Österreichischer Verwaltungspreis 2023 für Seniorenwohnhaus Nonntal

Projekt „New Work - einen menschengerechten Ort für die Arbeit gemeinsam gestalten“ ausgezeichnet
06.06.2023
Pflegedienstleiterin Heidi Hager und Hausleiter Christian Kagerer (rechts) mit Christian Kemperle (Sektionschef Öffentlicher Dienst).

Erneut erhält das Seniorenwohnhaus Nonntal eine Auszeichnung für seine moderne Organisations-Führung. Nach dem Sieg beim internationalen Modern Work Award vergangenes Jahr ist das nun die zweite Auszeichnung für Hausleiter Christian Kagerer und sein Team.

Flache Hierarchie, selbstorganisierte und eigenverantwortliche Teams: Die Arbeitsweise im Seniorenwohnhaus Nonntal basiert viel auf Vertrauen. „Ein zentraler Ansatz bei uns ist die konsequente Beteiligung von Betroffenen in Entscheidungs- und Veränderungsprozessen“, erzählt Hausleiter Christian Kagerer. Und: „Der Spruch ‚Niemand ist so klug wie wir gemeinsam‘ ist für uns Verpflichtung“. Neben der Abschaffung von Hierarchie, wird viel Wert auf wertschätzendes Feedback gelegt. „Unsere Form der Zusammenarbeit kann durchaus als radikal anders und damit somit zurecht als innovativ bezeichnet werden. Aber auch als besonders menschengerecht, weil es mit den Betroffenen erarbeitet wurde und darum auch von den Betroffenen gelebt und weiterentwickelt wird. Dass wir jetzt auch noch eine Auszeichnung beim Österreichischen Verwaltungspreis für unsere Arbeitsweise bekommen haben, freut uns sehr und bestärkt uns so weiter zu machen“, so Kagerer weiter.

Was ist New Work?  
Wenn Menschen einen Sinn in ihrer Arbeit finden, wird die Arbeit wertvoll. New Work, auch unter Modern Work bekannt, steht für alle guten Praktiken, die zur Entwicklung eines besseren Arbeitsumfelds beitragen. Sie orientiert sich an Sinn sowie an wertebasierten und auf den Menschen ausgerichteten Aspekten. New Work vereint Prinzipien einer Kultur des Lernens und Teilens, der Eigenverantwortung und Selbstführung und von Vielfalt.

Ziele der New Work im SWH im Detail:

Flache Hierarchie

  • Für 87 Kolleg:innen gibt es nur noch eine Hausleitung und eine Pflegedienstleitung (diese sind gesetzlich vorgeschrieben). Alle anderen Leitungsfunktionen wurden abgeschafft.

Betroffene werden Beteiligte

  • Bei allen Entscheidungen müssen die Betroffenen eingebunden werden. Dies gilt nicht nur für Kolleg:innen, sondern auch für Bewohner:innen des Hauses und deren Angehörige. Bei Entscheidungen, die sie betreffen, muss eine Einbindung stattfinden. Kolleg:innen können auch selbst eine Arbeitsgruppe gründen und Entscheidung in der Gruppe herbeiführen.

Neue Rolle für Haus- und Pflegedienstleitung

  • Die Funktion der Hausleitung und Pflegedienstleitung wurde dahingehend verändert, dass sie als Coach, Begleiter:in und Befähiger:in der Kolleg:innen fungieren und als Hüter der Spielregeln, sowie die Sinnmanager:innen im Haus sind.

Selbstführung, flache Hierarchie

  • Die großen Teams wurden in 10 kleine Teams (7-9 Kolleg:innen) umstrukturiert, welche sich selbst organisieren und großteils selbst ihre Entscheidungen treffen. Damit entsteht viel Handlungsspielraum und Agilität, die auch genutzt werden, um ganz rasch auf Wünsche von Bewohner:innen oder Angehörige eingehen zu können.

Verbesserung der Kommunikation

  • Ein wesentlicher Faktor ist eine gelungene Kommunikation. Daher wurde das Modell der „Gewaltfreien Kommunikation (GFK)“ n. Marshall Rosenberg eingeführt. Jährlich finden dazu Fortbildungen für alle Kolleg:innen statt. Für die Weiterbildungen werden aktuelle Problemstellungen im Bereich der Kommunikation aufgenommen und als Schwerpunkte gesetzt.

Gemeinsame Werte leiten unser Tun

  • Ein Organisationskompass wurde erarbeitet, der den Sinn und Zweck des Unternehmens beschreibt und in dem die Werte, die uns wichtig sind, vermerkt wurden. Entscheidungen müssen damit in Einklang gebracht werden.

Verbesserung der Information

  • Als rasches Kommunikationsmittel wurde eine APP eingeführt, welche einen Chat, eine Dateiablage und auch ein Projektmanagement Tool beinhaltet. Damit können auch Abstimmungen im ganzen Haus durchgeführt werden, um die Beteiligung möglichst unkompliziert und rasch zu gewährleisten.

Steigerung der Arbeitszufriedenheit

  • „Work Life Balance“ war gestern, ein sinnstiftender Arbeitsplatz ist die Zukunft. Die Faktoren „Zugehörigkeit, Selbstwirksamkeit und Sinnhaftigkeit“ sind nach Prof. Dr. Gerald Hüther wichtige Faktoren für die Arbeitszufriedenheit. In unserem Modell sind diese Faktoren im hohen Ausmaß berücksichtigt.

Christine Schrattenecker