Frauenpreise für herausragende Berichterstattung zur Corona-Krise

„Irma von Troll-Borostyàni-Preise“ verliehen
09.03.2021

Die Preisträgerinnen des diesjährigen „Irma von Troll-Borostyàni-Preises“ sind die Bloggerin Anja Bachl und die SN Redakteurinnen Katharina Maier, Sabrina Glas und Simona Pinwinkler. Sie wurden am gestrigen Weltfrauentag für ihre journalistischen Beiträge zum Thema Expertinnen in der Corona-Krise ausgezeichnet. Die beiden Preise sind mit je 3.000 Euro dotiert.

„Die Lebensrealität für Frauen hat sich im vergangenen Jahr stark verändert. Herausragende Berichterstattung ist dabei über den einfachen Befund, es wäre ein Rückfall in traditionelle Rollenmuster, hinausgegangen und hat verschiedene Blickwinkel und tieferliegende Ursachen hinzugenommen. Auch der Verlauf des Jahres hat unterschiedliche Aspekte, von der angenehmen Entschleunigung über Dreifachbelastung bis hin zu Einsamkeit und finanziellen Nöten, hervorgebracht. Ich gratuliere den Preisträgerinnen zu ihrer journalistischen Arbeit und ihrem feministischen Beitrag“, so Frauenlandesrätin Andrea Klambauer.

„Was und wer medial sichtbar ist, prägt unser Denken und unsere Wahrnehmung der Krise. Wir zeichnen zum diesjährigen Frauentag herausragende journalistische Leistungen von Frauen aus. Sie zeigen uns klar, welche tragende Rolle Frauen in der Corona-Krise spielen und wie sehr sie zur Bewältigung beitragen – aber auch, woran sie scheitern und trotzdem nicht aufgeben“, sagt Stadträtin Anja Hagenauer, zuständig für Soziales und Frauen.

Die Preisträgerinnen
Anja Bachl publizierte während der Pandemie auf Instagram und Facebook sehr persönliche Beiträge, die für die  Jury im besten Sinne eines „Citizenjournalism“ herausstachen. Sie ist selbst alleinerziehende Mutter und in der Pflege tätig – aus diesen Gründen also besonders von den Rahmenbedingungen der Pandemie betroffen. Sie setzte sich kritisch mit den neuen Lebensrealitäten auseinander, die ihr Leben genauso wie jenes vieler anderer Frauen durcheinander würfelte - und neu definierte. „Ihre Postings sind in einer mitreißenden, aufrüttelnden Sprache verfasst, sehr poetisch und emphatisch, ehrlich und offen. Sie macht spürbar und nachvollziehbar, wie die alte und neue männlich definierte „Normalität“ Frauen belastet. Sie zeigt deutlich, warum Frauen diese nicht hinnehmen wollen – und nicht hinnehmen sollen“, so die Begründung der Jury.

Einen ganz anderen Zugang zum Leben von Frauen unter Covid-19-Bedingungen wählte das Autorinnen-Trio bestehend aus Simona Pinwinkler, Sabrina Glas und Katharina Maier. Sie zeigten im Frühling 2020 in den Salzburger Nachrichten in ihrem Text „Frauen navigieren durch die Coronakrise“, dass die Krise Frauen anders betraf und betrifft als Männer: Frauen erhalten das System, während Männer die Welt erklären. Die Autorinnen sprachen mit sechs Frauen in verantwortungsvollen Positionen über ihren Fachbereich, und deren persönliche Betroffenheit vom Leben mit Covid-19. Entstanden sind so sechs Kurz-Porträts von Expertinnen die zeigten, dass die „Krise Ungleichheiten verstärkte“ und dass das bei jenen, die uns politisch oder mit ihrer Expertise durch die Krise steuern, genau umgekehrt ist: Da hatten gerade zu Beginn mit einer satten Mehrheit Männer das Sagen.

Zwei weitere Ehrenpreise
Darüber hinaus hat die Jury 2021 noch zwei weitere Einreichungen lobend erwähnt:

„Die Omas gegen rechts“ mit ihren sprechenden Steinen. Mit dem Logo der Omas – und  vor allem Botschaften wie „Wir lassen uns nicht kleinkriegen“, „Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“ oder „Wut und Mut“  – machten sie darauf aufmerksam, dass es Politik für alle Menschen braucht.

Auch Dorina Pacher fällt nicht unter die diesjährigen Bewertungskriterien. „Mit Lippenstift gegen Lukaschenko“ in den Salzburger Nachrichten beschrieb sie eindrücklich, wie der Protest der Belarussinnen auch ein Aufbegehren gegen veraltete Geschlechtsstereotype ist.

Über den Irma von Troll-Borostyáni-Preis
Alle drei Jahre wird die nach der Salzburger Feministin Irma Troll-Borostyáni benannte Auszeichnung vom Frauenbüro der Stadt und dem Referat Frauen, Diversität und Chancengleichheit des Landes verliehen. Anlässlich des „Internationalen Frauentags“ werden Frauen, Frauenprojekte oder Einrichtungen ausgezeichnet, die sich für Verbesserungen der Lebensbedingungen und Rechte von Frauen und Mädchen in Land und Stadt Salzburg engagieren, regional nachhaltig und erfolgreich wirken und Zivilcourage zeigen.

Jury und Schwerpunkt 2021
Ausgezeichnet wurden heuer journalistische, künstlerische und kreative Arbeiten von Frauen, die sich kritisch, analytisch, enthüllend, anregend oder feuilletonistisch mit schwierigen Situationen von Frauen während der Pandemie auseinandersetzten.

Martina Madner
Jurysprecherin, Journalistin bei der Wiener Zeitung und Vorstandsvorsitzende des Frauennetzwerks Medien in Wien)

Cornelia Brunnauer
Leiterin des Instituts Gendup an der Paris- Lodron-Universität in Salzburg

Elisabeth Klaus
Leiterin des interuniversitären Schwerpunkts Wissenschaft und Kunst, Paris Lodron Universität und Mozarteum Salzburg

Seda Röder
Konzertpianistin und Gründerin des Beratungsunternehmens „The Mindshift“

Christine Schrattenecker