wir mit der Präsentation des Registerbandes das mehrjährige Projekt Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus in einem Festakt im vollbesetzten Haus der Stadtgeschichte offiziell abgeschlossen. Allen war und ist aber klar, dass damit die wissenschaftliche und erinnerungskulturelle Auseinandersetzung mit der NS-Zeit in unserer Stadt nicht abgehakt ist. Der Vortrag zum 80. Jahrestag des ersten Bombenabwurfs auf Salzburg schließt damit thematisch an das Projekt an und beleuchtet ein Kapitel des Zweiten Weltkriegs, das in vielen Salzburger Familien bis heute Thema ist. Für den Mai 2025 habe ich angeregt, anlässlich der 80. Wiederkehr des Kriegsendes eine Ausstellung in der Wolf-Dietrich-Halle im Schloss Mirabell zu zeigen, die das Ende von Krieg und NS-Herrschaft und das Alltagsleben 1945 zum Inhalt hat. Wir als Stadt Salzburg stellen uns also weiterhin unserer NS-Vergangenheit“, sagt Bernhard Auinger, Bürgermeister der Landeshauptstadt Salzburg, in Bezug auf die fortlaufende Aufarbeitung der NS-Zeit“, sagt Bernhard Auinger, Bürgermeister der Landeshauptstadt Salzburg, in Bezug auf die fortlaufende Aufarbeitung der NS-Zeit.

Dagmar Aigner, Kulturabteilungsvorständin, ergänzt: „Die Forschung zur Stadtgeschichte und die anschauliche Vermittlung von historischen Ereignissen und Zusammenhängen sind die Kernkompetenz des Teams vom Haus der Stadtgeschichte und gesellschaftspolitischer Auftrag zugleich. Denn ‚Geschichte‘ passiert jeden Tag im eigenen Lebensumfeld. Der Jahrestag zur einsetzenden Bombardierung Salzburgs im Zweiten Weltkrieg markiert ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Stadt und soll nicht unbemerkt verstreichen, sondern mit den Quellen und Materialien aus unserem eigenen Archiv ins Gedächtnis gerufen werden.“

Der Vortrag von Johannes Hofinger, Zeithistoriker und Archivar im Stadtarchiv Salzburg, wird anlässlich des 80. Jahrestags des ersten Bombenangriffs die damaligen Ereignisse sowie deren Auswirkungen auf Salzburg beleuchten. Er wird zudem neue Forschungsergebnisse vorstellen, die im Rahmen des Projekts Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus entstanden sind, ebenso wie eine Auswahl neuer Quellen im Stadtarchiv. Am 16. Oktober 2024 ab 18 Uhr können sich im Haus der Stadtgeschichte (Glockengasse 8, Salzburg) Interessierte den Vortrag anhören und sich zum Jahrestag informieren. 

Die Bedeutung der Erinnerung
Die Bedeutung der Erinnerungen der Menschen in Salzburg an die Bombardierungen der Stadt hebt auch Sabine Veits-Falk, Leiterin des Stadtarchivs Salzburg, hervor: „Als Gedächtnis der Stadt werden wir im Stadtarchiv immer wieder mit den Erfahrungen der Salzburger:innen im Zweiten Weltkrieg konfrontiert, speziell mit den traumatischen Erlebnissen des Bombenkriegs. Wir sind dankbar, dass uns die Menschen ihre Geschichte mitteilen und Erinnerungsstücke anvertrauen, die wir als Archivalien in die Bestände des Stadtarchivs aufnehmen. Sie ermöglichen weitere Forschungen und neue Fragestellungen.“

Die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft, des Zweiten Weltkriegs und damit auch die Schrecken des Bombenkriegs sind ein essenzieller Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses der Stadt Salzburg. „Krieg bedeutet immer Leid. Viele hundert Menschen aus und in Salzburg haben zwischen 1938 und 1945 ihr Leben verloren. Während die NS-Schergen in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs tausende KZ-Häftlinge, Deserteure, politisch Widerständige und ausländische Zwangsarbeiter:innen töteten, kamen bei den alliierten Bombenangriffen auf Salzburg über 500 Menschen ums Leben“, erklärt Johannes Hofinger. „Sie alle waren Tote abseits der Schlachtfelder.“

Die wichtigsten Zahlen und Fakten

  • 16. Oktober 1944: 1. Luftangriff auf Salzburg
  • Tote: ca. 250 Menschen
  • Insgesamt: 15 Luftangriffe bis Mai 1945
  • Abgeworfene Bomben: über 9.000 Bomben mit mehr als 2.000 Tonnen Bombenlast
  • Opfer insgesamt: ca. 550 Tote in Salzburg
  • Zerstörungen: über 3.000 beschädigte Häuser, mehr als 400 vollständig zerstört
  • Obdachlose: an die 15.000 Menschen

Lapuch Laura BA