StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt wächst: Aigen & Parsch startet mit Ausstellung und Telefonzelle

08.04.2025
„StoP“-Aufkleber an einer Telefonzelle
„StoP“-Aufkleber an einer Telefonzelle
v.l.: Maria Rösslhumer, Verein StoP; Doris Wlczek Spanring, StoP Stadt Salzburg; Sylvia Neureiter, StoP Aigen& Parsch; Elif Ceviz, Leiterin Internationales Jugendzentrum Get2gether; Antje Kindler-Koch, Diakoniewerk Bewohnerservice Leitung -Stadtteil- und Quartierarbeit Diakoniewerk

Mit dem offiziellen Start des Gewaltpräventionsprojekts StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt in Aigen & Parsch wächst die Initiative in der Stadt Salzburg auf nunmehr fünf Standorte.
Begleitet wird der Auftakt von einer Ausstellung zur Zivilcourage gegen Partnergewalt.  Die Ausstellung dauert einen Monat und kann im Bewohnerservice Aigen & Parsch besichtigt werden. Außerdem wurde eine auffällig gestaltete Telefonzelle in der Valkenauerstraße mit wichtigen Notrufnummern ausgestattet.

Die Stadt Salzburg finanziert das Projekt, das in Kooperation mit dem DiakoniewerkSalzburg umgesetzt wird. Seit 2022 ist StoP in der Stadt Salzburg aktiv – begonnen in Lehen, folgten Salzburg Süd, Liefering und Itzling. Das Projekt basiert auf einem gemeinwesenorientierten Ansatz, der direkt in der Nachbarschaft ansetzt. Ziel ist es, das gesellschaftliche Bewusstsein für häusliche Gewalt zu stärken, Zivilcourage zu fördern und ein unterstützendes Umfeld für Betroffene zu schaffen.

„Gewalt gegen Frauen macht betroffen. Und oft genug sprachlos. Wir verurteilen sie, und meist fallen deutliche Worte – vor allem von Seiten der Politik. Wir müssen aber nicht nur reden, sondern etwas tun. Wir alle können gemeinsam etwas ändern. Und ich bin sehr stolz, dass wir das als Stadt mit der Förderung und Implementierung von ‚StoP‘ als einzige Kommune auch aktiv tun. Weil wir gegen Partnergewalt sehr wohl etwas tun können. Ich danke allen Beteiligten, Nachbarinnen und vor allem auch den Männern für ihre Zivilcourage und ihr Engagement!“, so die ressortzuständige Stadträtin Andrea Brandner.

Starke Partner:innen vor Ort

Die Umsetzung in Aigen & Parsch erfolgt durch das erfahrene Bewohnerservice-Team, auf dessen langjährige Arbeit in der Stadtteilarbeit aufgebaut werden kann. Sylvia Neureiter, die im März ihre Ausbildung zur StoP-Koordinatorin abgeschlossen hat, begleitet das Projekt vor Ort: „Gewalt ist keine Privatsache – sie erfordert unser Hinschauen. Mit der Umsetzung von ‚StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt‘ in Aigen & Parsch möchte ich ein klares Zeichen setzten: Hinsehen statt Wegsehen, Zivilcourage zeigen und Betroffene unterstützen. Eine Gesellschaft des Wahrnehmens bedeutet, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, statt wegzuschauen. Gewalt in Partnerbeziehungen darf nicht toleriert werden – ein unterstützendes Umfeld muss selbstverständlich sein.“
Mit einem auffallenden „StoP“-Aufkleber an einer Telefonzelle will Sylvia Neureiter im Stadtteil ein Zeichen setzen: „Wer Gewalt erlebt oder mitbekommt, sollte nicht Schweigen, sondern darüber sprechen. Die Telefonzelle ist ein Symbol dafür, Hilfe zu suchen oder zu holen, und dadurch Gewalt im Stadtteil zu verhindern.“

Zivilcourage beginnt in der Nachbarschaft

Kern des Projekts sind Nachbarschaftsgruppen, Frauen- und Männertische, bei denen Bewohner:innen gemeinsam Ideen zur Gewaltprävention entwickeln. Türgespräche, Infostände und Informationsmaterial sorgen für Sichtbarkeit im Alltag.

