Stadtsiegel in Gold für Elfriede Karl und Annemarie Schobesberger
In Anerkennung ihrer Verdienste um die Frauenpolitik hat Stadtoberhaupt Heinz Schaden heute Dienstag, 28. Juni 2016, im Marmorsaal des Schlosses Mirabell zwei gebürtige Stadt-Salzburgerinnen mit dem Stadtsiegel in Gold ausgezeichnet. Dem Festakt wohnten auch Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf, Vizebürgermeister Harry Preuner, Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer und Stadtrat Johann Padutsch bei. Elfriede Karl und Annemarie Schobesberger haben es beide – aus ganz unterschiedlichen politischen Richtungen kommend - auf ihrem Lebensweg geschafft, die „gläserne Decke“ zu durchstoßen, die den Karriereweg von Frauen behindert haben, führte Heinz Schaden in seiner Laudatio aus. Und Brigitta Pallauf ergänzt: "Es ist erfreulich, dass heute Verdienste um die Frauenpolitik mit dem Stadtsiegel in Gold geehrt werden. Wir verdanken den Pionierinnen der Frauenpolitik und ihrem Engagement viele Errungenschaften. Das Erreichte ist aber nicht selbstverständlich, das muss man sich immer wieder vor Augen führen. Ohne den Einsatz dieser tatkräftigen Frauen wären wir heute nicht dort, wo wir sind. Ich danke den Geehrten für ihre Anstrengungen. Wir geben uns Mühe, daran anzuknüpfen und weiter zu arbeiten."
Elfriede Karl, am 14. September 1933 in Salzburg geboren, war von 1971 bis 1983 im Kabinett Bruno Kreisky SPÖ-Staatssekretärin für Familienpolitik und Frauenfragen, danach bis 1984 in der Regierung Fred Sinowatz Bundesministerin für Familie, Jugend und Konsumentenschutz; im Anschluss daran arbeitete sie bis 1990 als Abgeordnete zum Nationalrat. Karl engagierte sich besonders in der Frauen- und Familienpolitik, in ihre Zeit als Staatssekretärin fallen etwa 1973 die Einführung der Fristenlösung, sie förderte berufstätige Mütter und machte sich gegen die Diskriminierung unehelicher Kinder stark. Die Verlängerung des Karenzurlaubs auf zwei Jahre, die Möglichkeit der partnerschaftlichen Teilung des Karenzurlaubes und Familienförderung auch für Unverheiratete mit Kindern und Alleinerziehende – das waren weitere wichtige Meilensteine im politischen Wirken Karls, die zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn in der Arbeiterkammer und in der Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter in Salzburg gearbeitet hatte.
„Kultur und Soziales unter einem Dach“
Auch die ÖVP-Politikerin Annemarie Schobesberger, am 12. Oktober 1931 ebenfalls in der Mozartstadt zur Welt gekommen, hat frauenpolitische Pionierarbeit geleistet. Sie zählt zu den wenigen Vertreterinnen der Zwischenkriegsgeneration, die es wagten, Familie, Beruf und politisches Engagement zu leben. Ein besonderes Anliegen war der langjährigen (1965 bis 1986) Redakteurin der „Salzburger Volkszeitung“ die Kommunalpolitik, von 1977 bis 1987 gehörte sie der ÖVP-Fraktion im Salzburger Gemeinderat an. 1985 bewahrte sie die Frauenhilfe Salzburg vor dem Zusperren, gemäß ihrem Motto „Kultur und Soziales unter einem Dach“ gelang es, im Franziskanerkloster ein zeitgemäßes Zentrum für Sozialarbeit und Frauenkultur aufzubauen. Bis heute gefragt sind der „Eltern-Kind-Service“ und der von ihr 2007 initiierte ehrenamtliche „Senioren-Besuchsdienst“. Besonders setzte sich Annemarie Schobesberger auch in der Seniorenpolitik ein, wo sie sich unter anderem der gerechten Pflegegeld-Verteilung und der Entkriminalisierung der heute selbstverständlichen 24-Stunden-Pflege widmete.

Johannes Greifeneder