Die Stadt_Landschaften als das wesentliche Merkmal für Lebensqualität und Attraktivität
Das enge Verhältnis zwischen Stadt- und Landschaftsraum ist das wesentliche Identitätsmerkmal der Stadt Salzburg, sie wird allgemein als „grüne Stadt“ gesehen. In einer aktuellen Meinungsumfrage (Herbst 2004), nennen 47% der StadtbewohnerInnen „schöne Umgebung/schöne Landschaft“ an erster Stelle bei der Frage, nach den Vorzügen der Stadt, 88% geben an, dass die vorhandenen Grün- und Freiflächen für die Lebensqualität und Attraktivität der Stadt „sehr wichtig“ sind. 98% der Bevölkerung der Stadt Salzburg fordern daher einen zumindest gleich bleibenden Schutz der Grün- und Freiräume, 55% davon sogar einen verstärkten Schutz.
Daraus leite sich für die Stadt ein Handlungsauftrag ab, stellte Planungsstadtrat Johann Padutsch im Rahmen eines Pressegesprächs am Freitag, 24.6.05, fest. Die langfristige Sicherung der Landschaftsräume und die Weiterentwicklung der bestehenden Freiraumqualitäten müsse dabei im Mittelpunkt stehen.
Auch Landschaften haben Geschichte
Nicht nur die Salzburger Altstadt hat ihre historische Vergangenheit, sondern auch die heute bestehenden Landschaftsräume besitzen Geschichte. Neben den natürlichen Entstehungsprozessen verdanken sie ihr Aussehen im Wesentlichen ihrer Kulturgeschichte. Die bäuerliche Kulturlandschaft mit ihren vielfältigen und strukturreichen Bewirtschaftungsflächen, die einen hohen Erholungswert darstellen, ist ein wichtiges Beispiel dafür. Auch das Erscheinungsbild von Siedlungen hat sich immer in engem Bezug zur landschaftlichen Umgebung entwickelt und sich dieser angepasst. Heute ist dieser Bezug zwischen Landschaft und Siedlung oft nur noch schwer erkennbar, weil Bebauung ohne Übergang in den Landschaftsraum ausufert.
Zum langfristigen Erhalt der wertvollen Landschaftsräume ist ein qualitätsvolles und geplantes Entwickeln von gebauter Stadt und Stadtnatur notwendig, womit ein restriktiver Umgang mit vorhandenen Grün- und Freiflächen einhergeht. Der Beschluss der Deklaration „Geschützes Grünland“, die am 28. Juni 2005 ihr 20-jähriges Bestehen feiert, untermauert diese Forderung und ist bislang diesem Anspruch gerecht geworden. Doch der reine Schutzgedanke alleine kann nicht ausreichen, Landschaftsräume langfristig zu bewahren. Die Achtung von Natur darf nicht ausschließlich als Beschneidung der eigenen Freiheit gesehen werden, sondern soll positive Gefühle, wie etwa die enge Verbundenheit mit der eigenen Landschaft, wecken. Natur für sich ist wieder etwas wert.
Der Weg der „In Wert-Setzung“ geht über die Wiederentdeckung historisch gewachsener Landschaftsräume und die Entwicklung ihnen angemessener, zeitgemäßer Leitbilder.
Die Landschaftsräume
Die Vielfalt an Landschaftsräumen in der Stadt Salzburg trägt zu ihrer hohen Lebensqualität bei. Im Folgenden werden die elf Landschaftsräume, die in der Studie „Salzburger Stadt_Landschaften“ herausgearbeitet wurden, vorgestellt:
Leopoldskroner Moorwiesen und Torfstiche
– Landschaft im Prozess
Wasser hat seit jeher das Landschaftsbild des Leopoldskroner Mooses geprägt und damit auch dessen Geschichte bestimmt. Die Entwässerungen des Moores im Zuge des Torfabbaus als auch die Regulierung der Glan haben den Wasserhaushalt wesentlich beeinflusst und zu Verlandungen im Moor geführt.
Extensivieren
Durch den zurückgehenden Druck der Landwirtschaft werden Rahmenbedingungen geschaffen, die Möglichkeiten bieten, der Landschaft ihren ursprünglichen Charakter wieder zu geben. Durch eine gezielte Deregulierung des Wassers können ausgewählte Bereiche wieder vernässt und der Glan in Abschnitten wieder ihr natürlicher Charakter gegeben werden.
