„Ned wuascht“ - so geht’s den jungen Menschen in der Stadt

Ergebnisse der Jugendstudie 2021
15.04.2021

Insgesamt 1.006 junge Salzburgerinnen und Salzburger beteiligten sich an der großen Umfrage der Stadt. Von 26. Februar bis 5. April 2021 hatten Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren die Möglichkeit via Online-Fragebogen ihre Meinung kundzutun. Das Institut für Grundlagenforschung (IGF) hat die Studie im Auftrag der Stadt durchgeführt und ausgewertet. Die wichtigsten Ergebnisse wurden heute präsentiert, weitere Details folgen in den kommenden Wochen.

Leben in Salzburg
Eine erste wichtige Aussage der Umfrage ist die hohe Lebenszufriedenheit. Die große Mehrheit der befragten Jugendlichen (78 Prozent) lebt gerne in Salzburg und fühlt sich in ihrem Stadtteil wohl. Die Angebote für Jugendliche in der Stadt werden mit 41 Prozent gut bewertet, nur knapp ein Viertel findet sie nicht ausreichend. Auffällig ist hier, dass vor allem die Jüngeren mit den Angeboten sehr zufrieden sind.

Bei den bestehenden Angeboten der Stadt erfreut sich der neue Eiszauber der mit Abstand größten Beliebtheit, gefolgt vom „Lepi“ und den Graffiti-Wänden. An vierter Stelle der Beliebtheitsskala steht das Sommerkino, das Corona-bedingt letztes Jahr leider ausgefallen ist.

„Freiluft-Kino war vor allem bei den offenen Fragen ein häufig genannter Wunsch, wir hoffen also sehr, das Sommerkino heuer wieder durchführen zu können. Auch Graffiti-Kurse und Workshops werden wir verstärkt anbieten, hier gibt es eine große Nachfrage. Vor allem für den Sommer werden wir uns bemühen ein großes und kostenloses Sport- und Kreativprogramm auf die Beine zu stellen“, so Jugendbeauftragter Paul Laireiter.

Corona: Einsamkeit und Überforderung
„Das Thema Corona war selbstverständlich ein Schwerpunkt der Befragung. Und die Antworten lassen aufhorchen. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Jugendlichen gaben an, dass es ihnen aktuell nicht gut bis gar nicht gut geht. Zum Vergleich: Vor der Pandemie ging es 83 Prozent sehr gut bis eher gut. 61 Prozent fühlen sich durch die Corona-Maßnahmen in ihrem Leben eingeschränkt, jede/r Zweite/r fühlt sich ängstlich, besorgt oder nervös. Die Frage nach der aktuellen Belastung sollte ebenfalls zu denken geben. 64 Prozent sind durch Corona mehr überfordert als vorher. 69 Prozent sind gestresster und genervter und die Einsamkeit hat bei mehr als der Hälfte (53 Prozent) der Befragten ebenfalls zugenommen“, erklärt Ernestine Berger, Geschäftsführerin des IGF.

Mädchen bzw. junge Frauen leiden mehr unter Pandemie
Bei näherer Betrachtung der Auswertung fällt zudem auf, dass speziell bei der Frage nach der Überforderung die weiblichen Teilnehmerinnen viel häufiger mit „sehr“ bzw. „eher schon“ geantwortet haben. Frauen fühlen sich seit Beginn der Pandemie auch durchschnittlich einsamer und sind eher besorgt, dass sie selbst oder ein Familienmitglied an Corona erkranken könnten.

Für Sozialstadträtin Anja Hagenauer ein klarer Auftrag: „Hier sind wir alle gefordert Mädchen und junge Frauen nicht mit ihren Sorgen alleine zu lassen. Als Stadt werden wir unsere Angebote für Mädchen und junge Frauen noch einmal ausweiten und hier aktiv gegensteuern, denn gerade die Mädchen dürfen nicht zu den Verliererinnen der Krise werden.“

Und für den Vorstand der Sozialabteilung, Patrick Pfeifenberger, ist klar: „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen ganz deutlich wie wichtig es war, dass wir hier nachgefragt haben. Viel zu lange blieben die Bedürfnisse der Kinder- und Jugendlichen in der Krise im Hintergrund. Die Rückmeldungen sind Auftrag an uns als Stadt hier zielgerichtet tätig zu werden. Das werden wir aber nicht alleine sondern zusammen mit jenen machen die es betrifft. Besonderes Augenmerk werden wir dabei auf die Kids legen, die sich gerade in einer schwierigen Übergangsphase befinden. Unsere Botschaft ist klar: Ihr seid nicht allein – wir sind für euch da.“

Solidarität bei Corona-Maßnahmen
Befragt nach der allgemeinen Meinung zum Corona-Virus gab die überwiegende Mehrheit an, dass das Virus existiert und es zumindest für gewisse Menschen gefährlich ist. Die Maßnahmen der Regierung bewertete der Großteil zwar mit „eher nicht gut“ bzw. „teils/teils“, die Einhaltung der Maßnahmen wird allerdings sehr ernst genommen. 92 Prozent gaben an sich immer oder zumindest meistens daran zu halten. Ebenfalls interessant: Mehr als zwei Drittel gaben an, sich auf alle Fälle bzw. „eher schon“ impfen lassen zu wollen. Die Bereitschaft steigt dabei mit zunehmendem Alter deutlich.

