#17 Warnsignale einer beginnenden Gewaltbeziehung
Eine von fünf.
So viele Frauen erleben laut Kriminalstatistik regelmäßig häusliche Gewalt – unabhängig von sozialer Schicht und kulturellem Hintergrund. Beziehungsgewalt geht durch ALLE gesellschaftlichen Schichten und ist längst kein Randgruppenphänomen mehr. Sie entwickelt sich schleichend und steigert sich unbemerkt.
Die meisten offensichtlichen Anzeichen einer Gewaltbeziehung sind sichtbar (z.B. blaue Flecken, Würgemale, körperliche Verletzungen) und hörbar (z.B. lauter Streit, Verwüstung der Wohnung). Trotzdem leugnen Opfer oft die Gewalttaten oder suchen Ausreden dafür: „Ich bin die Treppe hinuntergestürzt”, etc.
Das Motiv ist nicht Gewalt
Den Täter:innen geht es meist nicht um körperliche Gewalt, sondern um Kontrolle und Macht. Durch anfangs „harmlose“ Kontrollanrufe oder das Einnehmen der gesamten Freizeit bringen sie das Opfer dazu, sich mehr und mehr von Familie und Freundeskreis zu isolieren. Am Ende sind Betroffene oft nicht mehr selbst in der Lage, sich aus einer destruktiven Beziehung zu lösen. Umso wichtiger ist es, dass Anzeichen sowohl von Freunden, Kollegen oder der Familie erkannt werden, als auch vom Opfer selbst.
Beziehungsgewalt fängt immer da an, wo Unbehagen und Angst aufkommen und wo das eigene Verhalten zunehmend vom Partner bestimmt wird. Es ist wichtig, Gefühle und mögliche Anzeichen einer beginnenden Gewaltbeziehung ernst zu nehmen.
#1 Sie zweifeln an Ihrem Bauchgefühl
Redet Ihr:e Partner:in von Liebe, fügt Ihnen aber trotzdem Verletzungen zu? Machen Sie sich bewusst, dass das nicht akzeptabel ist und Sie das Problem nicht kleinreden dürfen! Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl – was für Sie nicht in Ordnung ist, darf nicht toleriert werden. Reden Sie am besten mit einer vertrauten Person über Ihre Zweifel und Ängste.
#2 Sie haben Angst, den/die Partner:in zu verärgern
Reagieren Sie bei Wutausbrüchen des Partners/der Partnerin nicht mit einer Angsthaltung. Oft versuchen Täter:innen, die Opfer durch Schuldzuweisungen zu verunsichern. Ganz nach dem Motto: „Würdest du dich nicht so verhalten, würde ich mich jetzt nicht aufregen.“ Aufopferndes und zuvorkommendes Verhalten aus Opfersicht, um jeden Ärger zu vermeiden, ist hier der falsche Weg. Ebenso das Unterlassen von Kritik am Partner.
#3 Ständige Kontroll-Anrufe
Kontrolle in Gewaltbeziehungen ist omnipräsent. Liest der/die Partner:in laufend Nachrichten auf Ihrem Smartphone, kennt alle Passwörter und ruft ständig an, um Sie zu kontrollieren? Dieses Verhalten kann zwar auch auf krankhafte Eifersucht zutreffen, es ist aber wahrscheinlich, dass es zu Gewalt in der Beziehung kommen wird oder schon gekommen ist.
#4 Sie haben kaum mehr Kontakt zu Freunden und Familie
Sie gehen Ihren Hobbies schon längere Zeit nicht mehr nach und ziehen sich immer mehr zurück? Die gewaltausübenden Personen reden den Freundes- und Bekanntenkreis des Partners oft schlecht und erreichen dadurch eine soziale Isolation des Opfers.
#5 Sie übernehmen die Ansichten ihres Partners/ihrer Partnerin
Sich für alles zu begeistern, was dem/der Partner:in gefällt, ist nicht unbedingt romantisch. Ebenso wenig, wie nach seinem/hrem Mund zu reden, um ihn/sie nicht zu verärgern. Im schlimmsten Fall geht das so weit, dass Meinungen und Interessen komplett übernommen werden und das eigene Selbstbewusstsein immer mehr schwindet.
#6 Sie sind finanziell abhängig von ihrem/ihrer Partner:in
Auch die finanzielle Abhängigkeit kann ein Anzeichen für eine:n machtausübende:n Partner:in sein. Wenn Sie kein eigenes Konto besitzen, der/die Partner:in das gesamte Geld kontrolliert oder er/sie ungefragt auf Ihr Eigentum zugreift, handeln Sie! Bestehen Sie auf ein eigenes Konto und geben Sie die Zugriffsdaten nicht weiter!
Diese Beziehungen tun gut
Ein respektvoller Umgang bedeutet, Zeit miteinander zu verbringen, aber auch jedem Zeit für sich zu lassen. Eine respektvolle Beziehung funktioniert auch trotz unterschiedlicher Interessen und Einstellungen. Man akzeptiert auch andere Ansichten und hat Vertrauen zueinander.