SToP Partnergewalt: Es ist 5 nach 12

19 Femizide sind 19 zu viel: Österreichweite Aktion „Denk.Mal“
16.10.2023

19 Frauen wurden in Österreich dieses Jahr bereits Opfer tödlicher Gewalt. Dazu kommen 36 Mordversuche. Der Täter war in den meisten Fällen der (Ex)-Partner. Um auf diese Femizide hinzuweisen, fand diesen Montag, 16. Oktober 2023, eine österreichweite Aktion statt. Unter dem Motto „Denk.Mal“ wurden an verschiedenen Standorten – von Wien, Linz, Leibnitz, Innsbruck bis Völkermarkt – zeitgleich um 12.05 Uhr – Denkmäler verhüllt. Die Stadt Salzburg beteiligt sich daran und verhüllt mit Vertreterinnen und Vertretern von „SToP Partnergewalt“ die 17 Zwergerl im berühmten Zwergerlgarten.

    Verhüllten heute symbolisch die 17 Zwerge im Zwergerlgarten:
    Die Männer und Frauen von SToP Partnergewalt gemeinsam mit Stadträtin Andrea Brandner (vor Zwerg rechts), Projektleiterin Doris Wlczek-Spanring (links), Abteilungsvorstand der Sozialabteilung Patrick Pfeifenberger (dahinter) und BWS-Koordinator Andreas Zwettler (rechts hinten).

    „Als wir diese Aktion geplant haben, waren es noch 17 Mordopfer. Mittlerweile sind es traurige 19. Die 17 Zwerge reichen also nicht einmal mehr aus, um symbolisch für jedes Opfer zu stehen“, so Sozialstadträtin Andrea Brandner im Rahmen der Aktion. Und weiter: „Wir wollen mit dieser Aktion als Stadt ein deutliches Zeichen setzen und ich habe mich sehr dafür eingesetzt, dass das erfolgreiche Projekt SToP Partnergewalt bei uns in Salzburg fortgeführt und erweitert wird. Denn nur wenn wir alle hinschauen, können wir Gewalt verhindern!“

    Über SToP – Stadtteile ohne Partnergewalt
    StoP ist ein Gewaltpräventionsprojekt und setzt an, wo häusliche Gewalt passiert: Am Wohnort, in der Nachbarschaft. Nachbar:innen werden dazu ermutigt, Zivilcourage zu zeigen und Partnergewalt nicht zu verschweigen oder zu dulden. SToP informiert und hilft, häusliche Gewalt früh zu erkennen und zu unterbrechen

    Das urheberrechtlich geschützte Konzept „StoP“ wurde vor über zehn Jahren von der Hamburger Hochschul-Professorin Sabine Stövesand entwickelt und in Deutschland in vielen Stadtteilen bereits erfolgreich umgesetzt. In Österreich gibt es mittlerweile 28 Standorte, die das Projekt umsetzen.

    Ausweitung auf ganze Stadt Salzburg geplant
    Im Jahr 2022 hat die Stadt Salzburg als eine der ersten Kommunen in Österreich das Projekt „StoP - Stadtteile gegen Partnergewalt“ im Stadtteil Lehen implementiert, das Projekt wird von Mitarbeiter:innen des Bewohnerservice Lehen organisiert.

    Konkret passiert das – nach einem personellen Wechsel – durch die Person von Doris Wlczek-Spanring. Sie hat das Projekt von ihrer Vorgängerin übernommen und unlängst die nötige fachliche Ausbildung in Hamburg absolviert. „Ich freue mich, dieses wichtige Projekt betreuen zu dürfen. Man kann sich das so vorstellen: Es werden laufend Nachbarschaftstische organisiert, bei denen über das Thema informiert und sensibilisiert wird. Frauen und Männer können sich aktiv gegen Gewalt einbringen, gemeinsam werden Aktionen geplant und durchgeführt. Wir freuen uns auch immer über Neuzugang von Menschen die aktiv etwas verändern möchten“, so Wlczek-Spanring.

    Nun wird das Projekt in Salzburg sukzessive weiter ausgerollt. Konkret werden das Bewohnerservice Süd und das Bewohnerservice Liefering nächstes Jahr mit der Umsetzung in ihrem Stadtteil beginnen. Derzeit machen die Mitarbeiter:innen die dafür nötige Ausbildung.

    Daten und Fakten

    • In Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher und/oder sexueller Gewalt innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen (erlebt ab dem Alter von 15 Jahren) betroffen – das sind nahezu 35% der weiblichen Bevölkerung.
    • Über 60 Frauen sind schwerster Männer/Partner-Gewalt ausgesetzt. (Quelle: Statistik Austria, 2021)
    • Jährlich sind 10.000 Kinder und Jugendliche indirekt mitbetroffen von Partnergewalt. (AÖF – Femizide in Österreich)

    Christine Schrattenecker