Ziele
* Erhalt und Entwicklung der besonderen Schönheit der Moor- und
Wiesenlandschaft
* Erhalt und Entwicklung eines hohen Erlebnis- und Erholungswertes
Erlebbarmachung der Geschichte des Moores
Leopoldskroner Gartenlandschaft
– „Schön und Nützlich“
Kennzeichnend für diesen Raum sind seine Vielzahl gärtnerischer Gestaltungs- und Nutzformen: vom Schlosspark, der Parkanlage, dem Leopoldskroner Weiher oder der Stadtgärtnerei samt ihren Glashäusern über Kleingärten bis hin zum Freibad. Dieser Landschaftsraum stellt gleichzeitig Park und Garten dar, bietet einerseits Möglichkeiten der Erholung und sportlichen Aktivität und andererseits die Möglichkeit der wirtschaftlichen Nutzung.
Etablieren
Die Verbindung des „Schönen mit dem Nützlichen“ führt zu einem hohen Gebrauchswert der Fläche, der durch ein Gesamtkonzept unter dem Motto des „Gärtnerischen“ erhalten und verstärkt werden soll. Ein Netz von Alleen und Wegen verbindet die verschiedenen Teilräume und gibt Orientierung.
Ziele
* Das Gärtnerische als übergeordnetes Gestaltkonzept
* Erweiterung des Angebotes an Kurz- und Feierabenderholung
* Verbesserung der öffentlichen Durchwegung zwischen den Gärten
Innere Berge
– „Mühsal und Ge(h)lüste“
Die ausgeprägte Topographie der Inselberge macht diesen innerstädtischen Landschaftsraum weithin sichtbar - seine Kuppen bilden die naturräumliche Kulisse des Altstadtkerns. Die Festung und weitere historische Wehranlagen prägen das Bild ebenso, wie das unterschiedliche Aussehen der Berge: der Mönchsberg durch seine Felswände „grau“, der Kapuzinerberg durch seine dichten Waldbestände „grün“.
Pointieren
Der Erhalt und die Erweiterung der Erholungsfunktion sowie die Aufwertung der historischen Substanz – auch unter dem Gesichtspunkt touristischer Nutzung - sind wesentliche Ziele in diesem Landschaftsraum.
Ziele
* Erhalt bzw. Steigerung der Erholungsfunktion
* Aufwertung der historischen Substanz auch zur touristischen Nutzung
* Verstärken des unterschiedlichen Aussehens von Mönchs- und Kapuzinerberg
* Entwicklung von Vorrangflächen für Naturschutz und Erholung ohne
gegenseitigen Ausschluss
Morzger Wiesen und Wälder
– „Agro_Kultur“
Der Landschaftsraum der Morzger Wiesen und Wälder wird auf Grund seiner guten Bodenqualität überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Während der südliche Teil der Raumeinheit ein in sich ruhendes Bild bäuerlicher Kulturlandschaft wiedergibt, ist der nördliche Teilraum von einer intensiven Verzahnung der offenen Landschaft mit dem Siedlungsraum geprägt. Weiters fehlen im nördlichen Bereich natürliche Strukturelemente, wodurch der Raum ausgeräumt wirkt.
Profilieren
Zur Identitätsschaffung des Raumes braucht es ein prägnantes Landschaftsbild, das unverwechselbar und stark genug ist, um dem künftigen Siedlungsdruck standzuhalten. „Grüne Inseln“ als Aufenthaltsräume, die durch ein Netz von Obstbaumalleen verbunden sind, fügen sich dabei an die rechtwinkelige Struktur landwirtschaftlicher Flächen an.
Ziele
* Erhalt und Weiterentwicklung der Naherholung
* Verbesserung des Landschaftsbildes beispielsweise durch die Anlage von
Baumhainen als Verweilorte
* Verbesserung der ökologischen Funktionen und der Wohlfahrtswirkung des
Waldes z.B. durch ökologische Waldwirtschaft
Hellbrunner Park- und Kulturlandschaft
– „Spiegel der Geschichte“
Wesentliches Merkmal des lang gestreckten Landschaftsraumes ist die mittig verlaufende Hellbrunner Allee, die eine Verbindung zwischen dem Hellbrunner Schloss samt Parkanlage und der Festung herstellt. Wie Inseln sind Gutshöfe und Schlösser mit dazwischen liegenden Wiesen und Äckern an die Hellbrunner Allee angelagert.
