1938: Neue Nazi-„Chefs“ waren durchwegs heimische Illegale
„Die NSDAP mit ihren Gliederungen und zahlreichen Verbänden wurde in der Forschung erstaunlicher Weise stark vernachlässigt.“ Das betonten Helga Embacher und Barbara Huber in ihrem Vortrag zur NS-Geschichte der Stadt Salzburg am Donnerstagabend, 17. Oktober 2013, in der TriBühne. Wahrscheinlicher Grund dafür: die Komplexität des Themas.
Nach dem „Anschluss“ habe sich die NSDAP in Österreich jedenfalls innerhalb kürzester Zeit an die deutschen Strukturen anpassen müssen: Vom Gauleiter bis zum Kreisleiter und Blockwart wurden die Positionen mit „verlässlichen“ Parteimitgliedern besetzt. In Salzburg kamen vor allem illegale Nationalsozialisten zum Zug. Besonders interessant: Die Ämter aller drei Parteiinstanzen wurden beinahe ausschließlich von in Österreich Geborenen geleitet. Daher stimmt die These, dass in der unmittelbaren Phase der Machtstabilisierung 1938 leitende Positionen innerhalb der NSDAP von Reichsdeutschen besetzt wurden, zumindest für Salzburg nicht.
Ausgangsbasis für ihre sozio-strukturelle Analyse der NSDAP war für Embacher und Huber ein Sample von 131 Gauamts-, Kreisamts- und Ortsgruppen-Leitern der Stadt Salzburg, inklusive der Gau- bzw. Kreisleiter selbst. Die Mehrheit auf Ebene des Kreises und der Ortsgruppen gehörte zur Nicht-Frontgeneration. Zum Zeitpunkt der Machtergreifung 1938 waren die politischen Leiter im Durchschnitt 38 Jahre alt.
Anhand der individuellen Fallgeschichten von Kreisbauernführer Johann Kastenauer, Kreisführer der NS-Volkswohlfahrt Manfred Weber und Ortsgruppenleiter für Lehen Josef Mader zeigten Embacher und Huber schließlich exemplarisch Entwicklungen im Rahmen der Entnazifizierung nach Kriegsende 1945 auf.
Karl Schupfer