#20 Zivilcourage: Sicherheit geht uns alle etwas an
„Was geht mich das an?“ ist DIE zentrale Frage in Sachen Zivilcourage. Man traut oder möchte sich nicht in brenzlige Situationen einmischen oder sich selbst nicht in Gefahr bringen. Das ist auch okay. Oft geht es nicht so sehr ums Einschreiten, sondern um Zeugeninformationen für die Polizei oder das Absetzen eines Hilferufs. Fakt ist aber: Wenn Sie eine Gewalttat wahrnehmen, sind Sie automatisch ein wichtiger Teil der Situation.
Die Form der Zivilcourage ist von der einzelnen Person abhängig: Manche trauen sich mehr zu, andere weniger. Wichtig ist, nicht wegzuschauen und notfalls die Polizei oder Rettung zu verständigen.
Wenn Sie eine Gewaltsituation beobachten:
- Versuchen Sie, die Situation einzuschätzen. Ein „komisches“ Bauchgefühl täuscht meistens nicht. Fragen Sie im Zweifelsfall die betreffende Person, ob sie Hilfe benötigt.
- Wenn Sie laut Fragen in den Raum werfen, stören Sie die eskalierende Situation. Dabei reicht es oft, stehen zu bleiben und hinzusehen oder von weitem zu rufen: „Wie komme ich von hier zum Rathaus?“
- Ermutigen Sie andere Personen, einzuschreiten und sagen Sie zum Beispiel: „Wir helfen jetzt gemeinsam!" Zu viel Aufmerksamkeit ist den meisten unangenehm und Sie beenden ein belästigendes Verhalten.
- Nehmen Sie Kontakt mit der betroffenen Person auf. Diese steht oft unter Schock und darf nicht alleine gelassen werden. Sagen Sie klar: „Ich helfe Ihnen.“
- Setzen Sie keine Gewalt gegen die provozierende Person ein. Das kann die Situation weiter verschlimmern. Halten Sie Abstand, bleiben Sie ruhig und unterlassen Sie verbale Provokationen.
- Wenn Sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, können Sie das Personal zu Hilfe holen.
- Versuchen Sie, sich die Schuldigen genau einzuprägen – das Gesicht, die Kleidung und den Fluchtweg. Das ist wichtig für eine spätere Zeugenaussage.
- Wenn die Situation zu eskalieren droht, rufen Sie die Polizei.
Es kann natürlich vorkommen, dass keine fremde Hilfe erwünscht ist und als Einmischung empfunden wird. Seien Sie deshalb auch auf Ablehnung gefasst. Im Endeffekt liegt es in der Selbstverantwortung der einzelnen Personen, ob sie Hilfe annehmen wollen.
Zivilcourage kann auch auf einer anderen Ebene passieren. Im Alltag gibt es viele Situationen, die Achtsamkeit erfordern: in der Familie, bei der Arbeit, in der Nachbarschaft oder im Freundes- und Bekanntenkreis. Wenn Ihnen auch hier Ihr Bauchgefühl sagt, dass etwas nicht stimmt, sprechen Sie den Verdacht an und bieten Sie Unterstützung an. Betroffene schweigen oft aus Angst und Scham vor der jeweiligen Situation.
Auch beim Beobachten von Mobbing an der Schule oder am Arbeitsplatz, von rassistischen oder sexistischen Aussagen oder auch bei frauen- oder schwulenfeindlichen Witzen können Sie eingreifen und die diskriminierende Person direkt ansprechen und argumentieren, dass ihr Verhalten nicht angebracht ist. Denn ein respektvoller Umgang erleichtert uns allen das Leben. Hand aufs Herz: Sie arbeiten bestimmt selbst auch lieber in einer Umgebung, in der ein guter Ton gepflegt wird. Tragen Sie dazu bei.
Das Friedensbüro der Stadt Salzburg bietet spezielle Zivilcourage-Workshops an, in denen man deeskalierendes Verhalten erlernen kann.