Inszenieren
In der klaren Raumstruktur spiegeln sich gesellschaftliche Hierarchien und Machtverhältnisse ihrer Entstehungszeit wider. Der Landschaftsraum ist bewusst komponiert und gestaltet und bildet damit den Prototyp der idealen Parklandschaft. Die Hellbrunner Park- und Kulturlandschaft soll in ihrem Bestand gesichert und erhalten bleiben.
Ziele
* Erhalt der besonderen Schönheit dieser kulturhistorisch bedeutsamen
Landschaft
* Erhalt und Steigerung des hohen Erholungswertes auch für den Tourismus
* Erlebbarmachung der Landschaft als Spiegel ehemaliger
Gesellschaftsstrukturen
Aigner Parkhänge
– „Aigen_Art“
Wesentliche Merkmale des Landschaftsraumes sind die durch dichte Gehölzstreifen voneinander getrennten Wiesenflächen. Zusammen bilden sie ein bandförmiges Mosaik an Teilräumen. Besondere Ausstrahlung verleihen dem Landschaftsraum die allein und randlich stehenden Villen sowie das Schloss Aigen.
Nobilitieren
Durch die massive Siedlungsentwicklung in den 70er Jahren wurde das ursprüngliche Erscheinungsbild der Aigner Parkhänge verschüttet, das ehemals durch noble Villen und großzügige Gartenanlagen geprägt war. Über die Entwicklung eines neuen Typs von Landschaftspark kann dieses Bild wiederbelebt werden. Durch das Verstärken der Teilräume und den Einsatz von ästhetischen Gestaltungselementen soll dabei an die künstlerische Vergangenheit Aigens angeknüpft werden.
Ziele
* Steigerung der Erholungsfunktion für Feierabend- und Wochenenderholung
* Weiterentwicklung des Raumes auch zu einem touristischen Ziel
* Erhalt des vielfältigen Landschaftsbildes im Übergangsbereich zwischen
Stadt und Mittelgebirge
Äußere Berge
– „Waldungen“
Der Wald ist für den Landschaftsraum der Äußeren Berge kennzeichnend und ist wesentlicher Erholungsraum für die StadtbewohnerInnen. Durch die Faktoren Klima, Relief und Boden haben sich verschiedene Waldtypen ausgebildet, die Mystik und Märchen im und um den Wald erleben lassen.
Akzentuieren
Grundlegende Zielsetzungen für diesen Raum sind der Erhalt und die Aufwertung der Wald- und Wiesenlandschaft sowie eine verstärkte fußläufige Erschließung, um den Landschaftsraum für den Erholungssuchenden und naturverträgliche Sportarten erleb- und nutzbar zu machen.
Ziele
* Erhalt und Verstärkung der fußläufigen Erschließung der waldreichen
Mittelgebirgslandschaft für Tages- und Wochenenderholung
* Erhalt der Wiesenflächen als Grundlage für ein vielfältiges
Landschaftsbild
Plainberg, Söllheimer Wiesen- und Hügelland
– „Heiteres Idyll“ im Sölheimer Tal
Im Gegensatz zur Hellbrunner Parklandschaft sind die im Stadtgebiet liegenden Hänge des Plainberges sowie das Söllheimer Wiesen- und Hügelland frei von Herrschaftssymbolen – Sichtachsen fehlen und werden auch nicht angestrebt. Seine Strukturelemente sind Wiesen, Bachläufe, Baumgruppen und vereinzelt Gehöfte.
Stabilisieren
Trotz der Einschnitte durch die Autobahn und Eisenbahntrasse überwiegt der Eindruck der Idylle im Söllheimer Tal. Der Erhalt der für diesen Raum typischen Strukturen wie Wiesen, Bäche und Baumgruppen ist daher das oberste Ziel.
Ziele
* Erhalt der Kuppen und Talräume als typische Struktur für diesen Raum
* Sicherung und Weiterentwicklung des Erholungswertes
* Entwicklung der Teilräume als in sich geschlossene, kleinteilige
Landschaften
* Erhalt der Moorreste im Samer Mösl
* Steigerung der Attraktivität der Verbindung nach Maria Plain
Erholungslandschaft Salzachseen
– „Ruhe und Bewegung“
Wesentliches Merkmal dieser Einheit sind zwei gegensätzlichen Teilräume: das offene, landwirtschaftlich genutzte Glanbachtal, das mit seiner auffallend rechtwinkeligen Raumstruktur ein Ort der Ruhe ist. Komplementär dazu liegen die Salzachseen wie Lichtungen im dicht bewachsenen Raum. Sie stellen die Orte der Aktivität und sportlichen Betätigung dar.