Auch Antje Kindler-Koch Bewohnerservice Leitung Stadtteil- und Quartierarbeit Diakoniewerk unterstreicht den zentralen Ansatz: „Sie waren alle einmal Nachbarinnen, die 27 Frauen, deren Leben vergangenes Jahr durch eine Gewalttat ihrer Partner ein jähes Ende fand. Partnergewalt findet häufig im Wohnumfeld statt. Genau hier setzt das Projekt StoP an: Bewusstsein zu schaffen, Stadtteilbewohner:innen zu informieren und in der Gesellschaft zu verankern, dass Partnergewalt keine Privatsache ist. Damit es morgen nicht unsere Nachbarin ist."

Maria Rösslhumer, Gründerin von StoP und Geschäftsführerin des Vereins StoP, dankt allen Beteiligten für das Engagement:„Das von mir 2019 gegründete Nachbarschaftsprojekt „StoP-Stadtteile ohne Partnergewalt“ in Österreich ist mittlerweile ein Meilenstein und ein fixer, nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Gewaltpräventionsarbeit. Der flächendeckende Ausbau und die Etablierung von StoP in mittlerweile 41 Standorten bundesweit ist ein großer Erfolg, der mich mit großer Freude erfüllt. Dafür möchte ich mich bei allen Menschen, die sich freiwillig und beruflich bei StoP für ein Ende der Partnergewalt gegen Frauen und Kinder einsetzen, herzlich bedanken. Ein ganz besonderer Dank gilt dabei der Stadt Salzburg und allen StoP-Mitarbeiter:innen für das besonders vorbildliche Engagement und für die Eigenfinanzierung von mittlerweile 6 Standorten in der Stadt Salzburg. Aber auch im Land Salzburg beginnt StoP zu wachsen, auch Oberndorf startet mit der Gemeinwesenarbeit gegen Partnergewalt. Der zusätzlich gegründete Verein StoP versteht sich als Erweiterung, Synergie und bietet die Chance, die Vision von StoP weiterzuentwickeln. Bewusstsein schaffen, schärfen und langfristig zu halten verbindet uns.

Christina Kopf, Gesamtkoordinatorin von StoP Österreich, betont die Wichtigkeit eines aufgeklärten Umfelds: „Gewaltbetroffene Frauen brauchen ein unterstützendes Umfeld und eine sensibilisierte, aufgeklärte Nachbarschaft. Mit dem Start von StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt in Aigen & Parsch wächst das gemeinwesenorientierte Gewaltpräventionsprojekt auf über 41 Standorte. Dem Gewaltpräventionsprojekt liegt das Handlungskonzept von Sabine Stövesand zugrunde, welches auf dem Prinzip der Gemeinwesenarbeit basiert und in der Nachbarschaft ansetzt. Das Zentrum von StoP bilden die Menschen, die sich gegen häusliche Gewalt stark machen und somit eine Unterstützung für gewaltbetroffene Personen bieten. Unter dem Motto „Häusliche Gewalt ist keine Privatsache – jede:r kann was sagen, was tun!“ finden niederschwellige und partizipative Aktivitäten statt. Das StoP-Projekt lebt nur durch den Beitrag von Freiwilligen und die Unterstützung von Fördergeber:innen. Als Gesamtkoordinatorin von StoP Österreich gilt heute mein besonderer Dank der Stadt Salzburg für die langjährige Unterstützung sowie dem Bewohnerservice für die Umsetzung. Ich wünsche dem neuen Standort in der Stadt Salzburg einen guten Start und freue mich auf die Zusammenarbeit!“

Elif Ceviz, Leiterin Internationales Jugendzentrum Get2gether betont, das Gewalt kein Alter kennt: „Gewalt in Partnerschaften betrifft nicht nur Erwachsene – auch junge Menschen erleben oder beobachten sie oft in ihrem Umfeld. Deshalb ist es so wichtig, frühzeitig über gesunde Beziehungen, Respekt und Grenzen zu sprechen. Als Jugendzentrum sehen wir es als unsere Verantwortung, junge Menschen zu stärken, zu sensibilisieren und ihnen einen sicheren Raum zu bieten. Dieses Projekt ist ein bedeutender Schritt, um Bewusstsein zu schaffen und gemeinsam gegen Partnergewalt aufzutreten.“

Weitere Informationen zu StoP

Hendrik Stoltenberg