„Diese Zahlen zeigen für mich eindeutig, dass Salzburgs Jugendliche sehr wohl verantwortungsbewusst, kooperativ und solidarisch sind. Sie verstehen die Wichtigkeit der Maßnahmen, auch wenn es ihnen schwerfällt, sie einzuhalten. Es ärgert mich deswegen, wenn junge Leute als egoistisch dargestellt werden. Unsere Erhebung zeigt eindeutig, dass dem nicht so ist“, so Paul Laireiter, der Jugendbeauftragte der Stadt.

Familie und Zusammenhalt
Durchwegs positiv sehen die Jugendlichen ihre familiäre Situation. Der Großteil der jungen Salzburger*innen (83 Prozent) versteht sich gut mit den Eltern. Daran hat auch die Pandemie nichts geändert. Nur bei einem Drittel der Befragten gibt es seit Corona bzw. im Lockdown mehr Streit zu Hause. Für 45 Prozent war die Zeit zu Hause vor Corona allerdings besser. Familie ist für die Jugendlichen also sehr wichtig, das drückt sich auch in der Sorge um eine mögliche Infektion im Familienkreis aus: 64 Prozent sind zumindest teilweise besorgt, dass ein Familienmitglied an Corona erkranken könnte.  

Überdurchschnittliche Social Media Nutzung
Die Nutzung von Social Media Plattformen wie Facebook, Instagram, TikTok, Twitter und Co. kann mit 2-5 Stunden täglich (33 Prozent) bzw. mehr als fünf Stunden (29 Prozent) getrost als sehr hoch bezeichnet werden. Ganz eindeutig ist hier auch die Veränderung der allgemeinen Medien-Nutzungszeit: 83 Prozent der jungen Erwachsenen nutzen Social Media, Netflix, YouTube und auch Videospiele mehr seit Beginn der Pandemie. Auch bei der Informationsbeschaffung spielt das Internet eine gewichtige Rolle. Satten 83 Prozent dient Google als erste Quelle, gefolgt von Social Media. Erst an dritter Stelle werden Eltern, Verwandte oder Freunde gefragt.

Gewalt im Netz
Erschreckend ist in diesem Zusammenhang ist vor allem die erlebte Gewalt im Netz. Dazu zählen Hass-Postings, Beschimpfungen, Mobbing oder sexuelle Belästigung. Knapp ein Drittel der befragten Jugendlichen gab an, sehr oft oder oft mit Gewalt im Internet konfrontiert zu sein – Mädchen häufiger als Burschen. Diese traurige Entwicklung bestätigen auch die Mitarbeiter*innen der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt. Die Stadt will hier aktiv gegensteuern und startete vor kurzem eine Anti-Gewaltkampagne. Unter dem Motto #gewaltfreiestadt sollen zunächst vor allem Kinder und Jugendliche angesprochen werden. Eine eigene Hotline wurde eingerichtet, bei der geschulte Sozialarbeiter*innen rund um die Uhr erreichbar sind.

„Ab Herbst wollen wir das Thema Social Media Nutzung und „Gaming“ verstärkt aufgreifen.  Bei speziellen Präventionsworkshops gegen Gewalt im Netz kommen Medien-Coaches zum Einsatz, die den Jugendlichen den Umgang mit Social Media näherbringen sollen. Wir wollen aber auch positive Trends der Pandemie, wie das „Gaming“ aufgreifen und fördern – vor allem Burschen gaben an, verstärkt durch Online-Videospiele miteinander Kontakt zu halten“, so Paul Laireiter.

Zukunft und Erwartungen
Die unmittelbare Zukunft sehen die Jugendlichen mit gemischten Gefühlen. 44 Prozent glauben, dass erst im Jahr 2022 eine Rückkehr zur Normalität möglich sein wird, nur 12 Prozent sehen das noch heuer. 34 Prozent glauben erst später wieder und 10 Prozent glauben gar nicht mehr daran. Auffallend ist, dass bei den „Optimisten“ – also jenen die ein „normales Leben“ heuer oder nächstes Jahr sehen – die Männer/Burschen mit 65 Prozent überwiegen. Im Gegensatz zu den allgemeinen Entwicklungen schätzen die Teilnehmer*innen ihre persönliche Zukunft vorsichtig optimistischer ein. Die überwiegende Mehrheit (58 Prozent) bewertet die Aussichten als sehr gut bis gut.

„Es ist jetzt wichtig, dass wir den Jugendlichen mitteilen, dass ihre Wünsche gehört werden, deswegen werden wir einen Jugend-Bürger*innenbeirat einberufen, bei dem Mitsprache und Mitgestaltung bei konkreten Projekten möglich ist. Die aktuelle Studie liefert uns jedenfalls eine wichtige Basis für die zukünftige Arbeit", ist Paul Laireiter überzeugt.

Über die Jugendkoordination der Stadt
Die Jugendkoordination ist Teil des Team Vielfalts und unter anderem verantwortlich für die Gestaltung von Freiflächen und Freizeiträumen für Kinder und Jugendliche in der Stadt. Als Jugendbeauftragter ist Paul Laireiter Bindeglied zwischen Stadt und Jugendorganisationen, koordiniert Aktionen und Projekte und kümmert sich um Subventionen. Als Experte für Jugendfragen gibt er Tipps für eine bessere Zusammenarbeit und steht zudem für Beratungen zur Verfügung. Die laufenden Kooperationen mit vielen unterschiedlichen Partnerorganisationen sichern den Erfolg und tragen zur Vernetzung der Jugendarbeit bei.

Ernestine Berger (IGF), Anja Hagenauer, AV Patrick Pfeifenberger und Jugendbeauftragter Paul Laireiter präsentieren die Ergebnisse der Jugendstudie 2021

Christine Schrattenecker