Intensivieren
Ziel ist die Steigerung der Gegensätzlichkeit dieser beiden Teilräume, die wesentlich das Landschaftsbild prägen. Insbesondere für den Bereich um die Salzachseen sollen verstärkt Sportmöglichkeiten angeboten werden.
Ziele
* Erhalt und Steigerung der Gegensätzlichkeit der Teilräume
* Steigerung des Erholungswertes insbesondere bei den Salzachseen
* Offenhalten des Glanbachtales
Maxglaner Zwischenlandschaft
– „Metamorphosen“
Die Maxglaner Zwischenlandschaft ist ein Hybrid zwischen Stadt und Landschaft mit einem Gemisch aus Flughafen, Firmenarealen, Wohngebieten und Resten landwirtschaftlicher Flächen. Seine besonderen Merkmale sind Dynamik, Offenheit der Landschaft, Vielfalt an Nutzungen und das Ineinandergreifen von Stadt und Land.
Transformieren
Vorrangiges Ziel ist daher die Verbesserung der Nutzbarkeit des Landschaftsraums und der Freiräume, beispielsweise durch die temporäre Nutzungen von Freiflächen für Freizeitaktivitäten und unorganisierten Sport (z.B. Fußball). Zusätzlich soll mit Hilfe besonderer Architektur (z.B. „Leuchttürme“ zum Beobachten des Geschehens am Flughafen), die Qualität des Landschaftsbildes erhöht und den Siedlungsraum klarer abgrenzt werden.
Ziele
* Verbesserung der Nutzbarkeit des Landschaftsraumes und der inneren
Freiflächen
* Entwicklung von Konzepte für zeitlich begrenzte Nutzungen von
Freiräumen, z.B. für Fußballspielen
* Verbesserung der ökologischen Funktionen durch Aufwertung des Naturraumes
Flusslandschaft
– „Sequenzen“
Die Salzach durchfließt die Stadt in Süd-Nord Richtung und lässt dabei nur noch an wenigen Stellen im äußersten Norden und Süden den ursprünglichen Aucharakter erahnen. Heute sind das regulierte Flussbett und die gesicherten Ufer prägend für den Fluss, wobei die Art der Uferbefestigung in enger Abhängigkeit zur Umgebung steht. Der innerstädtische Abschnitt wirkt aufgrund seiner unbewachsenen Ufer sehr offen und weit, ein Stück außerhalb säumen bereits dichte Ufergehölze den Fluss und schirmen ihn so von den angrenzenden Bereichen ab.
Integrieren
Ziel ist es, die Salzach als Lebensader der Stadt in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen und für sie nutzbar zu machen. Das soll durch das Sichtbarmachen der unterschiedlichen Abschnitte, beispielsweise durch die Revitalisierung von Auabschnitten oder das Entwickeln von Lichtkonzepten im urbanen Bereich passieren.
Ziele
* Verstärktes Einbinden des Flusses in die Stadt z.B. durch eine
verbesserte Zugänglichkeit
* Herausarbeiten der Unterschiedlichkeit der Flussabschnitte
Erholungsfunktion des Flussraumes aufwerten und verstärken
* Naturnähe des Flusses in Teilbereichen zulassen – dem Fluss Raum geben
Der Grüne Ring
Der Grüne Ring verknüpft die Stadt_Landschaften miteinander und macht sie in ihrer Gesamtheit erfahrbar. „Besondere Orte“ mit Stationen oder temporären Interventionen entlang des Weges machen auf die spezifische Schönheit, Geschichte und Entwicklungspotentiale des Raumes aufmerksam.
Der Verlauf des Grünen Ringes ist in großen Teilabschnitten bereits vorhanden. In einigen Bereichen müssen aber noch bestehende Lücken, beispielsweise durch die Anlage neuer Wege geschlossen und der Grüne Ring in seiner Gesamtheit durch die oben genannten Gestaltungsmaßnahmen aufgewertet werden.
Stockklauser, Doris (11451)